Beim Besuch unserer höheren Lehranstalten werden viele junge Leute von den besänftigenden oder bändigenden Einflüssen des Familienkreises getrennt. Gerade in dem Alter, da sie wachsame Aufsicht brauchen, werden sie den Einschränkungen des elterlichen Einflusses und Ansehens entzogen und in die Gesellschaft einer großen Anzahl junger Leute ihres Alters mit verschiedenartigem Charakter und verschiedenartigen Lebensgewohnheiten versetzt. Einige von ihnen haben in der Kindheit zu wenig Zucht mitbekommen und sind oberflächlich und leichtfertig; andre sind gegängelt worden und fühlen, wenn sie nicht mehr in den Händen derer sind, die die Überwachung zu straff handhabten, daß sie nun nach eigenem Belieben handeln können. Sie verabscheuen selbst den Gedanken an eine Einschränkung. Diese Gedankenrichtung steigert die Gefahren für die Jugend beträchtlich. Sch2 390.1
Unsre Schulheime wurden errichtet, damit unsre jungen Leute nicht den bösen Einflüssen ausgesetzt sind und soweit wie möglich von einer Atmosphäre wie im elterlichen Heim umgeben sind, die sie vor Versuchungen zur Unsittlichkeit bewahrt und zu Jesus führt. Die himmlische Familie stellt das dar, was die Familie auf Erden sein soll. Unsre Schulheime, in denen junge Leute beieinander sind, die nach einer Vorbereitung für den Dienst für Gott trachten, sollten sich so gut wie möglich dem göttlichen Vorbild annähern. Sch2 390.2
Die Lehrer, denen solche Heime anvertraut sind, tragen eine ernste Verantwortung; sie sollen ja an Vater und Mutter Statt handeln, Anteil an dem Leben der Schüler nehmen und für jeden da sein wie die Eltern für ihre Kinder. Die verschiedenartigen Charaktere der Jugendlichen, mit denen sie fertig werden müssen, bereiten ihnen Sorge und sind eine schwere Bürde für sie; großer Takt und viel Geduld sind erforderlich, um durch schlechte Behandlung verdorbene Gemüter auf dem rechten Weg zu erhalten. Die Lehrer brauchen eine große Fähigkeit in der Kunst der Menschenbehandlung, sie müssen grundsatztreu sein und dabei doch weise und zart, sie sollen Liebe und christliches Mitgefühl mit Zucht paaren. Sie sollten Männer und Frauen des Glaubens, der Weisheit und des Gebetes sein. Sie dürfen keine starre, unbeugsame Würde an den Tag legen, sondern müssen sich unter die Jugend mischen, eins werden mit deren Freuden und Sorgen wie mit ihren täglichen Pflichten. Fröhlicher Gehorsam aus Liebe wird im allgemeinen die Frucht solcher Bemühungen sein. Sch2 390.3