In diesen letzten Tagen hat Gott ein Volk erwählt und es zu Hütern seines Gesetzes gemacht; dieses Volk wird immer unangenehme Aufgaben zu erfüllen haben. “Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld und daß du die Bösen nicht tragen kannst; und hast versucht die, so da sagen, sie seien Apostel, und sind’s nicht, und hast sie als Lügner erfunden; und verträgst und hast Geduld, und um meines Namens willen arbeitest du und bist nicht müde geworden.” Offenbarung 2,2.3. Es wird viel Sorgfalt und unaufhörliche Mühe erfordern, das Böse von der Gemeinde fernzuhalten. Straffe und unparteiische Zucht muß gehandhabt werden; denn manche, die nur fromm scheinen, werden versuchen, den Glauben anderer zu zersetzen, und insgeheim arbeiten, um sich selbst zu erhöhen. Sch2 188.1
Der Herr Jesus hat auf dem Ölberg deutlich erklärt: “Dieweil die Ungerechtigkeit wird überhandnehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.” Matthäus 24,12. Er spricht von Leuten, die von einer beachtlichen geistlichen Höhe gefallen sind. Laßt solche Worte wie diese mit ernster und läuternder Kraft in die Herzen eindringen. Wo sind der Eifer und die Hingabe an Gott, die der Größe der Wahrheit entsprechen, zu der wir uns bekennen? Die Liebe zur Welt oder zu irgendeiner Lieblingssünde hat das Herz der Liehe zum Gebet und zur Betrachtung heiliger Dinge entwöhnt. Eine Folge gottesdienstlicher Formen wird aufrechterhalten; doch wo ist die Liebe Jesu? Die geistliche Haltung stirbt ab. Soll diese Erstarrung, diese traurige Entartung, ein Dauerzustand werden? Soll das Licht der Wahrheit flackern und gar erlöschen in der Finsternis, weil es nicht durch das Öl der Gnade neu gespeist wird? Sch2 188.2
Könnte doch jeder Prediger und jeder andere Mitarbeiter diese Sache so sehen, wie sie mir gezeigt worden ist! Selbstüberschätzung und Selbstzufriedenheit töten das geistliche Leben. Das Ich wird erhöht, vom Ich wird gesprochen. Oh, daß das Ich doch sterben möchte! Der Apostel bekennt: “Ich sterbe täglich.” 1.Korinther 15,31. Wenn diese stolze und prahlerische Selbstzufriedenheit und diese behagliche Selbstgerechtigkeit in die Seele eindringen, bleibt kein Raum für Jesus. Ihm bietet man einen untergeordneten Platz an, während das Ich zu immer größerer Wichtigkeit anschwillt und schließlich den ganzen Tempel der Seele ausfüllt. Aus diesem Grunde kann der Herr so wenig für uns tun. Würde er auf unser Bemühen bauen, dann würde sich das Werkzeug seiner eigenen Klugheit, seiner Weisheit und Tüchtigkeit wegen alle Ehre zueignen und sich selbst beglückwünschen, wie jener Pharisäer es tat: “Ich faste zweimal in der Woche und gebe den Zehnten von allem, was ich habe.” Lukas 18,12. Wenn unser Leben in Christus verborgen ist, wird unser Ich nicht so häufig in den Vordergrund treten. Werden wir die Gesinnung des Geistes Gottes erlangen? Werden wir mehr auf praktische Frömmigkeit bauen als auf mechanische Ordnungen? Sch2 188.3
Christi Diener sollten gewissermaßen unter den Augen des Herrn und der Engel leben. Sie sollten bemüht sein, die Forderungen unserer Zeit zu verstehen, und sich vorbereiten, ihnen nachzukommen. Satan greift uns beständig mit neuen, uns noch unbekannten Mitteln an. Warum sollten dann die Offiziere im Heere Gottes untätig sein? Warum sollten sie eine Fähigkeit, die in ihnen liegt, ungenutzt lassen? Ein großes Werk liegt vor uns; und wenn es dabei am einmütigen Handeln fehlt, dann nur wegen der Eigenliebe und der Selbstüberschätzung. Tatkräftige und gemeinsame Arbeit werden wir nur leisten können, wenn wir sorgfältig darauf bedacht sind, des Meisters Befehle auszuführen, ohne dem Ergebnis unseren eigenen Stempel oder unsere Eigenart aufdrücken zu wollen. Der Engel sagte: “Schließt euch eng aneinander, schließt euch eng aneinander.” Sch2 189.1