Nur wenige machen sich klar, wie wichtig es ist, alle Verbindungen, die dem Glaubensleben abträglich sind, soviel wie möglich zu meiden. Bei der Wahl ihrer Umgebung setzen nur wenige das geistliche Gedeihen an die erste Stelle. Sch2 62.5
In Scharen strömen Eltern mit ihren Kindern in die Städte, weil sie meinen, ihren Lebensunterhalt dort leichter als auf dem Lande zu verdienen. Die Kinder, die, wenn sie nicht gerade in der Schule sind, keine Beschäftigung haben, werden auf der Straße groß. Von schlechten Kameraden nehmen sie ausschweifende und lasterhafte Gewohnheiten an. Die Eltern sehen das alles, aber da die Berichtigung ihres Irrtums ein Opfer erfordert, bleiben die Kinder, wo sie sind, bis Satan volle Herrschaft über sie gewonnen hat. Opfert lieber alle weltlichen Rücksichten, als daß ihr die kostbaren Seelen gefährdet, die eurer Fürsorge anvertraut sind. Sie werden von Versuchungen bestürmt und sollten unterwiesen werden, ihnen zu begegnen. Es ist eure Pflicht, jeden Einfluß zu unterbinden, mit jeder Gewohnheit zu brechen, jedes Band durchzuschneiden, das euch und eure Familie zurückhalten will, euch Gott ganz frei, aufrichtig und von Herzen zu übergeben. Sch2 63.1
Statt der übervölkerten Stadt sucht euch einen stillen Ort, wo eure Kinder soweit wie möglich vor Versuchung behütet sind, und dort unterrichtet und erzieht sie zu nützlichen Menschen. Der Prophet Hesekiel zählt die Gründe, die Sodoms Sünde und Untergang verursachten, folgendermaßen auf: “Hoffart, Brot in Fülle und sorglose Ruhe (oder: Wohlleben) war ihr samt ihren Tochterstädten eigen; aber den Armen und Notleidenden reichten sie niemals die Hand zur Hilfe.” Hesekiel 16,49 (Menge). Alle, die dem Verhängnis Sodoms entrinnen wollen, müssen das Leben meiden, das Gottes Gericht über diese lasterhafte Stadt brachte. Sch2 63.2
Liebe Brüder, ihr mißachtet die heiligsten Forderungen Gottes, weil ihr es versäumt, euch und eure Kinder ihm zu weihen. Viele von euch wiegen sich in falsche Sicherheit, gehen ganz in selbstsüchtigen Neigungen auf und lassen sich von irdischen Schätzen locken. Ihr fürchtet nichts Böses. Die Gefahr scheint euch weit entfernt zu sein. Zu eurem ewigen Schaden werdet ihr euch arg täuschen, falls ihr nicht aufwacht und in tiefer Reue und Demut zum Herrn zurückkehrt. Sch2 63.3
Immer wieder hat euch die Stimme vom Himmel angesprochen. Wollt ihr ihr gehorchen, wollt ihr den Rat des treuen Zeugen beachten, im Feuer geläutertes Gold zu suchen, weiße Kleider anzulegen und Augensalbe zu kaufen? Das Gold ist Glaube und Liebe; die weißen Kleider sind die Gerechtigkeit Christi; die Augensalbe ist das geistliche Unterscheidungsvermögen, das euch befähigt, Satans Tücken zu erkennen und zu meiden, die Sünde wahrzunehmen und zu verabscheuen und die Wahrheit einzusehen und ihr zu gehorchen. Sch2 63.4
