Am 16. April 1906, während ich in Loma Linda, Kalifornien, war, zog ein äußerst eindrucksvolles Bild an mir vorüber. In einem Nachtgesicht stand ich auf einer Anhöhe, von der ich Häuser sehen konnte, die wie Schilfrohr vom Winde geknickt wurden. Große und kleine Gebäude fielen zusammen. Vergnügungsstätten, Theater, Hotels und die Häuser der Reichen wurden erschüttert und zertrümmert. Vieler Menschen Leben wurde ausgelöscht; die Luft war erfüllt von dem Schreien der Verletzten und Entsetzten. Sch3 282.3
Die Würgeengel Gottes waren an der Arbeit. Nur eine Berührung, und Gebäude, die so fest erbaut waren, daß sie vor jeder Gefahr gesichert schienen, wurden im Augenblick zum Schutthaufen. Man war an keinem Platz mehr sicher. Ich fühlte mich in keiner besonderen Gefahr, konnte aber keine Worte finden, um die Schrecklichkeit des Schauspiels zu beschreiben, das an mir vorüberzog. Die Langmut Gottes schien erschöpft und sein Gerichtstag gekommen zu sein. Sch3 282.4
Der Engel an meiner Seite unterrichtete mich, daß nur wenige einen Begriff von der Bosheit unsrer heutigen Welt und besonders von der unsrer Großstädte haben. Er erklärte, daß Gott eine Zeit bestimmt hat, da er die Übertreter für ihre hartnäckige Mißachtung seines Gesetzes im Zorn heimsuchen werde. Sch3 283.1
Das Schrecklichste des an mir vorüberziehenden Bildes, das mein Gemüt am tiefsten beeindruckte, war die Erklärung, die in Verbindung mit diesem Geschehen gegeben wurde. Der Engel an meiner Seite erklärte, daß Gottes Oberherrschaft und sein heiliges Gesetz allen offenbart werden muß, die sich hartnäckig weigern, dem König der Könige Gehorsam zu leisten. Die Untreuen müssen in Barmherzigkeit von Gerichten heimgesucht werden, damit sie womöglich erweckt werden, die Sündhaftigkeit ihres Tuns zu erkennen. Sch3 283.2
Im Laufe des folgenden Tages dachte ich über die an mir vorübergezogenen Szenen und die mir gegebene Erklärung nach. Am Nachmittag reisten wir nach Glendale, nahe bei Los Angeles. In der darauffolgenden Nacht wurde ich abermals betreffs der Heiligkeit und der verbindlichen Forderungen der Zehn Gebote sowie der Oberherrschaft Gottes über alle irdischen Herrscher unterrichtet. Sch3 283.3
Ich schien in einer Versammlung zu sein und den Leuten die Ansprüche des Gesetzes Gottes darzulegen. Ich las die Schriftstellen über die Einsetzung des Sabbats im Garten Eden am Ende der Schöpfungswoche und über die Gesetzgebung am Sinai vor und erklärte, daß der Sabbat gehalten werden soll “zum ewigen Bund”, als ein ewiges Zeichen zwischen Gott und seinem Volk, auf daß sie wissen, daß sie durch den Herrn, ihren Schöpfer, geheiligt werden. Sch3 283.4
Dann sprach ich von der obersten Gewalt Gottes über alle irdischen Machthaber. Sein Gesetz soll die Richtschnur des Handelns sein. Die Menschen dürfen nicht verderbten Sinnes werden, indem sie unmäßig sind oder in ihren Gedanken satanischen Einflüssen nachgeben, denn dadurch wird es ihnen unmöglich, das Gesetz Gottes zu halten. Während Gott der Verderbtheit gegenüber Langmut übt, läßt er sich doch nicht täuschen und wird nicht immer schweigen. Seine Gewalt und Macht als Herrscher des Weltalls muß schließlich anerkannt und den gerechten Forderungen seines Gesetzes muß Achtung verschafft werden. Sch3 283.5
Die Menschen wurden sehr eindringlich über die Langmut Gottes und die Notwendigkeit einer Erweckung der Übertreter belehrt, wie ich es von meinem Unterweiser empfing, damit sie erkennten, wie gefährlich ihre Lage in Gottes Augen ist. Sch3 284.1
Am 18. April, zwei Tage nach dem Gesicht über die fallenden Gebäude, ging ich in Los Angeles in die Gemeinde in der Carrstraße, um eine Verabredung einzuhalten. Als wir uns der Gemeinde näherten, hörte ich Zeitungsjungen ausrufen: “San Franzisko durch ein Erdbeben zerstört!” Schweren Herzens las ich die ersten, schnell gedruckten Nachrichten über das schreckliche Unglück. Sch3 284.2
Zwei Wochen später kamen wir auf unsrer Heimreise durch San Franzisko. Wir mieteten einen Wagen und verbrachten eineinhalb Stunden mit der Besichtigung der Zerstörungen, die in dieser großen Stadt geschehen waren; Gebäude lagen in Trümmern, von denen man angenommen hatte, daß sie vor Katastrophen sicher wären. In einigen Fällen waren die Gebäude zum Teil im Boden versunken. Die Stadt bot ein Schreckensbild der Unfähigkeit der menschlichen Erfindungsgabe, feuer- und erdbebensichere Bauwerke zu errichten. Sch3 284.3
Durch den Propheten Zephanja bezeichnet der Herr ausführlicher die Gerichte, die er über die Übeltäter bringen wird: Sch3 284.4
“Ich will alles aus dem Lande wegnehmen, spricht der Herr. Ich will Menschen und Vieh, Vögel des Himmels und Fische im Meer, wegnehmen samt den Ärgernissen und den Gottlosen; ja, ich will die Menschen ausreuten aus dem Lande, spricht der Herr ... Sch3 284.5
Und am Tage des Schlachtopfers des Herrn will ich heimsuchen die Fürsten und des Königs Kinder und alle, die ein fremdes Kleid tragen. Auch will ich zur selben Zeit die heimsuchen, so über die Schwelle springen, die ihres Herrn Haus füllen mit Rauben und Trügen ... Sch3 284.6
Zur selben Zeit will ich Jerusalem mit Leuchten durchsuchen und will heimsuchen die Leute, die auf ihren Hefen liegen und sprechen in ihrem Herzen: Der Herr wird weder Gutes noch Böses tun. Und ihre Güter sollen zum Raub werden und ihre Häuser zur Wüste. Sie werden Häuser bauen, und nicht darin wohnen; sie werden Weinberge pflanzen, und keinen Wein davon trinken. Sch3 285.1
Des Herrn großer Tag ist nahe; er ist nahe und eilt sehr. Wenn das Geschrei vom Tage des Herrn kommen wird, so werden die Starken alsdann bitterlich schreien. Denn dieser Tag ist ein Tag des Grimmes, ein Tag der Trübsal und Angst, ein Tag des Wetters und Ungestüms, ein Tag der Finsternis und Dunkels, ein Tag der Wolken und Nebel, ein Tag der Posaune und Drommete wider die festen Städte und hohen Schlösser. Ich will den Leuten bange machen, daß sie umhergehen sollen wie die Blinden, darum daß sie wider den Herrn gesündigt haben. Ihr Blut soll ausgeschüttet werden, als wäre es Staub, und ihr Leib, als wäre es Kot. Es wird sie ihr Silber und Gold nicht erretten können am Tage des Zorns des Herrn, sondern das ganze Land soll durch das Feuer seines Eifers verzehrt werden; denn er wird plötzlich ein Ende machen mit allen, die im Lande wohnen.” Zephanja 1,2.3.8.9.12-18. Sch3 285.2