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Kapitel 12 - Die Reformation In Frankreich VSL 195

Auf den Protest von Speyer und die Augsburger Konfession, die den Triumph der Reformation in Deutschland markierten, folgten Jahre des Kampfes und der Finsternis. Geschwächt durch Spaltungen in den eigenen Reihen und angegriffen von mächtigen Feinden, schien der Protestantismus dem vollständigen Untergang geweiht. Tausende besiegelten ihr Zeugnis mit ihrem Blut. Bürgerkriege brachen aus, und die protestantische Sache wurde durch einen ihrer führenden Anhänger verraten. Die Edelsten der reformierten Fürsten fielen in die Hände des Kaisers und wurden als Gefangene von Stadt zu Stadt geschleppt. Aber im Augenblick des scheinbaren Sieges erlitt der Kaiser eine Niederlage. Die Beute wurde seinen Händen entrissen, und er war gezwungen, die Lehren zu dulden, die er sein Leben lang vernichten wollte. Er hatte sein Reich, seine Schätze und selbst sein Leben aufs Spiel gesetzt, um die Ketzerei zu vernichten. Nun wurden seine Armeen in Schlachten aufgerieben, seine Schätze aufgezehrt und viele Gebiete seines Reiches durch Aufstände bedroht. Gleichzeitig breitete sich der neue Glaube, den er eigentlich ausrotten wollte, überall aus. Karl V. hatte gegen den Allmächtigen gekämpft. Gott hatte gesagt: »Es werde Licht”, doch der Kaiser wollte die Finsternis erhalten. Er hatte sein Ziel nicht erreicht. Vom langen Kampf erschöpft, dankte er als Kaiser vorzeitig ab und zog sich in ein Kloster zurück, wo er zwei Jahre später starb (1558). VSL 195.1