Der Todesschlaf der Welt lähmt eure Sinne. Die Sünde erscheint euch nicht mehr abstoßend, weil ihr von Satan verblendet seid. Die Gerichte Gottes werden bald auf die Erde ausgegossen werden. “Rette dich: es gilt dein Leben!” (1.Mose 19,17, Menge), lautet die Warnung der Engel Gottes. Aber andere Stimmen sagen: “Seid nicht so aufgeregt, es gibt keinen Grund zu besonderer Sorge.” Die in Zion bequem geworden sind, rufen: “Friede und Sicherheit”, während der Himmel verkündet, daß die schnelle Vernichtung, die den Übertreter hinwegraffen wird, vor der Türe steht. Die Jungen, Leichtsinnigen und Vergnügungssüchtigen sehen diese Warnungen als müßiges Geschwätz an und wenden sich mit einem Scherz ab. Eltern sind geneigt zu denken, daß ihre Kinder schon auf dem rechten Wege sind, und alle schlafen gemächlich weiter. So war es auch beim Untergang der Alten Welt, und als Sodom und Gomorrha vom Feuer verzehrt wurden. In der Nacht vor ihrer Zerstörung schwelgten die Städte in Vergnügungen. Lot wurde wegen seiner Besorgnisse und Warnungen verspottet. Aber gerade diese Spötter kamen dann in den Flammen um. In eben derselben Nacht wurde für die sorglosen, lasterhaften Einwohner Sodoms die Gnadentür für immer geschlossen. Sch2 64.1
Gott hält das Schicksal der Menschen in seiner Hand. Er wird seiner nicht immer spotten und mit sich scherzen lassen. Seine Gerichte gehen schon durch das Land. Wilde, furchtbare Stürme hinterlassen Zerstörung und Tod. Verzehrende Feuersbrünste legen einsame Wälder und bevölkerte Städte nieder. Sturm und Schiffbruch erwarten die Seereisenden. Unfälle bedrohen alle Reisenden auf dem Lande. Orkane, Erdbeben, Schwert und Hungersnot lösen einander in schneller Folge ab. Trotzdem sind die Herzen der Menschen verhärtet. Sie erkennen die warnende Stimme Gottes nicht. Sie wollen die einzige Zuflucht vor dem heraufziehenden Sturm nicht aufsuchen. Sch2 64.2
Viele, die auf die Mauern Zions gestellt wurden, um das Herannahen der Gefahr mit Adleraugen zu erspähen und ihre warnende Stimme zu erheben, sind selber eingeschlafen. Gerade die in der Stunde der Gefahr am tätigsten und wachsamsten sein sollten, vernachlässigen ihre Pflicht und bringen damit das Blut andrer Menschen über sich. Sch2 64.3
*****
Ihr habt versäumt, euren Kindern die rechte Aufmerksamkeit zu schenken und sie zu ermutigen, wie sie es brauchen. Ihr habt sie nicht mit den zarten Seilen der Liebe an euch gefesselt. Euer Geschäft beansprucht eure Zeit und Kräfte weitgehend und veranlaßt euch, eure häuslichen Pflichten zu vernachlässigen. Doch habt ihr euch so sehr an diese Last gewöhnt, daß es für euch ein großes Opfer bedeuten würde, sie niederzulegen. Wenn ihr es aber fertig brächtet, wäre es noch immer für euer geistliches Leben, für das Glück und die Sitten eurer Kinder vorteilhaft. Es wäre gut, ihr legtet die verwirrenden Sorgen beiseite und suchtet euch einen Zufluchtsort auf dem Lande, wo der verderbliche Einfluß auf das sittliche Leben der Jugend nicht so stark ist. Sch2 65.1
Gewiß, ihr wäret auch auf dem Lande nicht völlig frei von Sorgen und Plagen, aber ihr würdet dort manchem Übel aus dem Wege gehen und zahllosen Versuchungen die Tür verschließen, die die Seele eurer Kinder zu überwältigen drohen. Sie brauchen Beschäftigung und Abwechslung. Die Eintönigkeit ihres Heims macht sie mißmutig und ruhelos. Infolgedessen haben sie sich an den Umgang mit den lasterhaften Burschen der Stadt gewöhnt und bekommen so eine Straßenerziehung. Testimonies for the Church IV, 135.136 (1876). Sch2 65.2