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Kapitel 11: Lehren des Lebens Ez54 93

“Rede mit der Erde, die wird dich’s lehren.”

Der große Lehrer brachte seine Zuhörer mit der Natur in Berührung, damit sie der Stimme lauschen konnten, die aus allem Erschaffenen zu uns spricht. Wenn dann ihr Herz aufgeschlossen und ihr Geist empfänglich war, half er ihnen, die geistliche Lehre der Szenen, auf denen ihr Auge ruhte, zu begreifen. Die Gleichnisse, durch die er ihnen so gern göttliche Wahrheiten vermittelte, zeigen, wie sehr sein Geist den Einflüssen der Natur offen war, und welche Freude er daran hatte, geistliche Lehren aus alltäglichen Vorgängen abzuleiten. Ez54 93.4

Die Vögel unter dem Himmel, die Lilien auf dem Felde, der Sämann und die Saat, der Hirt und seine Schafe, sie alle dienten Christus zur Veranschaulichung ewiger Wahrheiten. Er wählte auch Beispiele aus dem täglichen Leben, zog seinen Zuhörern wohlvertraute Tatsachen mit heran: den Sauerteig, den verborgenen Schatz, die Perle, das Netz des Fischers, den abhandengekommenen Groschen, den verlorenen Sohn, die Häuser auf dem Felsen und auf dem Sand. Es war etwas in seinen Reden, das jeden Geist beeindruckte, jedes Herz ansprach. So wurden die täglichen Pflichten durch die ständige Erinnerung an das Geistliche und Übersinnliche verschönt und mit Gehalt erfüllt, statt zu einer eintönigen Mühsal ohne jeglichen höheren Gedanken abzusinken. Ez54 94.1

In dieser Art sollten wir Unterricht erteilen. Lehrt die Kinder, in der Natur einen Ausdruck der Liebe und Weisheit Gottes zu sehen. In den Gedanken an ihn seien Vogel, Blume und Baum mit eingeschlossen. Macht alles Sichtbare für sie zum Künder des Unsichtbaren und jeden Lebensvorgang zum Mittel göttlicher Belehrung. Während sie sich auf diese Weise mit den Lehren in allem Erschaffenen und in jeder Lebenserfahrung beschäftigen, zeige man ihnen, daß die Gesetze der Natur und aller Lebensvorgänge auch uns gelten, daß sie zu unserem Heile gegeben sind und daß wir nur im Gehorsam ihnen gegenüber zu wahrem Glück und Erfolg kommen. Ez54 94.2

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Alle Dinge im Himmel und auf Erden verkünden, daß das ganze Leben unter dem Gesetz des Dienens steht. Der ewige Vater sorgt für die Bedürfnisse jedes Lebewesens. Christus kam auf die Erde als der, “der da dient”. Lukas 22,27. Die Engel sind “dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um derer willen, die ererben sollen die Seligkeit”. Hebräer 1,14. In der ganzen Natur waltet dieses Gesetz des Dienens. Die Vögel unter dem Himmel, die Tiere auf dem Felde, die Bäume des Waldes, die Blätter, das Gras und die Blumen, die Sonne am Firmament und die glitzernden Sterne sie alle haben ihr Amt. See und Weltmeer, Fluß und Quell empfangen, um zu geben. Ez54 94.3

Indem jeder Bestandteil der Natur so dem All Leben dient, sichert es auch sein eigenes Dasein. “Gebet, so wird euch gegeben” (Lukas 6,38), lautet die Weisung, die ebenso klar in der Natur wie auf den Blättern der Heiligen Schrift niedergelegt ist. Ez54 95.1

Wenn die Hügel und Ebenen dem Gebirgsfluß auf seinem Lauf zum Meer ein Strombett gewähren, dann werden sie für das, was sie geben, hundertfach entschädigt. Der Strom, der rauschend seines Weges zieht, läßt Gaben der Schönheit und Fruchtbarkeit zurück. Inmitten der von sommerlicher Hitze kahl und braungebrannten Felder bezeichnet ein Streifen frischen Grüns den Lauf des Flusses. Dort zeugt jeder prachtvolle Baum, jede Knospe und Blüte von der Belohnung, die Gottes Güte all denen zuerkennt, die der Welt Gnadengaben vermitteln. Ez54 95.2

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Von den schier unzählbaren Wahrheiten, die die verschiedenen Wachstumsvorgänge verkünden, veranschaulicht einige der köstlichsten Jesu Gleichnis von der selbstwachsenden Saat. Es enthält Lehren für alt und jung. Ez54 95.3

