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    Kapitel 21: Das Studium der Physiologie

    “Ich preise dich deshalb,
    daß ich so erstaunlich gemacht bin.”

    Da Geist und Seele sich im Körper ausdrücken, hängt die geistige und geistliche Energie in hohem Maße von körperlicher Spannkraft und Betätigung ab. Was immer die leibliche Gesundheit fördert, begünstigt auch die Entwicklung eines starken Geistes und eines wohlausgeglichenen Charakters. Ohne Gesundheit kann niemand seine Verpflichtungen gegen sich selbst, seine Mitmenschen und seinen Schöpfer so recht verstehen oder vollständig erfüllen. Deshalb sollte sie ebenso gewissenhaft gehütet werden wie der Charakter. Eine Kenntnis der Physiologie und Hygiene muß die Grundlage aller erzieherischen Anstrengungen bilden.Ez54 181.1

    Obwohl die physiologischen Tatsachen jetzt allgemein verstanden werden, herrscht doch eine erschreckende Gleichgültigkeit hinsichtlich der Gesundheitsgrundsätze. Sogar unter denen, die mit diesen Grundregeln bekannt sind, gibt es nur wenige, die sie anwenden. Man folgt der Neigung oder einem Einfall so blindlings, als ob das Leben eher vom bloßen Zufall beherrscht würde als von festen, unverbrüchlichen Gesetzen.Ez54 181.2

    Die Jugend erkennt in ihrer Frische und Lebenskraft kaum den Wert ihrer übersprudelnden Energie. Diese ist ein Schatz, köstlicher als Gold, und für das Vorankommen wichtiger als Gelehrsamkeit oder Reichtum. Aber wie leichtfertig geht man mit ihr um, wie rasch wird sie verschleudert! Wie mancher Mensch, der seine Gesundheit im Ringen um Macht oder Reichtum dahingab, hat das Ziel seiner Wünsche beinahe erreicht, brach dann aber hilflos zusammen, während ein anderer, der mehr körperliche Ausdauer besaß, den ersehnten Preis davontrug. Wie viele sind durch krankhafte Zustände, die sich aus der Vernachlässigung der Gesundheitsgesetze ergaben, zu üblen Gewohnheiten verführt worden unter Preisgabe jeglicher Hoffnung für diese und für die künftige Welt!Ez54 181.3

    Beim Studium der Physiologie sollten die Schüler dahin geführt werden, daß sie den Wert körperlicher Kraft erkennen und lernen, wie diese erhalten und entwickelt werden kann, um im höchsten Grade zum Erfolg im Lebenskampf beizutragen.Ez54 182.1

    Kinder sollte man schon früh durch einfache, leicht faßliche Lehrstücke in den Anfangsgründen der Physiologie und Hygiene unterrichten. Diese Unterweisung müßte von der Mutter im Heim begonnen und in der Schule gewissenhaft fortgeführt werden. Wenn die Schüler an Jahren zunehmen, sollte der Unterricht in diesem Fach weitergehen, bis sie fähig sind, für das Haus zu sorgen, das sie bewohnen. Sie sollten verstehen, wie wichtig es ist, jedes Organ lebenskräftig zu erhalten und sich damit vor Krankheit zu schützen. Auch muß man ihnen beibringen, wie man sich bei häufig vorkommenden Erkrankungen und Unfällen verhält. Jede Schule sollte Unterricht sowohl in Physiologie wie in Hygiene bieten und nach Möglichkeit mit Lehrmitteln versehen sein, die Aufbau, Zweck und Pflege des Körpers veranschaulichen.Ez54 182.2

    Es gibt Dinge, die gewöhnlich nicht ins Studium der Physiologie miteinbezogen werden und doch Beachtung verdienten Dinge, die für den Schüler weit größeren Wert besitzen als viele Äußerlichkeiten, die gemeinhin beim Unterricht in diesem Fach vermittelt werden. Als Grundlage jeglicher Ausbildung in dieser Richtung sollte man der Jugend klarmachen, daß die Gesetze der Natur Gesetze Gottes darstellen und ebenso wahrhaft göttlich sind wie die Zehn Gebote. Die Gesetzmäßigkeiten, die unseren ganzen leiblichen Organismus regieren, hat Gott jedem Nerv, jedem Muskel und jeder Faser des Körpers aufgeprägt. Jeder fahrlässige oder willkürliche Verstoß gegen diese Regeln ist eine Sünde gegen unseren Schöpfer.Ez54 182.3

