Gott hatte wirklich die führenden Männer von Juda dafür vorbereitet, sich an die Spitze einer entschiedenen Erneuerungsbewegung zu stellen, um den Abfall aufzuhalten. Durch seine Propheten hatte er dem Volk Botschaft um Botschaft mit ernsten Bitten gesandt, die von den zehn Stämmen des Reiches Israel - die nun dem Feind überantwortet waren - verachtet und zurückgewiesen wurden. Aber in Juda verblieb ein frommer Überrest, und an ihn richteten die Propheten ihren Aufruf. Eindringlich hatte Jesaja gebeten: »Kehrt um, ihr Israeliten, zu dem, von welchem ihr so sehr abgewichen seid!« (Jesaja 31,6) Und Micha hatte mit Zuversicht erklärt: »Ich aber schaue aus nach dem Herrn, ich warte auf den Gott, der mir hilft. Mein Gott wird mein Rufen erhören. ... ›Sei nicht so schadenfroh, du Feindin meines Volkes! Ich liege am Boden, aber ich stehe wieder auf; ich sitze im Dunkeln, aber der Herr ist mein Licht. Ich hatte gegen ihn gesündigt, deshalb bekam ich seinen Zorn zu spüren. Aber er wird mir auch wieder beistehen und mir zu meinem Recht verhelfen. Er wird mich aus dem Dunkel ins Licht führen; ich werde es erleben, dass er mich rettet.‹« (Micha 7,7-9 GNB) MUO 225.4
In der dunklen Zeit, als so mancher verzagte Mensch vor verschlossenen Tempeltüren stand, brachten solche und ähnliche Botschaften Trost und Hoffnung, denn sie offenbarten Gottes Bereitschaft, allen jenen zu vergeben und sie anzunehmen, die sich von ganzem Herzen zu ihm wandten. Als nun die Führer eine Reform einleiteten, war der Großteil des Volkes - müde von der Sündenknechtschaft - bereit, ihnen zu folgen. MUO 226.1
Jene, die im Heiligtum ihren Bund mit Jahwe erneuern und Vergebung empfangen wollten, fanden in den Prophezeiungen der heiligen Schriften wunderbare Ermutigung. Die ernsten Warnungen vor dem Götzendienst, die Mose öffentlich vor dem Volk Israel ausgesprochen hatte, waren von Vorhersagen begleitet gewesen, dass Gott willig sei, jene zu erhören und ihnen zu vergeben, die ihn in Zeiten des Abfalls von ganzem Herzen suchen. »Wenn diese schwere Zeit in ferner Zukunft über euch hereinbricht, werdet ihr schließlich wieder zum Herrn, eurem Gott, zurückkehren und auf seine Worte hören. Denn der Herr, euer Gott, ist barmherzig. Er lässt euch nicht fallen, vernichtet euch nicht und vergisst auch nicht den Bund, den er mit euren Vorfahren schloss.« (5. Mose 4,30.31 NLB) MUO 226.2
Im prophetischen Gebet, das von Salomo bei der Einweihung des Tempels, dessen Dienst Hiskia und seine Gefährten nun wiederherstellten, gesprochen worden war, hatte es geheißen: »Wenn dein Volk Israel vor dem Feind geschlagen wird, weil sie an dir gesündigt haben, und sie bekehren sich dann zu dir und bekennen deinen Namen und beten und flehen zu dir in diesem Hause, so wollest du hören im Himmel und die Sünde deines Volkes Israel vergeben.« (1. Könige 8,33.34) Diesem Gebet war das Siegel göttlicher Zustimmung aufgeprägt worden, denn danach fiel Feuer vom Himmel, um »das Brandopfer und die Schlachtopfer« zu verzehren. »Die Herrlichkeit des Herrn« hatte den Tempel erfüllt (2. Chronik 7,1). MUO 226.3
Daraufhin hatte der Herr in einem Traum Salomo zugesagt, dass sein Gebet erhört worden sei und den Anbetern an dieser Stätte Gnade erwiesen werde. Die Verheißung lautete: »Wenn ... dann mein Volk ... sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.« (2. Chronik 7,13.14) Während der Reformation unter Hiskia fanden diese Verheißungen eine großartige Erfüllung. MUO 226.4