“Das Reich Gottes hat sich also, als wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und steht auf Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst, daß er’s nicht weiß. Denn die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren.” Markus 4,26-28. Ez54 95.4

Dem Samen wohnt das Prinzip des Keimens inne, ein Grundgesetz, das Gott selbst eingepflanzt hat; doch sich selbst überlassen, hätte die Saat keine Kraft aufzugehen. Der Mensch muß zu seinem Teil das Wachstum des Korns fördern; aber es gibt eine Grenze, über die hinaus er nichts vermag. Er muß sich auf den Einen verlassen, der Säen und Ernten durch wundersame Bande seiner Allmacht miteinander verknüpft hat. Ez54 95.5

Im Samen ist Leben, im Boden wohnt Kraft; aber wenn nicht göttliche Macht Tag und Nacht webt und waltet, wird die Saat keinen Ertrag abwerfen. Regengüsse müssen die durstigen Äcker benetzen, die Sonne muß Wärme spenden, die elektrischen Kräfte der Natur müssen auf den eingebetteten Samen übergehen. Das Leben, das der Schöpfer hineingelegt hat, kann nur er allein hervorlocken. Jeder Same wächst, und jede Pflanze entwickelt sich durch die Kraft Gottes. Ez54 96.1

“Der Same ist das Wort Gottes.” Lukas 8,11. “Denn gleichwie Gewächs aus der Erde wächst und Same im Garten aufgeht, also wird Gerechtigkeit und Lob vor allen Heiden aufgehen aus dem Herrn Herrn.” Jesaja 61,11. Mit dem geistlichen Säen ist es wie mit dem natürlichen: die Kraft, die allein Leben erzeugen kann, geht von Gott aus. Ez54 96.2

Die Arbeit des Sämanns ist ein Werk des Glaubens. In das geheimnisvolle Keimen und Wachsen der Saat hat er keinen Einblick, aber er vertraut den Kräften, durch die Gott die Pflanzenwelt sprießen läßt. Er streut den Samen aus und hofft, ihn in reicher Ernte vielfach wieder einzuheimsen. So sollten Eltern und Lehrer zu Werke gehen: in der Hoffnung auf Ernte von der Saat, die sie säen. Ez54 96.3

Eine Zeitlang mag der gute Same unbeachtet im Herzen schlummern, ohne Anzeichen, daß er Wurzel gefaßt hat. Aber später, wenn der Geist Gottes die Seele mit seinem Hauch berührt, geht die verborgene Saat auf und bringt schließlich Frucht. In unserer Lebensarbeit wissen wir nicht, was gedeihen wird dies oder jenes. Wir sind nicht imstande, diese Frage zu lösen. “Frühe säe deinen Samen und laß deine Hand des Abends nicht ab.” Prediger 6,11. Gottes große Bundesverheißung sichert uns zu: “Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte.” 1.Mose 8,22. Im Vertrauen auf diese Verheißung pflügt und sät der Landmann. Wir sollen bei der geistlichen Aussaat nicht weniger zuversichtlich ans Werk gehen und uns auf die göttliche Zusage stützen: “Also soll das Wort, so aus meinem Munde geht, auch sein. Es soll nicht wieder zu mir leer kommen, sondern tun, was mir gefällt, und soll ihm gelingen, dazu ich’s sende.” “Sie gehen hin und weinen und tragen edlen Samen und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.” Jesaja 55,11; Psalm 126,5. Ez54 96.4

Das Keimen der Saat stellt den Beginn des geistlichen Lebens dar, und das Wachstum der Pflanze ist ein Bild für die Entwicklung des Charakters. Es gibt kein Leben ohne Wachstum. Die Pflanze muß entweder zunehmen oder absterben. Ihrem stillen, unmerklichen, aber steten Gedeihen gleicht das Heranreifen des Charakters. Auf jeder Entwicklungsstufe kann unser Leben vollkommen sein; selbst wenn Gottes Absicht mit uns erfüllt ist, wird es noch beständigen Fortschritt geben. Ez54 97.1

