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Patriarchen und Propheten - Contents
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    Kapitel 69: Davids Thronbesteigung

    Sauls Tod beseitigte die Gefahren, die David zum Verbannten hatten werden lassen. Nun war der Weg frei für die Rückkehr in sein Vaterland. Als die Trauerzeit für Saul und Jonathan vorbei war, “befragte David den Herrn und sprach: Soll ich hinauf in eine der Städte Judas ziehen? Und der Herr sprach zu ihm: Zieh hinauf! David sprach: Wohin? Er sprach: Nach Hebron.” 2.Samuel 2,1.PP 674.1

    Hebron lag etwa zweiunddreißig Kilometer nördlich von Beerseba und damit fast in der Mitte zwischen dieser Stadt und dem künftigen Jerusalem. Es hieß ursprünglich Kirjath-Arba, die Stadt Arbas, des Anaks Vater. Später nannte man es Mamre. Hier war die Grabstätte der Patriarchen, die “Höhle von Machpela”. 1.Mose 25,9.10; 23,8.9. Hebron hatte zum Besitz Kalebs gehört und war jetzt die Hauptstadt des Stammes Juda. Es lag in einem Tal, von fruchtbarem Bergland umgeben. Palästinas ertragreichste Weinberge sowie zahlreiche Oliven- und Obstbaumpflanzungen säumten seine Grenzen.PP 674.2

    Sofort schickten sich David und seine Gefährten an, der Weisung Gottes zu gehorchen. Bald waren die sechshundert Männer mit ihren Frauen, Kindern und Herden auf dem Wege nach Hebron. Als die Karawane in die Stadt einzog, warteten die Einwohner von Juda bereits darauf, David als den neuen König Israels willkommen zu heißen. Schon wurden Vorbereitungen zu seiner Krönung getroffen, und sie “salbten dort David zum König über das Haus Juda”. 2.Samuel 2,4. Aber er unternahm nichts, um seine Autorität mit Gewalt auch auf die anderen Stämme auszudehnen.PP 674.3

    Für den neu gekrönten Monarchen war es das erste, seine Hochachtung vor dem Andenken Sauls und Jonathans zum Ausdruck zu bringen. Als er die wackere Tat der Männer von Jabesch in Gilead erfuhr, wie sie die Leichname der Gefallenen geborgen und ihnen ein ehrenvolles Begräbnis bereitet hatten, schickte er eine Gesandtschaft zu ihnen mit der Botschaft: “Gesegnet seid ihr vom Herrn, weil ihr solche Barmherzigkeit an Saul, eurem Herrn, getan und ihn begraben habt. So tue nun der Herr an euch Barmherzigkeit und Treue, und auch ich will euch Gutes tun, weil ihr das getan habt.” 2.Samuel 2,5.6. Er zeigte ihnen seine Thronbesteigung in Juda an und bat sie, auch ihm die Treue zu halten.PP 674.4

    Die Philister unternahmen keinen Versuch, Davids Ausrufung zum König in Juda zu verhindern. Während seiner Verbannung hatten sie sich mit ihm angefreundet, um Sauls Königtum zu beunruhigen und zu schwächen. Nach seiner Machtausdehnung hofften sie, daß ihr bisheriges Wohlwollen letztlich zu ihrem Vorteil ausschlagen würde. Aber Davids Regierung blieb nicht von Schwierigkeiten verschont. Mit seiner Krönung begann die trübe Geschichte von Verschwörung und Aufruhr. Dabei saß David nicht als Verräter auf dem Thron. Gott selbst hatte ihn zum König Israels erwählt, und es bestand kein Anlaß zu Mißtrauen oder Widerstand. Doch kaum hatten Judas Männer ihn anerkannt, als unter Abners Einfluß Sauls Sohn Isch-Boscheth zum Gegenkönig in Israel ausgerufen wurde.PP 675.1

