Go to full page →

Kapitel 35 - Gewissensfreiheit In Gefahr66Bei den kritischen Aussagen über die römische Kirche in diesem Kapitel muss bedacht werden,dass die Verfasserin das Papsttum des 19. Jahrhunderts erlebte und die Geschichte eines repressiven kirchlichen Systems vor Augen hatte. Die Situation des modernen Katholizismus wird im Anhang »Der römische Katholizismus — Kontinuität und Wandel« (S. 631) dargelegt. VSL 514

Die Protestanten stehen der römisch-katholischen Kirche gegenwärtig sehr viel wohlwollender gegenüber, als in früheren Jahren. In Ländern, in denen der Katholizismus nicht wächst und die Anhänger des Papsttums, um Einfluss zu gewinnen, eine versöhnliche Haltung einnehmen, existiert eine zunehmende Gleichgültigkeit gegenüber den Lehren, die die protestantischen Kirchen von der päpstlichen Hierarchie trennen. Immer mehr setzt sich die Ansicht durch, dass die Differenz in wesentlichen Punkten gar nicht so groß ist, wie bisher angenommen, und dass kleine Zugeständnisse auf protestantischer Seite zu einem besseren Einvernehmen mit Rom führen würden. Es gab eine Zeit, in der die Protestanten besonderen Wert auf die Gewissensfreiheit legten, die so teuer erkauft worden war. Sie lehrten ihre Kinder, das Papsttum abzulehnen und werteten den Versuch, nach Übereinstimmung mit Rom zu streben, als Untreue gegen Gott. Die heute an den Tag gelegte Haltung ist davon weit entfernt. VSL 514.1