Die Pflanze wächst, indem sie aufnimmt, was Gott für die Erhaltung ihres Lebens bestimmt hat. So kommt auch geistliches Wachstum durch Zusammenwirken mit göttlichen Kräften zustande. Wie die Pflanze im Boden Wurzel faßt, so sollen wir in Christus Wurzel schlagen. Wie die Pflanze Regen, Tau und Sonnenschein entgegennimmt, so sollen auch wir den Heiligen Geist annehmen. Wenn unser Inneres in Christus eingewurzelt ist, wird er zu uns kommen “wie ein Regen, wie ein Spätregen, der das Land feuchtet”. Er wird über uns aufgehen wie “die Sonne der Gerechtigkeit” mit “Heil unter ihren Flügeln”. Wir werden “blühen wie eine Rose”. Von “Korn” werden wir uns “nähren” und “blühen wie ein Weinstock”. Hosea 6,3; Maleachi 3,20; Hosea 14,6.8. Ez54 97.2

Der Weizen entwickelt “zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren”. Markus 4,28. Das Ziel des Landmanns beim Ausstreuen des Samens und bei der Pflege der Pflanze ist die Erzeugung von Getreide von Brot für die Hungrigen und von Saatgut für künftige Ernten. So schaut auch der große Ackersmann nach der Ernte aus. Er möchte in den Herzen und im Leben seiner Nachfolger wiedergeboren werden, um durch sie wiederum im Herzen und Leben anderer eine Neugeburt zu erleben. Ez54 97.3

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Die allmähliche Entwicklung der Pflanze vom Samen aufwärts liefert ein Gleichnis für die Kindererziehung. “Die Erde bringt von selbst zum ersten das Gras, darnach die Ähren, darnach den vollen Weizen in den Ähren.” Er, der dieses Gleichnis gab, schuf das winzige Samenkorn, verlieh ihm seine Lebenskräfte und verordnete die Gesetze, die sein Wachstum bestimmen. Auch wurden die Wahrheiten dieses Gleichnisses in seinem eigenen Leben verwirklicht. Die Majestät des Himmels, der König der Ehren, wurde ein Kindlein zu Bethlehem und blieb eine Zeitlang das hilflose, kleine Menschlein unter der Obhut seiner Mutter. In seiner Kindheit sprach und handelte er wie ein Kind, ehrte seine Eltern und kam ihren Wünschen hilfsbereit nach. Doch vom ersten Aufdämmern des Verstandes an wuchs er beständig in der Gnade und in der Erkenntnis der Wahrheit. Ez54 97.4

Eltern und Lehrer sollten darauf bedacht sein, die Neigungen der Jugendlichen so zu pflegen, daß sie auf jeder Lebensstufe die ihr entsprechende Schönheit verkörpern, daß sie sich so natürlich entfalten wie die Pflanzen im Garten. Ez54 98.1

Die Kleinsten sollten in kindlicher Einfachheit erzogen werden. Man muß sie dazu anhalten, sich mit den kleinen, nützlichen Pflichten, mit den Freuden und Erlebnissen zufriedenzugeben, die ihrem Alter angemessen sind. Die Kindheit entspricht dem Grase im Gleichnis, und das Gras offenbart eine Schönheit, die gerade ihm eigentümlich ist. Kinder dürfen nicht in eine altkluge Frühreife hineingedrängt werden; sie sollten vielmehr so lange wie möglich die Frische und Anmut ihrer frühen Jahre bewahren. Je ruhiger und einfacher das Leben des Kindes ist je freier von künstlicher Erregung und je mehr mit der Natur im Einklang, desto stärker speist es seine körperlichen und geistigen Energien und die Kraft des inneren Menschen. Ez54 98.2

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In des Heilands Wunder bei der Speisung der Fünftausend kommt das Wirken der göttlichen Macht in der Hervorbringung der Ernte zu anschaulicher Darstellung. Jesus zieht den Schleier vom Reiche der Natur und offenbart die schöpferische Energie, die ständig auf unser Wohl verwandt wird. Mit der Vervielfältigung des in die Erde gestreuten Samens wirkt der, der die Brotlaibe vermehrte, täglich ein Wunder. Es ist auch nichts weniger als ein Wunder, wenn er aus den Kornkammern der Erde ständig Millionen von Geschöpfen ernährt. Bei der Aufbewahrung des Getreides und beim Zubereiten des Brotes werden die Menschen mit herangezogen, und deshalb verlieren sie das göttliche Tun aus den Augen. Das Wirken seiner Macht wird natürlichen Ursachen oder menschlichen Mitteln zugeschrieben. Zu oft mißbraucht man seine Gaben zu egoistischen Zwecken und macht sie statt zum Segen zu einem Fluch. Gott sucht dies alles abzuändern. Er möchte, daß unsere trägen Sinne belebt werden, damit wir seine Langmut und Freundlichkeit wahrnehmen, und daß seine Gaben uns den Segen bringen, der seiner Absicht entspricht. Ez54 98.3

