Liebe Geschwister, wollt ihr nicht ein wenig darüber nachdenken und darauf achten, wie ihr selbst euch im Hause Gottes verhaltet und wieviel Mühe ihr aufwendet, um die Ehrerbietung eurer Kinder durch Unterweisung und Beispiel zu fördern? Ihr wälzt große Verpflichtungen auf den Prediger ab und macht ihn für die Seelen eurer Kinder verantwortlich. Aber die Verantwortung, die auf euch als Eltern und Erziehern ruht, gleich Abraham eurem Hause nach euch zu befehlen, die Rechte des Herrn zu halten, fühlt ihr nicht. Eure Söhne und Töchter werden durch euer eigenes Beispiel und eure schwächlichen Anordnungen verdorben. Trotz dieses Mangels an häuslicher Erziehung erwartet ihr aber von eurem Prediger, daß er eure tägliche Nachlässigkeit gutmacht und das herrliche Werk vollendet, ihre Herzen und ihr Leben zur Tugend und zur Frömmigkeit heranzubilden. Wenn der Prediger durch treue und liebevolle Ermahnung, durch geduldige Erziehung und inniges Gebet alles für die Gemeinde getan hat, was er tun kann, um Seelen zu retten und zu bessern, und wenn er dennoch keinen Erfolg hat, geben Eltern oftmals ihm die Schuld, daß ihre Kinder nicht bekehrt sind, während es vielleicht die Folge ihrer eigenen Nachlässigkeit ist. Sch2 176.1
Die Verantwortung ruht auf den Eltern; wollen sie dieses ihnen von Gott anvertraute Werk aufnehmen und treulich durchführen? Wollen sie nicht vorwärts und höher streben und in Demut, Geduld und Ausdauer daran arbeiten, selbst diese höhere Stufe zu erreichen und auch ihre Kinder dorthin zu bringen? Wir brauchen uns nicht zu wundern, daß unsere Gemeinden kraftlos sind und in ihren Reihen die tiefe, ernste Gottesfurcht fehlt, die man dort finden sollte. Unsere Gewohnheiten entehren Gott und ziehen das Heilige und Himmlische auf die Ebene des Alltäglichen hinab; sie stehen uns entgegen. Wir haben eine ernste Wahrheit, die uns prüft und heiligt; wenn unsere Gewohnheiten und unser Verhalten dieser Wahrheit nicht entsprechen, sündigen wir gegen eine reiche Erkenntnis und machen uns entsprechend schuldig. Am Tage der Vergeltung Gottes wird es den Heiden weit erträglicher gehen als uns. Sch2 176.2
Wir könnten viel mehr tun als jetzt, um das Licht der Wahrheit zu verbreiten. Gott erwartet, daß wir viel Frucht tragen. Er erwartet von den einzelnen Gliedern der Gemeinde mehr Eifer und Treue, herzliches und ernstes Bemühen um ihre Nachbarn und um Menschen, die Christus nicht kennen. Die Eltern müssen bei ihrer Arbeit auf hoher Ebene beginnen. Wer den Namen Christi nennt, muß die ganze Waffenrüstung anlegen und durch Warnungen und ernste Bitten Seelen aus der Macht der Sünde zu retten trachten. Bringt so viele wie möglich dahin, daß sie der Wahrheit im Hause Gottes lauschen. Wir müssen uns weit mehr bemühen, als wir es tun, Seelen dem Verderben zu entreißen. Sch2 177.1
Es ist nur zu wahr, daß die Ehrfurcht vor dem Hause Gottes fast erloschen ist. Heilige Dinge und Orte werden nicht unterschieden, Heiliges und Erhabenes nicht geachtet. Gibt es keinen Grund für den Mangel an ernster Gottesfurcht in unseren Familien? Liegt es nicht daran, daß der hohe Begriff der Frömmigkeit in den Staub hinabgezogen wird? Gott hat seinem Volk vor alters vollkommene und genaue Anweisungen zur Ordnung gegeben. Hat sich sein Wesen geändert? Ist er nicht der große, mächtige Gott, der im Himmel aller Himmel herrscht? Würden wir nicht gut daran tun, die den Israeliten von Gott selbst gegebenen Befehle oft zu lesen, damit wir, denen das herrliche Licht der Wahrheit scheint, ihrem Beispiel der Ehrfurcht vor dem Hause Gottes nacheifern mögen? Wir haben reichlich Ursache, während des Gottesdienstes eine glühende Hingabe an den Tag zu legen. Wir haben guten Grund, in unseren Gottesdiensten andächtiger und ehrerbietiger zu sein, als die Juden es waren. Aber der Feind war an der Arbeit, um unseren Glauben an die Heiligkeit des christlichen Gottesdienstes zu vernichten. Sch2 177.2
An gottgeweihter Stätte sollten keine weltlichen Geschäfte verhandelt werden. Wenn sich Kinder in einem Schul- oder Lagerraum zum Gottesdienst versammeln, dann ist es nur allzu menschlich, daß sich in ihre Andacht auch Gedanken über ihre Aufgaben oder über Vorkommnisse der vergangenen Woche hineindrängen. Die Jugend sollte so erzogen und unterwiesen werden, daß heilige Dinge hochgeachtet und echte Ehrfurcht vor Gott in seinem Hause gefördert werden. Manche, die den Anspruch erheben, Kinder des himmlischen Königs zu sein, haben keine wirkliche Achtung vor der Heiligkeit ewiger Dinge. Fast jeder bedarf der Belehrung, wie man sich im Hause Gottes verhält. Eltern sollten ihre Kinder nicht nur belehren, sondern ihnen auch befehlen, das Heiligtum mit Ehrfurcht und Andacht zu betreten. Sch2 177.3
Das sittliche Gefühl derer, die in Gottes heiligem Tempel anbeten, muß gehoben, verfeinert und geheiligt werden. Diese Pflicht ist leider sehr vernachlässigt worden. Man übersah ihre Wichtigkeit, und die Folge war, daß Unordnung und Unehrerbietigkeit zunahmen und Gott entehrt wurde. Wenn die Leiter der Gemeinde, Prediger und Volk, Väter und Mütter so wenig Verständnis hierfür zeigten, was kann man dann von unerfahrenen Kindern erwarten? Nur zu oft findet man sie in Gruppen zusammen, von den Eltern getrennt, die sie beaufsichtigen sollten. Und doch befinden sie sich in der Nähe Gottes, und sein Auge sieht, wie sie oberflächlich und tändelhaft flüstern und lachen und wie sie sich gleichgültig, unehrerbietig und unaufmerksam verhalten. Sie werden nur selten belehrt, daß der Prediger der Botschafter Gottes und seine Predigt ein von Gott verordnetes Mittel zur Rettung von Seelen ist und daß die Predigt für alle, die den Vorzug haben, sie zu hören, ein Geruch des Lebens zum Leben oder aber des Todes zum Tode sein wird. Sch2 178.1