Diese Ermahnungen wurden außerordentlich vernachlässigt. Selbst unter denen, die Christen sein wollen, wird wahre Gastfreundschaft wenig geübt. Unsre Geschwister nehmen die Gelegenheit, Gastfreundschaft zu zeigen, nicht als Gnade und Segen wahr, wie es sein sollte. Wir sind zu ungesellig und neigen zu wenig dazu, für zwei oder drei Gäste an unserm Tisch Platz zu machen, ohne daß wir in Verlegenheit geraten oder Aufwand betreiben. Einige wenden ein, es mache zu viel Mühe. Dem wäre nicht so, wenn wir sagten: “Wir haben keine besonderen Vorbereitungen getroffen, aber du bist uns bei dem willkommen, was wir haben.” Der unerwartete Gast schätzt einen solchen Willkommen höher als die sorgfältigste Vorbereitung. Sch2 512.2
Wir verleugnen Christus, wenn wir für Besucher Vorbereitungen treffen, die die Zeit in Anspruch nimmt, die von Rechts wegen Gott gehört. Damit berauben wir Gott und schädigen andre Menschen. Durch die Vorbereitung sorgfältig geplanter Gastereien entziehen viele ihren eigenen Familien die nötige Fürsorge, und ihr Beispiel führt andre auf denselben Weg. Sch2 512.3
Unnötige Sorgen und Lasten werden dadurch hervorgerufen, daß man bei der Bewirtung von Besuchern Aufwand treibt. Um ein möglichst großes Vielerlei für den Tisch vorzubereiten, überarbeitet sich die Hausfrau; infolge der vielen Gerichte überessen sich die Gäste; Krankheit und Leiden, von zu vieler Arbeit einerseits und von zu vielem Essen andrerseits, sind die Folge. Diese unvernünftigen Festmähler sind eine Last und ein Unrecht. Sch2 512.4
Aber der Herr wünscht, daß wir für die Belange unsrer Glaubensgeschwister sorgen sollen. Der Apostel Paulus hat uns das veranschaulicht. Der Gemeinde zu Rom sagte er: “Ich befehle euch aber unsere Schwester Phöbe, welche ist im Dienste der Gemeinde zu Kenchreä, daß ihr sie aufnehmet in dem Herrn, wie sich’s ziemt den Heiligen, und tut ihr Beistand in allem Geschäfte, darin sie euer bedarf; denn sie hat auch vielen Beistand getan, auch mir selbst.” Römer 16,1.2. Phöbe bewirtete die Apostel, und sie war eine hervorragende Gastgeberin solcher Fremder, die ihre Fürsorge benötigten. Ihr Beispiel sollte auch heute von den Gemeinden befolgt werden. Sch2 512.5
Gott ist ungehalten über die selbstsüchtige Aufmerksamkeit, die man so oft sich und der eigenen Familie bekundet. Jede Familie, die diesen Geist pflegt, muß durch die reinen Grundsätze Jesu Christi bekehrt werden. Wer sich abschließt und nicht dazu bereit ist, Besuchern gastfreundlich entgegenzutreten, begibt sich vieler Segnungen. Sch2 513.1
Einige unsrer Mitarbeiter haben Stellungen inne, wo es für sie nötig ist, oft Besucher zu bewirten, mag es sich dabei um Glaubensbrüder oder Fremde handeln. Einige haben darauf gedrängt, daß die Vereinigung dem Rechnung tragen sollte und daß sie zu ihrem regelmäßigen Einkommen einen ausreichenden Zuschuß bewilligt bekommen sollten, um diese zusätzliche Ausgabe auszugleichen. Der Herr hat aber das Werk der Gastfreundschaft seinem ganzen Volk übertragen. Gott hat weder einen oder zwei damit beauftragt, die Bewirtung für eine Vereinigung oder eine Gemeinde zu übernehmen, noch angeordnet, daß die Arbeiter dafür bezahlt werden, wenn sie ihre Brüder bewirten. Dies ist eine aus der Selbstsucht hervorgegangene Neuerung, und Engel Gottes beachten diese Dinge wohl. Sch2 513.2
Wer als Evangelist oder Missionar für einen Zweig des Werkes von Ort zu Ort reist, sollte Gastfreundschaft von den Gliedern der Gemeinden, unter denen er arbeitet, empfangen. Geschwister, nehmt diese Arbeiter auf, selbst wenn das mit beträchtlichen persönlichen Opfern verbunden ist! Sch2 513.3
Christus verrechnet jede Ausgabe, die durch Gastfreundschaft um seinetwillen entsteht. Er versorgt uns mit allem, was für diese Arbeit benötigt wird. Wer um Christi willen die Brüder aufnimmt und sein Bestes tut, um den Besuch nutzbringend für seine Gäste und für sich selbst zu gestalten, wird im Himmel als besonderer Segnungen würdig vermerkt. Sch2 513.4