Wenn wir für die Kinder sorgen, sollten wir nicht von dem Standpunkt bloßer Pflichterfüllung ausgehen, sondern von der Liebe, da Christus für ihre Errettung starb. Christus hat diese Seelen erkauft, die unsre Fürsorge brauchen, und er erwartet, daß wir sie lieben, wie er uns in unsern Sünden und in unserm Eigensinn geliebt hat. Liebe ist das Mittel, durch das Gott wirkt, um die Herzen zu sich zu ziehen, denn “Gott ist Liebe.” Jeder barmherzigen Tätigkeit verleiht allein dieser Grundsatz Wirksamkeit; das Endliche muß sich mit dem unendlichen Gott verbinden. Sch2 467.2
Diese Arbeit für andere fordert Anstrengung, Selbstverleugnung und Selbstaufopferung. Aber was wiegt schon das kleine Opfer, das wir bringen können, im Vergleich mit dem Opfer, das Gott für uns gebracht hat, als er seinen eingeborenen Sohn dahingab? Sch2 467.3
Gott teilt uns seinen Segen mit, damit wir ihn andern übermitteln können. Wenn wir ihn um das tägliche Brot bitten, schaut er uns ins Herz, ob wir es auch mit Ärmeren, als wir es sind, teilen. Wenn wir beten, “Gott sei mir Sünder gnädig”, beobachtet er uns, ob wir denen, mit denen wir zusammenleben, Mitleid erweisen. Dies ist der Beweis unsrer Verbindung mit Gott, daß wir barmherzig sind, wie unser Vater im Himmel barmherzig ist. Sch2 467.4
Gott gibt allezeit; wem aber werden seine Gaben verliehen? Denen, deren Wesen untadelig ist? “Denn er läßt seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.” Matthäus 5,45. Trotz der Sünde der Menschen, obgleich wir Christus so oft kränken und uns seiner höchst unwert erweisen, weist er uns nicht ab, wenn wir seine Vergebung erflehen. Seine Liebe wird uns frei gewährt, und er gebietet uns: “Liebet, wie ich euch geliebt habe.” Johannes 13,34. Sch2 468.1
Liebe Geschwister, ich bitte euch darum, überlegt dies sorgfältig. Denkt an die Nöte der Waisen. Werden eure Herzen beim Anblick ihrer Leiden nicht bewegt? Überlegt euch, ob ihr nicht etwas zur Fürsorge für diese hilflosen Menschen beitragen könnt. Soweit es an euch liegt, bietet den Heimatlosen eine Heimat. Jedermann sollte bereitwillig an der Förderung dieser Arbeit teilhaben. Der Herr sagte dem Petrus: “Weide meine Lämmer.” Dieser Auftrag gilt auch uns; wenn wir unsre Heime den Waisen öffnen, tragen wir zu seiner Verwirklichung bei. Jesus sollte sich nicht in uns täuschen. Sch2 468.2
Nehmt diese Kinder und bietet sie Gott als ein wohlriechendes Opfer dar. Fleht seinen Segen auf sie herab, und dann formt und gestaltet sie dem Auftrag Christi entsprechend. Werden sich unsre Geschwister dieses heiligen Vermächtnisses annehmen? Sollen die, für die Christus starb, leiden und den bösen Weg einschlagen, weil wir eine oberflächliche Frömmigkeit und weltlichen Ehrgeiz hegen? Sch2 468.3
Das Wort Gottes erteilt uns reichlich Belehrung darüber, wie wir Witwen, Waisen, Bedürftige und Arme behandeln sollen. Gehorchten alle dieser Belehrung, so würden die Herzen der Witwen vor Freude jubeln, hungrige kleine Kinder würden ernährt, Hilflose gekleidet und die Umkommenden neu belebt. Himmlische Geister schauen auf uns. Wenn wir voller Eifer für Christi Ehre mit Gott zusammenwirken, dann werden die himmlischen Boten uns neue Kräfte des Geistes vermitteln, so daß wir Schwierigkeiten und Hindernisse überwinden. Sch2 468.4
Welchen Segen empfingen die Tätigen! Für viele, die träge, selbstsüchtig und eigennützig sind, wäre es wie eine Auferstehung vom Tode. Dann gäbe es unter uns Weisheit, Begeisterung und eine Erweckung himmlischer Nächstenliebe. Sch2 468.5