“Der Himmel ist durch das Wort des Herrn gemacht und all sein Heer durch den Hauch seines Mundes ... Denn wenn er spricht, so geschieht’s; wenn er gebietet, so steht’s da.” Psalm 33,6.9. “Der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, daß es bleibt immer und ewiglich.” Psalm 104,5. PP 20.1
Als die Erde aus der Hand des Schöpfers hervorging, war sie überaus schön. Ihre Oberfläche war reich an Abwechslung. Da gab es Berge, Hügel und Ebenen mit stattlichen Flüssen und lieblichen Seen. Aber die Gebirge erhoben sich nicht jäh und schroff und waren ohne schreckenerregende steile Felswände und Abgründe wie heute. Die scharfen, zackigen Grate der felsigen Erdoberfläche verbarg der fruchtbare Boden, der überall üppigen Pflanzenwuchs hervorbrachte. Es gab keine widerlichen Sümpfe und unfruchtbaren Wüsten. Anmutige Sträucher und liebliche Blumen grüßten das Auge, wohin es blickte. Majestätische Bäume, die ihre heutigen Artgenossen weit übertrafen, krönten die Gipfel der Anhöhen. Die Luft war rein und gesund. Das gesamte Landschaftsbild übertraf an Schönheit die wundervollsten Anlagen stolzer Paläste. Die Engel betrachteten es mit Entzücken und hatten ihre Freude an den Wunderwerken Gottes. PP 20.2
Nachdem die Erde mit ihrem Überfluß an Pflanzen und Tieren ins Leben gerufen worden war, schuf Gott als Krone seines Werkes den Menschen, für den die schöne Erde bereitet worden war. Ihm übergab er alles, was sein Auge erblickte; denn “Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über ... alles ... auf Erden ... Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde ... und schuf sie als Mann und Weib.” 1.Mose 1,26.27. Hier wird der Ursprung des Menschengeschlechts ganz verständlich. Der göttliche Bericht ist so klar abgefaßt, daß er keine Veranlassung zu irrigen Schlußfolgerungen gibt. Gott schuf den Menschen nach seinem eigenen Bilde. Hier ist kein Geheimnis. Es gibt auch keinen Grund für die Annahme, der Mensch habe sich aus niederen Formen tierischen oder pflanzlichen Lebens Schritt für Schritt entwickelt. Solche Lehre erniedrigt das große Werk des Schöpfers auf die Ebene enger, irdischer Vorstellungen. Die Menschen sind so sehr darauf bedacht, Gott von der Herrschaft des Weltalls auszuschließen, daß sie lieber sich selbst erniedrigen und um die Würde ihres Ursprungs bringen. Er, der die Sternenwelten schuf, der den Blumen auf dem Felde mit unübertrefflicher Kunstfertigkeit zarte Farben verlieh, der Himmel und Erde mit den Wundern seiner Macht füllte, der versäumte nicht, ein Wesen zu schaffen, das der Hand seines Schöpfers würdig war, damit es auf der schönen Erde herrsche und Gottes herrliches Werk kröne. Die Abstammung unseres Geschlechts, wie sie Gottes Geist uns vermittelt, geht nicht auf eine Reihe von Keimen, Weichtieren und Vierfüßlern zurück, die sich entwickelten, sondern auf den großen Schöpfer. Adam war, obgleich aus Staub gebildet, der Sohn Gottes. Vgl. Lukas 3,38. PP 20.3
Der erste Mensch wurde als Gottes Stellvertreter über die niedrigeren Lebewesen gesetzt. Diese können Gottes unumschränkte Herrschaft nicht verstehen oder erkennen, doch erhielten sie die Fähigkeit, den Menschen zu lieben und ihm zu dienen. Der Psalmist sagt: “Du hast ihn zum Herrn gemacht über deiner Hände Werk, alles hast du unter seine Füße getan: ... die wilden Tiere, die Vögel unter dem Himmel ... und alles, was die Meere durchzieht.” Psalm 8,7-9. PP 21.1