    Isch-Boscheth war nur ein schwacher, unfähiger Vertreter der Familie Sauls, während sich David hervorragend eignete, die Verantwortung für das Königtum zu übernehmen. Abner, die treibende Kraft bei der Erhebung Isch-Boscheths zum König, war der oberste Befehlshaber des Heeres Sauls gewesen und der berühmteste Mann in Israel. Er wußte wohl, daß David vom Herrn für den Thron Israels bestimmt worden war, aber nachdem er ihn so lange gehetzt und verfolgt hatte, wollte er ihn nicht als Nachfolger in dem Reich sehen, das bisher von Saul regiert worden war.PP 675.2

    Die Lage, in die Abner geriet, enthüllte sein eigentliches Wesen, seinen Ehrgeiz und seine Gewissenlosigkeit. Als enger Vertrauter Sauls war er von ihm so stark beeinflußt worden, daß auch er den Mann verachtete, den Gott zum Herrscher über Israel erwählt hatte. Sein Haß war noch gesteigert worden, als David den Wasserkrug und den Speer von Sauls Seite weggenommen und Abner, der währenddessen im Lager geschlafen hatte, mit beißendem Spott überschüttet hatte. Unvergeßlich blieb ihm, wie David vor den Ohren des Königs und der Israeliten gerufen hatte: “Bist du nicht ein Mann? Und wer ist dir gleich in Israel? Warum hast du denn deinen Herrn, den König, nicht bewacht? ... Das war nicht recht, was du getan hast. So wahr der Herr lebt: ihr seid Kinder des Todes, weil ihr euren Herrn, den Gesalbten des Herrn, nicht bewacht habt!” 1.Samuel 26,15.16. Dieser Vorwurf nagte an Abner, und er war zur Rache entschlossen. Israel sollte geteilt werden, zumal er selbst dabei nur gewinnen konnte. Er benutzte den Vertreter des bisherigen Königshauses, um seine eigennützigen, ehrgeizigen Pläne voranzutreiben. Er wußte, wie sehr das Volk Jonathan geliebt hatte und sein Andenken hoch hielt. Das Heer hatte außerdem die ersten erfolgreichen Feldzüge Sauls nicht vergessen. Mit einer Entschiedenheit, die einer besseren Sache wert gewesen wäre, ging Abner daran, den Aufruhr zu verwirklichen.PP 675.3

    Er wählte Mahanajim auf der andern Seite des Jordan zur Hauptstadt, weil es gegen etwaige Angriffe Davids oder der Philister die meiste Sicherheit bot. Hier erfolgte Isch-Boscheths Krönung. Zunächst anerkannten ihn die Stämme östlich des Jordan und dann ganz Israel — außer Juda.PP 676.1

    Zwei Jahre lang genoß Sauls Sohn die Ehre eines Königs in seiner einsamen Residenz. Doch Abner wollte seine Macht über ganz Israel ausdehnen und bereitete einen Angriffskrieg vor. “Und es war ein langer Kampf zwischen dem Hause Sauls und dem Hause Davids. David aber nahm immer mehr zu an Macht, und das Haus Sauls nahm immer mehr ab” (2.Samuel 3,1), so heißt es in der Schrift.PP 676.2

    Schließlich wurde der Thron, den Haß und Ehrgeiz aufgerichtet hatten, durch Verrat gestürzt. Abner erzürnte sich mit dem schwachen, unfähigen Isch-Boscheth und ging zu David über mit dem Angebot, ihm alle Stämme Israels zuzuführen. Der König nahm den Vorschlag an und entließ ihn in Ehren, um sein Vorhaben auszuführen. Aber die freundliche Aufnahme dieses tüchtigen, berühmten Kriegsmannes erregte die Eifersucht Joabs, Davids Oberbefehlshabers. Es entbrannte eine blutige Fehde zwischen ihnen, denn im Kriege zwischen Israel und Juda hatte Abner des Joabs Bruder Asahel erschlagen. Nun kam für Joab die Gelegenheit, seines Bruders Tod zu rächen und sich selbst eines möglichen Nebenbuhlers zu entledigen. Er lauerte Abner auf und ermordete ihn.PP 676.3