Allein das göttliche Wort, die Mitteilung seines Lebens, macht die Saat lebendig, und wir werden Teilhaber dieses Lebens, wenn wir das Samenkorn genießen. Gott möchte, daß wir dies begreifen. Er wünscht, daß wir selbst beim Empfang unseres täglichen Brotes seine Wirksamkeit anerkennen und in engere Gemeinschaft kommen. Ez54 99.1

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Den göttlichen Naturgesetzen gemäß folgt der Ursache mit unfehlbarer Sicherheit die Wirkung. Die Ernte zeugt für die Saat. Hier wird kein Schein geduldet. Menschen mögen ihre Mitmenschen betrügen und Lob und Belohnung für Dienste erhalten, die sie gar nicht geleistet haben. Aber in der Natur ist keine Täuschung möglich. Über den ungetreuen Landmann fällt die Ernte das Verdammungsurteil, und in seiner tiefsten Bedeutung trifft dies auch für das geistliche Leben zu. Das Böse hat nur scheinbar, nicht aber in Wirklichkeit Erfolg. Das Kind, das die Schule schwänzt, der Jugendliche, der in seinen Studien lässig wird, der Angestellte oder Lehrling, der die Belange seines Arbeitgebers nicht wahrnimmt, der Geschäftsmann oder freiberuflich Tätige, der seinen höchsten Verantwortungen nicht gerecht wird, mögen sich einreden, daß sie, solange das Unrecht verborgen bleibt, einen Vorteil genießen. Aber dem ist nicht so; sie betrügen sich dabei selbst. Des Lebens Ernte ist ein Charakter, und dieser ist es, der unser Schicksal für dieses wie für das zukünftige Leben bestimmt. Ez54 99.2

Die Ernte stellt ein genaues Abbild der ausgestreuten Saat dar. Jeder Same trägt Frucht “nach seiner Art”. So ist es auch mit den Eigenschaften, die wir pflegen: Selbstsucht, Eigenliebe, Dünkel und Genußsucht bringen sich selbst aufs neue hervor; das Ende sind Elend und verderben. “Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.” Galater 6,8. Liebe, Mitgefühl und Freundlichkeit tragen Segensfrüchte — eine Ernte, die unvergänglich ist. Ez54 100.1

Im Ernteertrag ist die Saat um ein vielfaches vermehrt. Ein einziges Weizenkorn, das sich durch wiederholte Aussaat vervielfältigt, würde ein ganzes Land mit goldgelben Garben bedecken. So weitreichend kann auch der Einfluß eines einzigen Lebens, ja einer einzigen Tat sein. Ez54 100.2

Zu welchen Liebestaten hat doch die Erinnerung an jenes Alabastergefäß, das für die Salbung Christi zerbrochen wurde, die vielen Jahrhunderte hindurch angeregt! Welch ungezählte Gaben hat jener Beitrag von “zwei Scherflein ...; die machen einen Heller” (Markus 12,42) einer armen, ungenannten Witwe der Sache des Heilandes eingebracht! Ez54 100.3

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Am Säen des Samens lernen wir Freigebigkeit. “Wer da kärglich sät, der wird auch kärglich ernten; und wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.” 2.Korinther 9,6. Ez54 100.4

Der Herr sagt: “Wohl euch, die ihr säet allenthalben an den Wassern!” Jesaja 32,20. Allenthalben an den Wassern säen heißt: geben, wo immer unsere Hilfe benötigt wird. Dies wird nicht zur Armut führen. “Wer da sät im Segen, der wird auch ernten im Segen.” Durch Aussäen vervielfältigt der Sämann den Samen. So vermehren wir unsere Segnungen durch Schenken. Gottes Verheißung sichert uns ein Auskommen zu, damit wir auch weiterhin geben können. Ez54 100.5

Mehr noch als das: während wir die Segnungen dieses Lebens weitervermitteln, macht die Dankbarkeit das Herz des Empfängers bereit, geistliche Wahrheiten anzunehmen, und es wird eine Ernte zum ewigen Leben hervorgebracht. Ez54 101.1

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Das Fallen des Kornes in die Erde deutet auf Jesu Opfer für uns hin. Er sagt: “Es sei denn, daß das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, so bleibt’s allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Früchte.” Johannes 12,24. Nur durch das Opfer Christi die Saat konnten Früchte für das Reich Gottes gezeitigt werden. In Übereinstimmung mit dem Gesetz der Pflanzenwelt erwächst Leben aus seinem Tode. Ez54 101.2

