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Das bessere Leben - Contents
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    Kapitel 5: Das Vaterunser

    “Darum sollt ihr also beten”*Matthäus 6,9

    Der Heiland hat das Vaterunser zweimal gesprochen, einmal zum Volke in der Bergpredigt und das andere Mal einige Monate später allein zu seinen Jüngern. Die Jünger waren einige Zeit von ihrem Herrn fort gewesen und fanden ihn bei ihrer Rückkehr in innigstem Umgang mit Gott. Er merkte anscheinend gar nichts von ihrer Rückkunft, denn er fuhr fort, laut zu beten. Sein Antlitz leuchtete in himmlischer Klarheit. Es war, als sei er in die unmittelbare Nähe des Unsichtbaren entrückt. Seine Worte waren von solcher Lebenskraft, daß man wirklich den Eindruck eines Gesprächs mit Gott hatte.BL 86.1

    Die Herzen der lauschenden Jünger waren tief bewegt. Wie oft hatten sie schon bemerkt, daß ihr Meister lange Stunden in Einsamkeit und Gebet zu seinem Vater zubrachte! Er verbrachte seine Tage damit, daß er den vielen Menschen diente, die ihn aufsuchten, und gegen die Spitzfindigkeiten der Schriftgelehrten ankämpfte. Der Arbeit war so viel, daß er oft infolge seiner Entkräftung seiner Mutter, seinen Brüdern und selbst seinen Jüngern zu der Befürchtung Anlaß gab, sein Leben möchte im Dienst erlöschen. Doch wenn er aus den Gebetsstunden kam, die den Tag der Mühe rundeten, sah man Frieden auf seinem Angesicht, umwob ihn ein Hauch der Erquickung. In der Kraft aus der Gemeinschaft mit Gott trat er Morgen für Morgen hervor, den Menschen himmlische Erleuchtung zu bringen.BL 86.2

    Seine ihn begleitenden Jünger hatten schon lange die Verbindung zwischen seinen Gebetszeiten und seinem Reden und Handeln erkannt. Als sie nun seinen Bitten lauschten, wurden ihre Herzen demütig in heiliger Ehrfurcht. Von ihrer inneren Not überzeugt, riefen sie, als der Herr sein Gebet beendet hatte, aus: “Herr, lehre uns beten!” Lukas 11,1.BL 86.3

    Jesus gab ihnen darauf keine neue Gebetsformel. Er wiederholte einfach, was er sie vorher schon gelehrt hatte, so als wollte er sagen: Ihr müßt nur verstehen, was ich euch schon vermittelt habe. Es liegt darin eine so tiefe Bedeutung, daß ihr sie noch gar nicht habt ergründen können.BL 86.4

    Der Heiland hat nicht die Absicht, uns auf den Wortlaut des Vaterunsers festzulegen. Der Menschensohn bietet uns damit lediglich ein Mustergebet dar, und zwar in so einfacher Fassung, daß sogar ein Kind es verstehen kann, aber auch von solcher Gedankentiefe, daß die größten Geister es kaum je völlig ergründen können. Wir sollen zu Gott mit unserem Dankopfer kommen, ihm unser Anliegen kundtun, unsere Sünden bekennen und seiner Verheißung entsprechend seine Gnade in Anspruch nehmen.BL 87.1