    Als David von diesem hinterlistigen Überfall hörte, rief er aus: “Ich und mein Königtum sind unschuldig vor dem Herrn ewiglich an dem Blut Abners, des Sohnes Ners; es falle aber auf den Kopf Joabs und auf das ganze Haus seines Vaters.” 2.Samuel 3,28.29. Mit Rücksicht auf den noch unsicheren Zustand seines Reiches und die Machtstellung des Mörders — Joabs Bruder Abisai hatte gemeinsame Sache mit ihm gemacht — konnte David das Verbrechen nicht mit der notwendigen gerechten Härte ahnden, doch äußerte er öffentlich seinen Abscheu über die blutige Tat. Abner wurde mit Ehren bestattet. Dem Heer mit Joab an der Spitze wurde befohlen, in zerrissenen Gewändern und in Sackleinen an der Trauerfeier teilzunehmen. Der König selbst bekundete seine Trauer, indem er am Beerdigungstage fastete. Er folgte der Bahre als erster Leidtragender und brach am Grabe in die Klage aus, die für die Mörder ein scharfer Vorwurf war: “Mußte Abner sterben, wie ein Gottloser stirbt? Deine Hände waren nicht gebunden, deine Füße waren nicht in Ketten gelegt. Und doch bist du gefallen, wie man vor Ruchlosen fällt.” 2.Samuel 3,33.34.PP 677.1

    Davids hochherzige Anerkennung des Mannes, der sein erbitterter Feind gewesen war, gewann ihm das Vertrauen und die Bewunderung ganz Israels. “Alles Volk nahm es wahr, und es gefiel ihnen gut, wie alles, was der König tat, dem ganzen Volke wohlgefiel. Und alles Volk und ganz Israel merkten an diesem Tage, daß es nicht vom König ausgegangen war, daß Abner, der Sohn Ners, getötet wurde.” 2.Samuel 3,36.37. Im engsten Kreis seiner vertrauten Ratgeber und Begleiter sprach der König von dem Verbrechen. Aber da er sich bewußt war, daß er die Mörder nicht so bestrafen konnte, wie er es sich wünschte, überließ er sie dem Urteil Gottes: “Wißt ihr nicht, daß an diesem Tag ein Fürst und Großer gefallen ist in Israel? Ich aber bin heute noch schwach, obwohl ich zum König gesalbt bin. Aber diese Männer, die Söhne der Zeruja, sind härter als ich. Der Herr vergelte dem, der Böses tut, nach seiner Bosheit.” 2.Samuel 3,38-40.PP 677.2

    Abner war mit seinem Angebot und seiner Einstellung David gegenüber aufrichtig gewesen, und doch waren die Beweggründe niedrig und selbstsüchtig. Beharrlich hatte er sich dem von Gott bestimmten König widersetzt in der Erwartung, daß ihm dies Ruhm einbrächte. Empfindlichkeit und leidenschaftlicher, gekränkter Stolz ließen ihn eine Sache verraten, der er so lange gedient hatte. Als er zu David überwechselte, hoffte er auf die höchste Ehrenstellung. Wäre sein Vorhaben gelungen, dann hätte dieser begabte, ehrgeizige Mann bei seinem großen Einfluß Thron und Reich gefährdet, ganz abgesehen davon, daß es ihm an Frömmigkeit fehlte.PP 677.3

    “Als aber der Sohn Sauls hörte, daß Abner in Hebron umgekommen war, entfiel ihm der Mut, und ganz Israel erschrak.” 2.Samuel 4,1. Es wurde bald zur Gewißheit, daß Isch-Boscheths Königtum nicht länger bestehen konnte. Ein zweiter Verrat vollendete wenig später den Zusammenbruch der schwindenden Macht. In widerwärtiger Weise ermordeten ihn zwei seiner Hauptleute, sie schlugen ihm den Kopf ab und eilten damit zum König von Juda in der Erwartung, Dank zu ernten.PP 678.1