Der Mensch sollte nach seiner äußeren Erscheinung und seinem Charakter das Bild Gottes an sich tragen. Christus allein ist “das Ebenbild seines [Gottes] Wesens” (Hebräer 1,3), der Mensch aber wurde immerhin nach dem Bilde Gottes geschaffen. Sein Wesen war in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes. Er vermochte göttliche Gedanken zu erfassen. Seine Empfindungen waren rein. Seine Triebe und Neigungen wurden von der Vernunft beherrscht. Er war heilig und glücklich als das Abbild Gottes, das dessen Willen völligen Gehorsam leistete. PP 21.2
Als der Mensch aus der Hand seines Schöpfers hervorging, war er von hoher Gestalt und vollendetem Ebenmaß. Sein Gesicht hatte frische, gesunde Farbe und strahlte vor Lebensfreude. Eva war nur wenig kleiner und ebenfalls eine edle Erscheinung von besonderer Schönheit. Das sündlose Paar trug keine Kleidung. Ein Lichtgewand, wie es auch die Engel tragen, umgab sie, solange sie Gott gehorsam waren. PP 21.3
Nach der Erschaffung Adams kamen alle Lebewesen vor ihn, um ihren Namen zu erhalten. Er sah, daß jedes einen Gefährten hatte, aber unter ihnen wurde für den Menschen “keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre”. 1.Mose 2,20. Unter allen Geschöpfen, die Gott schuf, war keines dem Menschen gleich. “Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei.” 1.Mose 2,18. Der Mensch war nicht geschaffen, um einsam zu leben; vielmehr sollte er ein Gemeinschaftswesen sein. Ohne Gefährtin hätten ihm die schöne Landschaft und die befriedigende Arbeit auch in Eden kein vollkommenes Glück bereitet. Selbst der Umgang mit den Engeln würde seine Sehnsucht nach Mitgefühl und Gesellschaft nicht gestillt haben. Keiner war ja wie er, als daß er ihn hätte lieben und von ihm wieder geliebt werden können. PP 22.1
Gott selbst gab Adam die Gefährtin, “die um ihn sei”, eine Gehilfin, die zu ihm paßte, die als Begleiterin geeignet war und die in Liebe und Mitgefühl mit ihm eins sein konnte. Eva wurde von einer Rippe aus Adams Seite geschaffen. Sie sollte ihn nicht als Haupt beherrschen, aber auch nicht unterdrückt werden. Sie sollte ihm vielmehr ebenbürtig zur Seite stehen, und er sollte sie lieben und beschützen. Als Teil des Mannes, Bein von seinem Bein und Fleisch von seinem Fleisch, war sie sein anderes Ich. In inniger Verbindung sollten sie einander liebevoll zugetan sein. “Denn niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehaßt; sondern er nährt und pflegt es.” Epheser 5,29. “Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.” 1.Mose 2,24. PP 22.2
Gott stiftete die erste Ehe. Der Schöpfer des Weltalls wurde auch der Urheber dieser Einrichtung. “Die Ehe soll in Ehren gehalten werden.” Hebräer 13,4. Sie war eine der ersten Gaben Gottes an den Menschen, und sie ist eine der beiden Institutionen, die Adam nach dem Sündenfall mit aus dem Paradies nahm. Wer die göttlichen Grundsätze in der Ehe anerkennt und beobachtet, für den wird sie zum Segen. Sie hütet die Reinheit und das Glück des Menschengeschlechts. Sie sorgt für die geselligen Bedürfnisse und veredelt seine leibliche, geistige und sittliche Natur. PP 22.3
“Und Gott der Herr pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte.” 1.Mose 2,8. Alles, was Gott geschaffen hatte, war vollendet schön, und anscheinend fehlte nichts zum Glück des heiligen Paares. Doch der Schöpfer gab ihnen noch einen anderen Beweis seiner Liebe. Er bereitete ihnen einen besonderen Garten als Wohnort. Darin wuchsen mannigfaltige Bäume, mit köstlichen Früchten behangen. Es gab liebliche Weinstökke, reich beladen mit lockenden Trauben in allen Schattierungen. Adam und Eva verzweigten die Äste des Weinstocks so, daß sie Lauben bildeten. So bereiteten sie sich eine Wohnung aus lebendigen Bäumen mit Laub und Früchten. Wohlriechende Blumen jeder Art blühten in verschwenderischer Fülle. Mitten im Garten stand der Baum des Lebens, der alle anderen Bäume an Pracht übertraf. Seine Früchte schimmerten wie mit Gold und Silber überzogen und hatten die Kraft, ewiges Leben zu spenden. PP 23.1
