Die großen Ströme und Flüsse der Erde kennt fast jeder. Als Verkehrs- und Handelsrouten, die ganzen Landstrichen Wohlstand brachten, wurden sie berühmt. Aber wer fragt schon nach den vielen kleinen Quell- und Nebenflüssen, denen die riesigen Ströme der Erde ihr Wasser verdanken? Gäbe es diese Wasserläufe nicht, wären auch die großen Flüsse nicht da. ERZ 120.1
In der menschlichen Gesellschaft ist es ähnlich. Die Namen von Menschen, die Großes leisten oder im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, sind in aller Munde. Sie haben Erfolg, werden geehrt und genießen hohes Ansehen. Wer denkt da schon an die vielen unbekannten Mitarbeiter, durch deren Fleiß und Geschick der Erfolg überhaupt erst möglich geworden ist? Von ihnen nimmt niemand Notiz, mitunter nicht einmal diejenigen, denen sie zugearbeitet haben — von Dank und Anerkennung ganz zu schweigen. ERZ 120.2
Kaum jemand, der diese Erfahrung nicht schon am eigenen Leibe gemacht hätte. Meist ist man dann enttäuscht, fühlt sich übergangen, ausgenutzt oder überflüssig. Wem das so geht, der sollte auf die Botschaft der kleinen Flüsse hören. Ohne sie gäbe es den großen Strom auch nicht. Und noch etwas: Was würde aus den Wiesen, Feldern und Auen, wenn sich nicht das Bächlein durch sie hindurchschlängelte und Gesundheit, Schönheit und Fruchtbarkeit mit sich führte? ERZ 120.3
Die Lehre aus diesem Vergleich liegt auf der Hand. Für viele zählt nur hohe Begabung, Spitzenleistung und eine angesehene Stellung. Etwas anderes wird gar nicht erst in Betracht gezogen. Zu viele Menschen wollen sich nur noch dann rückhaltlos einsetzen, wenn es sich finanziell oder gesellschaftlich lohnt. Und wenn sie etwas tun, dann erwarten sie von allen Seiten Anerkennung und Lob. Wir müssen es wohl erst wieder lernen, bewußt und treu das zu tun, was jeweils nötig ist — unabhängig davon, ob es Ansehen und Erfolg bringt. Einfach nur, weil es uns als Teil unseres Lebenswerkes von Gott aufgetragen ist. Auch das gehört zu einem erfüllten Leben und kann glücklich und zufrieden machen. ERZ 120.4