    Mit dem blutigen Zeugnis ihres Verbrechens traten sie vor David und sagten: “Siehe, da ist das Haupt Isch-Boscheths, des Sohnes Sauls, deines Feindes, der dir nach dem Leben getrachtet hat. Der Herr hat heute meinen Herrn, den König, gerächt an Saul und an seinem Geschlecht.” 2.Samuel 4,8.PP 678.2

    Aber David, den Gott selbst auf den Thron Israels erhoben und von seinen Gegnern befreit hatte, wollte keine Verräter zur Festigung seiner Macht um sich haben. Er teilte diesen Mödern das Schicksal des Mannes mit, der sich gerühmt hatte, Saul erschlagen zu haben. “Und diese gottlosen Leute”, so fügte er hinzu, “haben einen gerechten Mann in seinem Hause auf seinem Lager getötet — sollte ich sein Blut nicht fordern von euren Händen und euch von der Erde vertilgen?” Und David befahl dies seinen Leuten. “Die schlugen sie nieder ... Aber das Haupt Isch-Boscheths nahmen sie und begruben es in Abners Grab in Hebron.” 2.Samuel 4,11.12.PP 678.3

    Nach Isch-Boscheths Tode wurde unter den führenden Männern Israels allgemein der Wunsch laut, David zum König über das ganze Volk zu machen. “Und es kamen alle Stämme Israels zu David nach Hebron und sprachen: Siehe, wir sind von deinem Gebein und deinem Fleisch. Schon früher, als Saul über uns König war, führtest du Israel ins Feld und wieder heim. Dazu hat der Herr dir gesagt: Du sollst mein Volk Israel weiden und sollst Fürst sein über Israel. Und es kamen alle Ältesten in Israel zum König nach Hebron. Und der König David schloß mit ihnen einen Bund in Hebron vor dem Herrn.” 2.Samuel 5,1-3. So wurde ihm durch Gottes Vorsehung der Weg zum Throne geebnet. Ihm kam es nicht darauf an, persönlichen Ehrgeiz zu befriedigen, denn er hatte die Würde, die er erlangt hatte, nicht begehrt.PP 678.4

    Mehr als achttausend Nachkommen Aarons und Leviten erwarteten David. Man spürte den Wandel in den Gefühlen des Volkes ganz deutlich. Dabei war der Umschwung friedlich und würdevoll vor sich gegangen, dem bedeutungsvollen Geschehen angemessen. Nahezu eine halbe Million Menschen, Sauls frühere Untertanen, drängten sich in Hebron und Umgebung auf Hügeln und in Tälern. Endlich war die Stunde der Krönung gekommen. Der Mann, der vom Hofe Sauls vertrieben worden war und auf die Berge und in Felshöhlen hatte flüchten müssen, um das nackte Leben zu retten, sollte nun die höchste Ehre empfangen, die Menschen verleihen konnten. Priester und Älteste in ihren heiligen Amtsgewändern, Offiziere und Soldaten mit blitzenden Speeren und Helmen und Fremde aus fernen Ländern wurden Zeugen der Krönung. David wurde das königliche Gewand angelegt. Der Hohepriester bestrich seine Stirn mit heiligem Öl, denn die Salbung durch Samuel hatte nur prophetisch auf das hinweisen sollen, was bei der Amtseinsetzung als König stattfinden würde. Nun war es so weit. David wurde feierlich für seinen Dienst als Gottes Statthalter geweiht. Man reichte ihm das Zepter, und der Bund seiner rechtmäßigen Herrschaft wurde schriftlich niedergelegt, das Volk leistete den Treueid. Dann wurde ihm die Krone auf die Stirn gesetzt, und damit war die Krönungsfeier beendet. Israel hatte einen König göttlicher Wahl. David erlebte nach geduldigem Warten die Erfüllung dessen, was Gott ihm verheißen hatte. “Und Davids Macht nahm immer mehr zu, und der Herr, der Gott Zebaoth, war mit ihm.” 2.Samuel 5,10.PP 679.1

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