Die Schöpfung war nun vollständig. “So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer.” 1.Mose 2,1. “Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.” 1.Mose 1,31. Eden erblühte auf Erden. Adam und Eva hatten freien Zugang zum Baum des Lebens. Kein Makel von Sünde und kein Todesschatten trübte die Reinheit der Schöpfung, als Gott “die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne”. Hiob 38,7. PP 23.2
Der große, ewige Gott hatte den Grund der Erde gelegt. Er kleidete die Welt in das Gewand der Schönheit und füllte sie mit nützlichen Dingen für den Menschen. Er hatte alle Wunder des Landes und des Meeres geschaffen. In sechs Tagen vollendete er das große Schöpfungswerk. Und Gott “ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.” 1.Mose 2,2.3. Mit Befriedigung schaute Gott auf das Werk seiner Hände. Alles war vollkommen, seines göttlichen Urhebers würdig. Und er ruhte nicht aus Ermüdung, sondern weil er Wohlgefallen hatte an den Früchten seiner Weisheit und Güte und an der Offenbarung seiner Herrlichkeit. PP 23.3
Nachdem Gott am siebenten Tage geruht hatte, heiligte er ihn und sonderte ihn aus als Ruhetag für den Menschen, damit der dem Beispiel des Schöpfers folgte. Beim Betrachten von Himmel und Erde sollte er über Gottes großes Schöpfungswerk nachsinnen. Und wenn er die Zeugen der Weisheit und Güte Gottes sah, würde sein Herz von Liebe und Verehrung für seinen Schöpfer erfüllt werden. PP 23.4
Im Garten Eden setzte Gott ein Denkmal seiner Schöpfung, als er seinen Segen auf den siebenten Tag legte. Der Sabbat wurde Adam als dem Vater und Vertreter der ganzen menschlichen Familie anvertraut. Seine Beobachtung sollte eine dankbare Anerkennung aller Erdenbewohner sein, daß Gott ihr Schöpfer und rechtmäßiger Herrscher ist, sie aber das Werk seiner Hände und die Untertanen seiner Herrschaft sind. Die Einsetzung des Ruhetages wurde somit ganz und gar ein Erinnerungszeichen für die gesamte Menschheit. Sie hatte nichts Schattenhaftes an sich und blieb auch nicht nur auf ein Volk beschränkt. PP 24.1
Gott sah, daß auch im Paradies ein Ruhetag für den Menschen notwendig war. Dieser brauchte einen von sieben Tagen, um an ihm die eigenen Belange und Beschäftigungen beiseite zu tun und ungehindert Gottes Werke zu betrachten sowie über dessen Macht und Güte nachdenken zu können. Er brauchte einen Sabbat, der ihn lebendiger an Gott erinnerte und der seine Dankbarkeit weckte, weil alles, worüber er sich freute und was er besaß, aus der Segenshand des Schöpfers kam. PP 24.2
Gott wünscht, daß sich die Gedanken der Menschen am Sabbat auf seine wunderbaren Werke richten. Sie reden zu ihnen von dem lebendigen Gott, dem Schöpfer aller Dinge. “Die Himmel erzählen die Ehre Gottes, und die Feste verkündigt seiner Hände Werk. Ein Tag sagt’s dem andern, und eine Nacht tut’s kund der andern.” Psalm 19,2.3. Die Schönheit der Erde ist ein Zeichen der Liebe Gottes. Wir nehmen sie wahr an der großartigen Bergwelt, den hoch aufragenden Bäumen wie an den sich öffnenden Knospen und herrlichen Blumen. Alle reden zu uns von Gott. Auch der Sabbat weist immer auf den, der alle diese Schönheit schuf. Er lädt die Menschen ein, das große Buch der Natur aufzuschlagen und darin der Weisheit, Macht und Liebe des Schöpfers nachzugehen. PP 24.3
