“Ich bin die Auferstehung und das Leben.” Johannes 11,25. Der, welcher gesagt hatte: “Darum liebt mich mein Vater, weil ich mein Leben lasse, daß ich’s wiedernehme” (Johannes 10,17), ging aus dem Grabe hervor zu einem Leben, das er in sich selbst hatte. Als Mensch starb er, die Gottheit starb nicht. In seiner göttlichen Natur besaß Christus die Macht, die Bande des Todes zu brechen. Er erklärt, er habe das Leben in sich selbst, um lebendig zu machen, wen er will. FG1 317.1
Alle Geschöpfe leben durch den Willen und die Kraft Gottes. Sie empfangen das Leben des Sohnes Gottes. Wie begabt und talentiert sie auch sein mögen, wie groß auch ihre geistigen Fähigkeiten sind, sie werden ständig mit Leben aus der Quelle allen Lebens erfüllt. Er ist der Ursprung, der Urquell des Lebens. Nur er, der allein Unsterblichkeit besitzt, der in Licht und Leben wohnt, konnte sagen: “Ich habe Macht, es [das Leben] zu lassen, und habe Macht, es wiederzunehmen.” Johannes 10,18. FG1 317.2
Die Worte Christi: “Ich bin die Auferstehung und das Leben” (Johannes 11,25) wurden von der römischen Wache deutlich gehört. Das ganze Heer Satans vernahm sie. Und auch wir verstehen sie, wenn wir hinhören. Christus war gekommen, um sein Leben als Lösegeld für viele hinzugeben. Als der gute Hirte hatte er sein Leben für die Schafe gegeben. Gottes Gerechtigkeit zeigte sich darin, daß er sein Gesetz in Kraft ließ und die Strafe verhängte. Dies war der einzige Weg, das Gesetz beizubehalten und es als heilig, gerecht und gut zu erklären. Es war der einzige Weg, die Sünde überaus sündig erscheinen zu lassen und die Ehre und Majestät der Autorität Gottes zu wahren. FG1 317.3
Das Gesetz als Grundlage der Herrschaft Gottes sollte durch den Tod des eingeborenen Sohnes Gottes verherrlicht werden. Christus trug die Sündenschuld der Welt. Nur auf die Menschwerdung und den Tod des Sohnes Gottes gründet sich unsere Hoffnung. Er konnte die Leiden ertragen, weil ihn göttliche Kraft erhielt. Er konnte aushalten, weil keine Spur von Untreue oder Sünde an ihm war. Christus errang den Sieg um des Menschen willen, indem er so die gerechte Strafe trug. Er sicherte den Menschen ewiges Leben, während er das Gesetz erhöhte und es verherrlichte. FG1 317.4
Christus war ausgestattet mit dem Recht, Unsterblichkeit zu verleihen. Das Leben, das er als Mensch hingegeben hatte, nahm er wieder auf und schenkte es der Menschheit. “Ich bin gekommen”, sagt er, “damit sie das Leben und volle Genüge haben sollen.” Johannes 10,10. “Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.” Johannes 6,54. “Wer aber von dem Wasser trinken wird, das ich ihm gebe, den wird in Ewigkeit nicht dürsten, sondern das Wasser, das ich ihm geben werde, das wird in ihm eine Quelle des Wassers werden, das in das ewige Leben quillt.” Johannes 4,14. FG1 318.1
Alle, die durch den Glauben an Christus mit ihm eins sind, gewinnen eine Erfahrung, die zum ewigen Leben führt. “Wie mich der lebendige Vater gesandt hat und ich lebe um des Vaters willen, so wird auch, wer mich ißt, leben um meinetwillen.” Johannes 6,57. Er “bleibt in mir und ich in ihm”. Johannes 6,56. “Ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken.” Johannes 6,54. “Denn ich lebe, und ihr sollt auch leben.” Johannes 14,19. FG1 318.2
Christus wurde eins mit dem Menschengeschlecht, damit die Menschen mit ihm in Geist und Leben eins würden. Kraft dieser Einheit im Gehorsam gegenüber dem Wort Gottes wird sein Leben zu ihrem Leben. Er sagt zu den Reumütigen: “Ich bin die Auferstehung und das Leben.” Johannes 11,25. Christus betrachtet den Tod als Schlaf — Stille, Dunkelheit, Schlaf. Er spricht davon, als wäre er kaum von Belang. “Wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben”, sagt er. Johannes 11,26. “Wer mein Wort hält, der wird den Tod nicht schmecken in Ewigkeit.” Johannes 8,52. “... der wird den Tod nicht sehen in Ewigkeit.” Johannes 8,51. Und für den Gläubigen ist der Tod von nur geringer Tragweite. Für ihn ist der Tod nur ein Schlaf. “So wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm einherführen.” 1.Thessalonicher 4,14. FG1 318.3
Während die Frauen als Zeuginnen für den auferstandenen Erlöser ihre Botschaft verkündeten und während Jesus sich darauf vorbereitete, sich einer großen Anzahl seiner Nachfolger zu offenbaren, spielte sich ein anderer Vorgang ab. Die römische Wache hatte den mächtigen Engel schauen dürfen, der bei der Geburt Christi das Siegeslied gesungen hatte, und die Engel hören können, die nun das Lied der erlösenden Liebe sangen. Bei der herrlichen Erscheinung, die die Wächter schauen durften, erschraken sie und waren wie tot. Als die himmlische Schar ihren Blicken entschwunden war, erhoben sie sich und eilten dem Gartentor zu, so schnell wie ihre schwankenden Glieder sie tragen konnten. Taumelnd wie Blinde oder Betrunkene, die Gesichter totenblaß, berichteten sie den Entgegenkommenden die erstaunlichen Vorgänge, deren Zeugen sie geworden waren. Boten liefen ihnen schnell voraus zu den maßgebenden Priestern und Führern und meldeten, so gut sie konnten, die außergewöhnlichen Vorkommnisse, die sich ereignet hatten. FG1 319.1
Die Wachen begaben sich zuerst auf den Weg zu Pilatus, aber die Priester und Führer ließen sie zu sich bringen. Diese verhärteten Soldaten boten ein eigenartiges Erscheinungsbild, als sie von der Auferstehung Christi Zeugnis ablegten und von den vielen Menschen, die er mit sich aus den Gräbern hervorgebracht hatte. Sie berichteten den maßgebenden Priestern, was sie am Grabe erlebt hatten. Sie hatten nicht die Zeit, irgend etwas anderes zu denken oder zu sagen als die Wahrheit. Aber die Führer waren über den Bericht ungehalten. Sie wußten, daß das Verhör Christi in der Öffentlichkeit großes Aufsehen erregt hatte, da es zur Zeit des Passafestes abgehalten worden war. Sie wußten, daß die erstaunlichen Ereignisse, die stattgefunden hatten — die übernatürliche Finsternis, das gewaltige Erdbeben — nicht ohne Wirkung bleiben konnten, und sie überlegten sofort, wie sie das Volk täuschen könnten. Die Soldaten wurden bestochen, damit sie eine Lüge verbreiteten. FG1 319.2