Am nächsten Morgen, als gerade das Licht der aufgehenden Sonne wie ein Friedensgruß Land und See berührte, kam der Heiland mit den Jüngern ans Ufer ... Zwei Irrsinnige stürzten sich aus einem Versteck zwischen den Gräbern hervor und auf sie zu, als wollten sie sie in Stücke zerreißen. An ihren Füßen hingen Glieder von Ketten, die sie gesprengt hatten; ihr Körper zeigte blutende Wunden, die sie sich an den scharfen Steinen geholt hatten; ihre Augen stierten wild unter dem langen wirren Haar hervor; alles Menschliche schien ihnen von den Dämonen, die in ihnen wohnten, genommen zu sein; sie sahen wilden Tieren ähnlicher als Menschen. En 164.1
Die Jünger und andere Begleiter des Herrn flohen vor Schrecken. Bald aber bemerkten sie, daß Christus nicht bei ihnen war. Sie schauten sich um und sahen ihren Herrn dort stehen, wo sie ihn verlassen hatten. Der den Sturm gestillt, der schon früher Satan begegnet war und ihn besiegt hatte, floh nicht vor diesen bösen Geistern. Die Wahnsinnigen hatten sich zähneknirschend und vor Wut schäumend dem Herrn genähert. Da erhob Jesus die Hand, die den wilden Wogen Ruhe geboten hatte, und die Männer vermochten nicht näher zu kommen. Sie standen wütend, aber hilflos vor ihm. En 164.2
Mit Macht gebot er nun den unreinen Geistern, aus den Männern auszufahren. Seine Worte durchdrangen die umnachteten Sinne der Unglücklichen, und sie erkannten, wenn auch noch dunkel, die Gegenwart des Einen, der sie von den bösen Geistern erlösen konnte. Sie fielen dem Heiland zu Füßen, ihn anzubeten. Als sie jedoch die Lippen öffneten, um seine Gnade zu erflehen, sprachen die Dämonen aus ihnen und schrien ihn ungestüm an: “Ach Jesus, du Sohn Gottes, was haben wir mit dir zu tun? Bist du hergekommen, uns zu quälen, ehe denn es Zeit ist?” Matthäus 8,29 ... En 164.3
Nicht weit davon, am Abhang eines kleinen Berges, weidete eine Herde Säue. In diese wollten die Dämonen fahren. Jesus erlaubte es ihnen, und sofort wurde die Herde von panischem Schrecken ergriffen. Die Säue rasten wild die Klippen hinunter, stürzten sich, da sie ihren Lauf nicht hemmen konnten, in den See und ertranken. En 164.4
Während dieser Zeit war mit den Irrsinnigen eine wunderbare Veränderung vor sich gegangen; es war licht geworden in ihrem Geist, die Augen blickten klug und verständig, die bisher zum Bilde Satans entstellten Gesichter wurden sanft und die blutbefleckten Hände ruhig. Mit freudiger Stimme lobten sie Gott für ihre Erlösung. Das Leben Jesu 328.329. En 165.1