    Wie notwendig ist es also, daß man eine gründliche Kenntnis dieser Gesetze vermittelt! Den Grundsätzen der Gesundheitslehre in ihrer Anwendung auf Ernährung, Leibesübungen, Kinderpflege, Krankenbehandlung und viele ähnliche Dinge sollte weit mehr Beachtung geschenkt werden, als für gewöhnlich geschieht. Man sollte sowohl den Einfluß des Geistes auf den Körper als auch den des Körpers auf den Geist betonen. Die elektrischen Ausstrahlungen des Gehirns, die durch geistige Tätigkeit stark gefördert werden, beleben unser ganzes System und tragen in unschätzbarer Weise zur Abwehr von Krankheiten bei. Dies gilt es zu zeigen. Ebenso muß man die Macht des Willens und die Wichtigkeit der Selbstbeherrschung sowohl für die Erhaltung als auch für die Wiederherstellung der Gesundheit vor Augen führen, ferner die niederdrückende oder gar zerstörerische Wirkung von Ärger, Unzufriedenheit, Selbstsucht oder Unreinheit auf der einen, dagegen die wunderbare lebenspendende Kraft, die in Heiterkeit, Selbstlosigkeit und Dankbarkeit verborgen liegt, auf der anderen Seite.Ez54 182.4

    Die Schrift enthält eine physiologische Wahrheit, die wir wohl beachten sollten: “Ein fröhlicher Sinn befördert die Genesung.” Sprüche 17,22 (Menge).Ez54 183.1

    Gott spricht: “... dein Herz behalte meine Gebote. Denn sie werden dir langes Leben und gute Jahre und Frieden bringen.” “Denn sie sind das Leben denen, die sie finden, und gesund ihrem ganzen Leibe.” Die Schrift erklärt, daß “die Reden des Freundlichen” nicht nur die Seele trösten, sondern auch die Gebeine erfrischen. Sprüche 3,1.2; Sprüche 4,22; Sprüche 16,24.Ez54 183.2

    Die Jugend muß die tiefe Wahrheit verstehen, die der biblischen Aussage zugrunde liegt, daß bei Gott “die Quelle des Lebens” ist. Psalm 36,10. Er ist nicht nur der Urheber aller Dinge, sondern auch das Leben alles Lebendigen. Es ist sein Leben, das wir im Sonnenschein, in der reinen, milden Luft, in der Nahrung, die unseren Körper aufbaut und unsere Kraft erhält, in uns aufnehmen. Durch seinen Odem bestehen wir von Stunde zu Stunde, von Augenblick zu Augenblick. All seine Gaben zielen auf Leben, Gesundheit und Freude ab, wenn Sünde sie nicht ins Gegenteil verkehrt.Ez54 183.3

    “Er hat alles schön gemacht zu seiner Zeit.” Prediger 3,11 (Schlachter). Deshalb erwirbt man wahre Schönheit nicht dadurch, daß man Gottes Werk verdirbt, sondern indem man sich in Übereinstimmung bringt mit den Gesetzen des Schöpfers, der alle Dinge ins Dasein rief, und an ihrer Schönheit und Vollkommenheit Gefallen findet.Ez54 183.4

    Beim Studium des körperlichen Mechanismus sollte die Aufmerksamkeit auf die wunderbare Zweckmäßigkeit und auf das harmonische Zusammenwirken der sich ergänzenden Organe gelenkt werden. Hat man das Denken des Schülers auf diese Weise angeregt und ihn soweit gebracht, daß er die Wichtigkeit einer gesunden Lebensweise einsieht, dann kann der Lehrer viel zu einer angemessenen Entwicklung und zur Bildung vernünftiger Gewohnheiten beitragen.Ez54 184.1

    Was zuerst mit angestrebt werden sollte, ist eine einwandfreie Haltung beim Sitzen und Stehen. Gott schuf den Menschen aufrecht, und er wünscht, daß wir nicht nur den körperlichen, sondern auch den geistlich-sittlichen Segen davon haben die Anmut und Würde und das Selbstbewußtsein, den Mut und das Selbstvertrauen, die eine gerade Haltung so sehr fördert. Der Lehrer möge durch Beispiel und Vorschrift in dieser Richtung wirken. Man zeige, was eine richtige Haltung ist, und bestehe darauf, daß sie eingenommen und beibehalten wird.Ez54 184.2

    Auf die richtige Haltung folgen der Wichtigkeit nach Atmung und Stimmpflege. Wer aufrecht sitzt und steht, atmet wahrscheinlich eher richtig als andere. Doch der Lehrer sollte seinen Schülern außerdem die Notwendigkeit tiefen Luftholens einschärfen. Man lege dar, wie die gesunde Tätigkeit der Atmungsorgane den Blutkreislauf unterstützt und das ganze System belebt, den Appetit anregt, die Verdauung fördert und einen sanften, süßen Schlummer bewirkt. Auf diese Weise wird nicht nur der Körper erfrischt, sondern auch der Geist besänftigt und beruhigt. Wenn man die Bedeutung des Tiefatmens unterstreicht, sollte es auch unbedingt durchgeführt werden. Man nehme Übungen vor, die es begünstigen, und sehe zu, daß es zur festen Gewohnheit wird.Ez54 184.3