Das gleiche gilt für alle, die als Mitarbeiter Christi Frucht bringen: Eigenliebe und Selbstsucht müssen schwinden, das Leben muß in die Ackerfurche der Weltnot geworfen werden. Aber das Gesetz der Selbstaufopferung ist auch gleichzeitig das Gesetz der Selbsterhaltung. Der Landmann erhält sein Korn, indem er es auswirft. So wird auch nur das Leben, das man freiwillig für den Dienst an Gott und Menschen dahingibt, erhalten bleiben. Ez54 101.3

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Die Saat erstirbt, um zu neuem Leben aufzusprießen eine Lehre von der Auferstehung. Gott hat vom menschlichen Körper, der zur Verwesung ins Grab gelegt wird, gesagt: “Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in Schwachheit, und wird auferstehn in Kraft.” 1.Korinther 15,42.43. Ez54 101.4

Wenn Eltern und Lehrer versuchen, diese Lehren zu vermitteln, sollten sie recht praktisch dabei vorgehen. Man lasse die Kinder selbst den Boden bereiten und den Samen streuen. Eltern und Lehrer können auf den Herzensgarten hinweisen, in den gute oder böse Saat gesät worden ist: wie der Garten für den natürlichen Samen, so muß das Herz für den Samen der Wahrheit vorbereitet werden. Wenn die Saat in die Erde gelegt wird, können sie den Tod Christi, wenn das Gras aufsprießt, die Auferstehungswahrheit lehren. Während die Pflanze wächst, mag der Vergleich zwischen dem natürlichen und geistlichen Säen weiter durchgeführt werden. Ez54 101.5

Die Jugend sollte in ähnlicher Weise unterrichtet werden. Von der Bestellung des Ackers lassen sich fortwährend Lehren ableiten. Niemand läßt sich auf einem unbebauten Stück Land nieder und erwartet sofort eine Ernte. Fleißige, anhaltende Arbeit muß auf die Zubereitung des Bodens, auf das Säen der Saat und die Pflege des Gewächses verwandt werden. So muß es auch beim geistlichen Säen sein. Den Herzensgarten soll man pflegen. Sein Boden muß durch die Reue umgebrochen werden. Das Unkraut, das das gute Korn erstickt, muß man ausreißen. Wie der Boden, der erst einmal von Gestrüpp überwachsen ist, nur in fleißiger Arbeit urbar gemacht werden kann, so sind auch die bösen Neigungen des Herzens nur durch ernste Anstrengungen im Namen Christi und in seiner Kraft zu überwinden. Ez54 102.1

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Bei der Bestellung des Bodens wird der überlegsame Arbeiter die Entdeckung machen, daß sich ungeahnte Schätze vor ihm auftun. Niemand hat im Ackerbau oder in der Gärtnerei Erfolg, der die geltenden Gesetze nicht beachtet. Die besonderen Bedürfnisse jeder Pflanzenart müssen studiert werden. Verschiedene Arten erfordern verschiedenen Boden und verschiedene Pflege; Anpassung an die jeweils herrschenden Gesetze ist die Voraussetzung zum Erfolg. Die Vorsicht, die beim Umpflanzen erforderlich ist, damit auch nicht eine Wurzelfaser eingeklemmt oder an die falsche Stelle gebracht wird, die Betreuung der jungen Pflanzen, das Beschneiden und Begießen, das Abschirmen gegen den nächtlichen Frost und die Sonnenhitze bei Tag, das Fernhalten der Unkräuter, der Krankheiten und Insektenplagen, die Aufzucht und Anordnung der Pflanzen erteilen uns nicht nur wichtige Lehren betreffs der Formung des Charakters; auch die Arbeit selbst ist ein Mittel zur Entwicklung. Da sie zu Sorgfalt, Geduld, Umsicht und Sachgemäßheit anhält, ist sie höchst erzieherisch. Die ständige Berührung mit dem Geheimnis des Lebens und dem Liebreiz der Natur führt ebenso wie das Zartgefühl, das beim Dienst an diesen herrlichen Gegenständen der Schöpfung Gottes entwickelt wird, zur Belebung des Geistes und zur Verfeinerung und Veredlung des Charakters; die erteilten Lehren bereiten den Mitarbeiter Gottes dazu vor, geschickter mit andern Seelen umzugehen. Ez54 102.2