“Da führte ihn der Teufel mit sich in die heilige Stadt und stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab; denn es steht geschrieben: ‘Er wird seinen Engeln deinetwegen Befehl geben; und sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.’” Matthäus 4,5.6. En 154.1
Um seine Macht zu beweisen, führte Satan Christus auf die Zinne des Tempels. Spiritual Gifts I, 32. En 154.2
Und wieder forderte er (Satan) Christus auf, zu beweisen, daß er wirklich Gottes Sohn sei, indem er sich aus der schwindelnden Höhe, auf die er ihn gestellt hatte, hinabstürze. Er versuchte, ihm einzureden, daß er sein Vertrauen in die bewahrende Fürsorge seines Vaters beweisen könne, wenn er sich von der Zinne des Tempels herabstürze. En 154.3
In seiner ersten Versuchung war Satan bestrebt, Gottes Liebe und Fürsorge für seinen Sohn in Frage zu stellen, indem er behauptete, daß diese wüste Umgebung und der Hunger nicht darauf schließen ließen, daß er eine gute Beziehung zu Gott habe. Damit hatte er keinen Erfolg. En 154.4
Als nächstes versuchte er, den Glauben und das vollkommene Vertrauen Christi in seinen himmlischen Vater, für seine Zwecke auszunutzen. Er wollte ihn zu einer Herausforderung Gottes verleiten: “Bist du Gottes Sohn, so wirf dich hinab, denn es steht geschrieben: ‘Er wird seinen Engeln deinetwegen befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt’.” The Review and Herald, 18. August 1874. En 154.5
Er (Satan) bedient sich heuchlerisch göttlicher Worte. Immer noch erscheint er als Engel des Lichts und beweist, daß er mit der Schrift vertraut ist und das Geschriebene versteht. Wie Jesus das Wort der Schrift anwandte, um seinen Glauben zu begründen, so gebraucht Satan es jetzt, um seinen Betrug zu unterstützen. Er betont, daß er nur die Treue des Herrn habe erproben wollen, und lobt dessen Beharrlichkeit. Da der Heiland Gottvertrauen bekundet hat, veranlaßt Satan ihn zu einem erneuten Beweis seines Glaubens. En 155.1
Doch gleich die nächste Versuchung leitet er ein, indem er Mißtrauen sät. “Wenn du Gottes Sohn bist ...” En 155.2
Christus wurde versucht, auf dieses “Wenn” einzugehen; aber er enthielt sich des geringsten Zweifels. Er wollte sein Leben nicht gefährden, nur um Satan einen Beweis seiner Göttlichkeit zu geben. Das Leben Jesu 109. En 155.3
Als Satan aus dem Versprechen in Psalm 91 zitierte: “Denn er hat seinen Engeln befohlen …”, ließ er bewußt die Worte: “… Daß sie dich behüten auf allen deinen Wegen” weg, denn damit sind Wege gemeint, die sich am Willen Gottes orientieren. Und Christus weigerte sich, einen anderen Weg als den des Gehorsams einzuschlagen. Obwohl er seinem Vater vollkommen vertraute, wollte er sich nicht unnötigerweise in eine Lage bringen, die das Eingreifen Gottes erfordert hätte, um ihn vor dem Tod zu bewahren. Er wollte nicht die Vorsehung herausfordern, und damit den Menschen ein schlechtes Beispiel bezüglich Gottvertrauen und Demut geben. The Signs of the Times, 10. Dezember 1902. En 155.4
Wenn sich Jesus von der Zinne des Tempels herabgestürzt hätte, wäre das nicht zur Ehre Gottes gewesen, denn niemand anders als Satan und die Engel Gottes hätten es gesehen. Christus sollte herausgefordert werden, seinem erbittersten Feind seine Macht zu beweisen. Das wäre ein Zugeständnis an den gewesen, den Jesus besiegen sollte. Spiritual Gifts I, 33. En 155.5
Jesus war auch aus der zweiten Versuchung als Sieger hervorgegangen, und nun zeigte sich Satan in seinem wahren Charakter: nicht als furchterregendes Ungeheuer mit Pferdehufen und Fledermausflügeln, sondern als mächtiger Engel, der er trotz seines Abfalls noch geblieben war. Er bekannte sich nun offen als Empörer und als Gott dieser Welt. En 156.1
Er zeigte Jesus, den er auf einen hohen Berg geführt hatte, alle Reiche der Welt in ihrer ganzen Herrlichkeit. Das Leben Jesu 112. En 156.2
In den ersten beiden Versuchungen hatte er (Satan) nicht sein wahres Gesicht und seine Absichten gezeigt, sondern sich als Bote des Himmels ausgegeben; jetzt aber gibt er sich zu erkennen als Fürst der Finsternis und beansprucht die Erde als seinen Herrschaftsbereich. The Spirit of Prophecy II, 95. En 156.3
Der große Verführer hoffte nun, Christus mit dem vordergründigen Glanz dieser Welt blenden zu können und zeigte ihm alle Königreiche der Erde mit all ihrer Herrlichkeit. Er, der aus dem Himmel gefallen war, versuchte, die Welt so darzustellen, als verfüge sie über den Glanz der himmlischen Welten, damit Christus seinen Raub als erstrebenswert ansehen und vor ihm niederfallen und ihn anbeten würde. The Signs of the Times, 28. März 1895. En 156.4
Sonnenlicht lag über der weiten Flur und schien auf die mit Tempeln und Marmorpalästen geschmückten Städte, auf fruchttragende Felder und riesige Weinberge. En 156.5
Die Spuren der Sünde waren verborgen. Jesu Augen, die soeben nur Verwüstung und öde Flächen gesehen hatten, wurden jetzt beim Anblick von so viel unvergleichlicher Schönheit gefesselt. Dazu erklang des Versuchers Stimme: “All diese Macht will ich dir geben und ihre Herrlichkeit; denn sie ist mir übergeben und ich gebe sie, welchem ich will. Wenn du nun mich willst anbeten, so soll es dein sein.” Lukas 4,6.7 ... En 156.6
Jetzt erbot sich Satan sogar, auf die ganze Macht, die er sich angemaßt hatte, zu verzichten. En 157.1
Es gab für Christus die Möglichkeit, der furchtbaren Zukunft zu entgehen, wenn er die Oberhoheit Satans anerkannte. Das wäre jedoch gleichbedeutend gewesen mit einer Niederlage in diesem Kampf. Das Leben Jesu 112. En 157.2
Jesus weist den Betrüger zurück, indem er ihn bei seinem wahren Namen nennt. Seine Göttlichkeit wird hinter der leidvollen Menschlichkeit erkennbar, und durch die Worte, die er spricht, festigt er die Autorität des Himmels. Er weist den Betrüger darauf hin, daß sein wahrer Charakter trotz der Verkleidung als Engel des Lichts dem Erlöser der Welt nicht verborgen geblieben ist. Er nennt ihn Satan, den Engel der Finsternis, der seine erste Heimat verlassen und Gott die Treue verweigert hat. The Signs of the Times, 28. März 1895. En 157.3
Satan mußte das Feld als endgültig geschlagener Feind verlassen. Als Christus ausrief: “Weiche von mir, Satan!”, blieb dem mächtigen gefallenen Engel keine andere Wahl, als zu gehorchen. Mächtigere Engel als er waren zum Kampf angetreten und wachten über die versuchte Seele, jederzeit bereit, dem Feind zu widerstehen. The Review and Herald, 24. April 1894. En 157.4