Obwohl unsere ersten Eltern unschuldig und heilig erschaffen worden waren, bestand die Möglichkeit, daß sie Unrechtes taten. Gott schuf sie als sittlich freie Wesen, die imstande waren, seine Weisheit und Güte, aber auch die Gerechtigkeit seiner Forderungen zu erfassen, und die die uneingeschränkte Freiheit hatten, gehorsam zu sein oder nicht. Sie sollten sich der Gemeinschaft Gottes und der heiligen Engel erfreuen. Aber ehe ihnen ewiges Leben verliehen werden konnte, mußte ihre Treue auf die Probe gestellt werden. Gleich am Anfang des menschlichen Daseins legte Gott der Selbstsucht, jener unheilvollen Leidenschaft, die Satan zu Fall brachte, ein Hindernis in den Weg. Der Baum der Erkenntnis, der nicht weit vom Lebensbaum mitten im Garten stand, sollte für unsere ersten Eltern ein Prüfstein ihres Gehorsams, ihres Glaubens und ihrer Liebe sein. Während sie von allen anderen Bäumen ungehindert essen durften, war es ihnen bei Todesstrafe verboten, von diesem auch nur zu kosten. Sie sollten auch der Verführung durch Satan ausgesetzt sein. Wenn sie aber der Versuchung widerständen, würden sie schließlich seiner Macht entzogen werden und sich auf ewig der Gnade Gottes erfreuen dürfen. PP 24.4
Gott stellte den Menschen unter das Gesetz, das war die unerläßliche Bedingung seines Daseins. Er war Untertan der Herrschaft Gottes, und kein Reich kann ohne Gesetz bestehen. Gott konnte den Menschen so erschaffen, daß er unfähig gewesen wäre, sein Gesetz zu übertreten. Er hätte Adams Hand von der verbotenen Frucht zurückhalten können. Aber dann wäre der Mensch kein freies, sittlich handelndes Wesen, sondern nur ein Automat. Ohne die Freiheit der Wahl wäre sein Gehorsam erzwungen und eine Charakterentwicklung unmöglich gewesen. Das aber würde Gottes Art, mit den Bewohnern der Welten umzugehen, widersprochen haben. Es wäre des Menschen als eines begabten Wesens unwürdig gewesen und hätte Satans Vorwurf unterstützt, Gott führe eine Willkürherrschaft. PP 25.1
Gott erschuf den Menschen aufrichtig. Er verlieh ihm edle Charakterzüge ohne Neigung zum Bösen. Er rüstete ihn mit hohen Geisteskräften aus und bot ihm allen erdenklichen Ansporn zur Treue. Uneingeschränkter, lebenslanger Gehorsam war die Bedingung für ewige Glückseligkeit. Unter dieser Voraussetzung sollte der Mensch Zugang zum Baum des Lebens haben. PP 25.2
Das Heim unserer ersten Eltern sollte deren Kindern als Vorbild dienen, wenn sie hinausgingen, die Erde in Besitz zu nehmen. Jenes Zuhause, das Gott mit eigener Hand schmückte, war kein prachtvolles Gebäude. Die Menschen sind oft stolz auf die prächtigen, kostspieligen Paläste und rühmen sich ihrer Leistungen. Gott aber setzte Adam in einen Garten; der war seine Wohnung. Der Himmel war das Dach dieser Wohnung, die Erde mit ihren zarten Blumen ihr Teppich von lebendigem Grün und die belaubten Zweige der stattlichen Bäume ihr Baldachin. Ihre Wände waren mit dem herrlichsten Schmuck behängt, dem Werk des meisterhaften Künstlers. Somit veranschaulichte die Umgebung des heiligen Paares eine Lehre für alle Zeiten: daß man wahres Glück nicht in übermäßigem Aufwand findet, sondern durch Gottes geschaffene Werke in der Gemeinschaft mit ihm. Wenn die Menschen bei aller Einfachheit mehr Wert auf das Echte legten, kämen sie der Absicht Gottes bei ihrer Erschaffung viel näher. Äußere Pracht und ehrgeiziges Streben schenken niemals Zufriedenheit. Verständige finden wahre, erhebende Freudenquellen, die Gott allen zugänglich gemacht hat. PP 25.3