    Die Stimmbildung nimmt einen wichtigen Platz in der Körperkultur ein, da sie eine Weitung und Stärkung der Lungen bewirkt und dadurch Krankheiten fernhält. Um einen richtigen Vortrag beim Lesen und Sprechen zu gewährleisten, sorge man dafür, daß die Bauchmuskeln beim Atmen vollen Spielraum haben und die Atmungsorgane nicht eingeengt sind. Die Bauchmuskeln sollen angestrengt werden und nicht die Stimmbänder. Auf diese Weise kann man Ermüdungserscheinungen und ernsthafte Erkrankungen des Kehlkopfs und der Lungen verhüten. Man sollte bewußt auf eine deutliche Aussprache, weiche, klangvolle Töne und eine nicht zu rasche Vortragsweise hinstreben. Das wird nicht nur die Gesundheit fördern, sondern auch die Arbeit des Schülers bedeutend angenehmer gestalten und seine Leistung steigern.Ez54 184.4

    Die Belehrung über diese Dinge bietet eine wertvolle Gelegenheit, darauf hinzuweisen, wie töricht und schädlich Gewohnheiten sind, die die Tätigkeit lebenswichtiger Organe behindern. Eine fast endlose Kette von Krankheiten ist die Folge ungesunder Moden; diese Zusammenhänge gilt es gründlich aufzuhellen. Man betone den Schülern gegenüber die Gefahr, das Gewicht der Kleidung auf den Hüften ruhen zu lassen oder irgendein Organ des Körpers zusammenzupressen. Die Kleidung sollte so beschaffen sein, daß man voll atmen und die Arme ohne Schwierigkeit über den Kopf erheben kann. Das Zusammendrücken der Lungen hält nicht nur ihr Wachstum auf, sondern hemmt auch den Verdauungsvorgang und den Blutkreislauf und schwächt schließlich den ganzen Körper. Solche Mißstände zehren an der physischen und geistigen Kraft, hindern so den Schüler am Fortschritt und vereiteln oft seinen Erfolg.Ez54 185.1

    Beim Studium der Hygiene wird der verantwortungsbewußte Lehrer jede Gelegenheit nützen, um zu zeigen, wie notwendig vollkommene Reinlichkeit in persönlichen Gewohnheiten und in der ganzen Umgebung eines Menschen ist. Man sollte nachdrücklich den Wert des täglichen Badens herausstellen, das die Gesundheit fördert und zu geistiger Tätigkeit anregt. Auch auf die Durchsonnung und Durchlüftung, auf die Sauberhaltung des Schlafzimmers und der Küche gilt es zu achten. Man lehre die Schüler, daß ein gelüfteter Schlafraum, eine blitzblanke Küche und ein geschmackvoll hergerichteter, mit bekömmlichen Speisen gedeckter Tisch das Glück der Familie und die Anerkennung von seiten aller vernünftigen Gäste eher gewährleisten als noch so viel teure Möbel im Wohnzimmer. Daß “das Leben ... mehr denn die Speise, und der Leib mehr denn die Kleidung” (Lukas 12,23) sei, ist ein Erfahrungssatz, der heute nicht weniger Beachtung heischt als vor neunzehnhundert Jahren, da ihn der göttliche Lehrmeister aussprach.Ez54 185.2

    Dem Physiologieschüler sollte nahegebracht werden, daß das Ziel seines Studiums nicht bloß darin besteht, sich Kenntnisse von Tatsachen und Grundsätzen anzueignen. Diese allein würden sich als wenig nutzbringend erweisen. Er mag die Bedeutung der guten Durchlüftung begreifen, sein Zimmer mag mit reiner Luft versorgt sein; wenn er aber seine Lungen nicht richtig füllt, wird er unter den Folgen schlechter Atmung zu leiden haben. So mag man auch die Notwendigkeit peinlichster Sauberkeit erkennen und mit allerlei brauchbaren Einrichtungen versehen sein; das alles hat jedoch keinen Wert, wenn es nicht angewandt wird. Es kommt beim Lehren dieser Grundsätze sehr darauf an, dem Schüler ihre Wichtigkeit so tief einzuprägen, daß er sie gewissenhaft in die Tat umsetzt.Ez54 186.1

    In einem sehr schönen und eindrucksvollen Bild zeigt die Heilige Schrift den Wert, den Gott unserem leiblichen Organismus beimißt, und die Verantwortung, die auf uns ruht, ihn im besten Zustand zu erhalten: “Wisset ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst?” “So jemand den Tempel Gottes verderbt, den wird Gott verderben; denn der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr.” 1.Korinther 6,19; 1.Korinther 3,17.Ez54 186.2

    Die Schüler sollen unter dem Bewußtsein erschauern, daß der Leib ein Tempel ist, in dem Gott wohnen möchte; daß er rein erhalten werden muß als Behausung hoher und edler Gedanken. Wenn sie beim Studium der Physiologie erkennen, daß sie in der Tat “so erstaunlich wunderbar gemacht” (Psalm 139,14 v. Eß) sind, werden sie mit Ehrfurcht erfüllt werden. Statt Gottes Werk zu verunstalten, werden sie alles daran setzen, das Bestmögliche aus sich selbst zu machen, um den herrlichen Plan des Schöpfers zu verwirklichen. So werden sie auch die Beobachtung der Gesundheitsgesetze nicht als ein Opfer oder als Selbstkasteiung ansehen, sondern als eine unschätzbare Gnade und als einen Segen, was er auch in Wirklichkeit ist.Ez54 186.3

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