“Seines Lobes war der Himmel voll”,
“... und die Erde ist voll seiner Güter.”
Alles Erschaffene trägt sichtbar den Stempel der Gottheit. Die Natur zeugt von dem Allmächtigen. Wenn dem empfänglichen Gemüt die Wunder und Geheimnisse des Alls nahegebracht werden, kann es das Wirken einer göttlichen Macht nur bestätigen. Nicht durch die ihr innewohnende Kraft spendet die Erde ihre Segensgaben und vollführt sie Jahr für Jahr ihre Bewegung um die Sonne. Eine unsichtbare Hand lenkt die Planeten in ihren himmlischen Bahnen. Ein geheimnisvolles Leben durchwebt die ganze Natur ein Leben, das all die zahllosen Welten im unermeßlichen Raum erhält, das sich im winzigen, im Sommerwinde dahinschwebenden Insekt regt, das den Flug der Schwalbe beschwingt und die jungen, schreienden Raben ernährt, das die Knospe zum Blühen und die Blüte zum Fruchttragen bringt. Ez54 91.1
Dieselbe Macht, die die Natur erhält, wirkt auch im Menschen. Die gleichen großen Ordnungen, die den Stern wie das Atom bestimmen, walten auch im menschlichen Leben. Die Gesetze, die die Herztätigkeit steuern und das Fließen des Lebensstromes im Körper regulieren, entstammen jenem mächtigen Geistwesen, das die Herrschaft über die Seele ausübt. Von ihm geht alles Leben aus. Der wahre Wirkungsbereich alles Lebendigen läßt sich nur in der Übereinstimmung mit ihm finden. Für alle geschaffenen Wesen gelten die gleichen Grundbedingungen: Erhaltung des Daseins durch die Aufnahme göttlichen Lebens - Lebensführung im Einklang mit dem Willen des Schöpfers. Sein Gesetz in körperlicher, geistiger oder sittlicher Hinsicht übertreten heißt: sich aus der Harmonie des Weltalls herauslösen und Zwietracht, Gesetzlosigkeit und Zerstörung herbeiführen. Ez54 91.2
Wer es lernt, diese Lehren zu ziehen, durchschaut alles Geschehen ringsum; die Welt wird zum Lehrbuch, das Leben zur Schule. Die Einheit von Natur, Mensch und Gott, die Allherrschaft des Gesetzes und die Folgen der Übertretung werden zweifellos den Geist beeindrucken und den Charakter formen. Ez54 92.1
Das sind Lehren, die sich unsere Kinder aneignen müssen. Für das kleine Kind, das noch nicht aus dem gedruckten Wort lernen oder in den Schulbetrieb eingegliedert werden kann, bietet die Natur eine unerschöpfliche Quelle der Belehrung und der Freude. Das Herz, das noch nicht durch die Berührung mit dem Bösen verhärtet wurde, erkennt rasch die Gegenwart dessen, der alles Geschaffene durchdringt. Das vom Lärm der Welt noch unbetäubte Ohr merkt auf die Stimme, die in der Natur vernehmlich wird. Und für die Menschen in reiferen Jahren, die ständig ihrer wortlosen Erinnerung an das Geistliche und Ewige bedürfen, werden die Hinweise der Natur nicht weniger eine Quelle der Freude und Belehrung sein. Wie die Bewohner Edens aus dem Buch der Schöpfung lernten, wie Mose in den Ebenen und auf den Bergen Arabiens und das Kind Jesus auf den Hügeln Nazareths die Handschrift Gottes wahrnahmen, so können die Kinder unserer Tage von dem Höchsten lernen. Das Unsichtbare wird durch das Sichtbare veranschaulicht. In allem auf Erden, vom hochragenden Baum des Waldes bis zur Flechte, die den Felsen überzieht, vom endlosen Ozean bis zur winzigsten Muschel am Strand, können sie gleichsam Gottes Bild und Inschrift erkennen. Ez54 92.2
Bringt das Kind nach Möglichkeit schon früh in eine Umgebung, wo dieses wunderbare Lehrbuch offen vor ihm daliegt. Laßt es die herrlichen Bilder betrachten, die der große Meisterkünstler an dem wechselnden Hintergrund des Himmelsgewölbes entwirft, laßt es die Wunder der Erde und des Meeres kennenlernen, laßt es die sich enthüllenden Geheimnisse der Jahreszeiten beobachten und in allen Werken des Schöpfers von ihm lernen. Ez54 92.3
Auf keine andere Weise kann ein so fester und sicherer Grund zu einer wahren Erziehung gelegt werden. Doch das Kind wird, wenn es mit der Natur in Berührung kommt, auch vor Rätseln stehen. Es muß wohl oder übel das Wirken feindlicher Mächte erkennen. Hier bedarf die Natur einer Deutung. Im Blick auf das Böse, das sich sogar in der Natur offenbart, haben alle die gleiche traurige Lektion zu lernen: “Das hat der Feind getan.” Matthäus 13,28. Ez54 92.4
Nur in dem Lichte; das von Golgatha ausgeht, kann die Unterweisung der Natur recht verstanden werden. Zeigt den Kindern an der Geschichte von Bethlehem und vom Kreuz, wie gut es ist, das Böse zu überwinden, und wie jeder Segen, der auf uns kommt, durch die Erlösung bewirkt ist. Ez54 93.1
In Dornen und Disteln, im Unkraut und im wilden Strauch ist das Böse, das schädigt und zugrunde richtet, dargestellt. Im singenden Vogel, in der sich öffnenden Blüte, in Regen und Sonnenschein, in Sommerwind und mildem Tau, in tausend Dingen der Natur, von der Eiche im Walde bis zum Veilchen, das an ihrer Wurzel blüht, sehen wir die Liebe, die hilft und heilt. Auch heute noch erzählt uns die Natur von der Güte Gottes. Ez54 93.2
“Denn ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides.” Jeremia 29,11. Das ist die Botschaft, die wir im Lichte des Kreuzes überall vom Antlitz der Natur ablesen können. Die Himmel verkündigen seinen Ruhm, und die Erde ist voll seiner Güte. Ez54 93.3