Den Bewohnern von Eden war die Pflege des Gartens anvertraut worden, daß sie ihn bauten und bewahrten. Ihre Beschäftigung war nicht ermüdend, sondern angenehm und belebend. Gott hatte die Arbeit zum Segen für den Menschen bestimmt, um seine geistigen und körperlichen Fähigkeiten zu entwickeln. Darin erfuhr Adam die höchsten Freuden des Lebens. Und als er infolge seines Ungehorsams aus seinem schönen Heim vertrieben wurde und genötigt war, einem harten Boden das tägliche Brot abzuringen, war eben diese Arbeit Schutz gegen Versuchung und zugleich eine Quelle des Glücks, obwohl sie grundverschieden von der angenehmen Betätigung im Garten Eden war. Wer Arbeit als Fluch ansieht, weil sie anstrengt und ermüdet, irrt sich. Die Reichen sehen oft mit Verachtung auf die arbeitenden Klassen herab. Aber das widerspricht ganz und gar der Absicht Gottes bei der Erschaffung des Menschen. Was sind die Besitztümer selbst der Wohlhabendsten im Vergleich zu dem Erbe, das Adam von Gott geschenkt wurde? Doch Adam sollte nicht müßig sein. Unser Schöpfer weiß, was das Glück des Menschen wirklich ausmacht. Deshalb bestimmte er ihm seine Tätigkeit. Wahre Lebensfreude finden nur arbeitsame Männer und Frauen. Auch die Engel sind emsige Arbeiter; sie sind Gottes Helfer im Dienst für die Menschenkinder. Der Schöpfer hat der hemmenden Trägheit keinen Raum gelassen. PP 26.1
Solange sie Gott treu blieben, sollten Adam und seine Gefährtin die Erde beherrschen. Er hatte sie zu unumschränkten Herren über alle Lebewesen gemacht. Löwe und Lamm spielten friedlich in ihrer Nähe oder legten sich zu ihren Füßen. Anmutige Vögel huschten furchtlos über sie hin. Und wenn ihre frohen Lieder zum Preise des Schöpfers emporstiegen, stimmten Adam und Eva dankbar ein. PP 27.1
Die ersten Menschen waren nicht nur umsorgte Kinder ihres himmlischen Vaters, sondern auch Schüler, die vom allweisen Schöpfer Unterweisung erhielten. Sie wurden von Engeln besucht und erfreuten sich des Umgangs mit ihrem Schöpfer ohne verhüllenden Schleier. Sie waren voll Tatkraft, die ihnen der Baum des Lebens vermittelte, ihre Geisteskräfte kaum geringer als die der Engel. Die Geheimnisse des sichtbaren Weltalls — “die Wunder des Allwissenden” (Hiob 37,16) — bildeten für sie eine unerschöpfliche Quelle der Belehrung und Freude. Die Naturgesetze und die damit verbundenen Vorgänge, die menschliches Forschen seit sechstausend Jahren beschäftigt, erschloß ihnen der Schöpfer und Erhalter aller Dinge. Sie lauschten auf die Sprache der Blätter, Blumen und Bäume und spürten etwas von dem Geheimnis ihres Lebens. Adam war mit allen Lebewesen vertraut, angefangen vom mächtigen Leviathan (vgl. Hiob 40,25; 37,16) im Wasser bis zum winzigen Insekt, das in den Sonnenstrahlen spielte. Allen hatte er ihre Namen gegeben, er kannte ihre Art und ihre Gewohnheiten. Gottes Herrlichkeit in den Himmeln, die zahllosen Welten in ihren geordneten Bahnen, “das Schweben der Wolken” (vgl. Hiob 37,16), die Geheimnisse des Lichtes und des Schalles, des Tages und der Nacht — alles stand dem Forschen unserer ersten Eltern offen. Auf jedem Blatt im Walde, auf jedem Stein im Gebirge, im leuchtenden Stern, auf der Erde, in der Luft und am blauen Himmelszelt stand Gottes Name geschrieben. Die Ordnung und Harmonie der Schöpfung erzählte ihnen von unendlicher Weisheit und Macht. Ständig fesselte sie Neues, das ihre Herzen mit tieferer Liebe und erneuter Dankbarkeit erfüllte. PP 27.2
Solange sie dem Gesetz Gottes gehorsam blieben, würden sich ihr Lerneifer, ihre Freudigkeit und Liebesfähigkeit beständig vermehren. Immer deutlichere Vorstellungen sollten sie von ihrem eigenen Glück und von der unerschöpflichen, unwandelbaren Liebe Gottes bekommen. PP 27.3