Wahrer Missionsgeist ist der Geist Christi. Der Heiland der Welt war das große Vorbild für den Missionar. Viele seiner Nachfolger haben ernst und selbstlos im Werk der Seelenrettung gearbeitet. Aber keines Menschen Anstrengung hält einen Vergleich aus mit der Selbstverleugnung, dem Opfer, dem Wohlwollen unsers Vorbildes. Sch2 110.2
Die Liebe, die uns Christus erwiesen hat, ist ohnegleichen. Mit welcher Hingabe wirkte er! Wie oft war er in inbrünstigem Gebet an einem Bergabhang oder in der Einsamkeit eines Gartens allein, wo er sein Flehen mit Tränen und starkem Geschrei darbrachte! Hebräer 5,7. Wie beharrlich legte er seine Bitten für die Sünder vor! Sogar am Kreuz vergaß er sein eigenes Leiden über seiner tiefen Liebe zu denen, die er zu retten kam. Wie kalt wirkt unsre Liebe, wie schwach unsre Anteilnahme verglichen mit der Liebe und Teilnahme unsers Heilands! Jesus gab sich selbst, um das Menschengeschlecht zu retten. Wie sind wir doch nur allzubereit, uns zu entschuldigen, wenn wir unser alles Jesus opfern sollen! Unser Erlöser ertrug anstrengende Mühsal, duldete Schmach und Leiden. Er wurde abgewiesen, verhöhnt, verspottet bei dem großen Werk, um dessentwillen er auf die Erde gekommen war. Sch2 110.3
Liebe Geschwister, fragt euch: Welchem Vorbild sollen wir folgen? Ich weise euch nicht auf große und gute Menschen hin, sondern auf den Erlöser der Welt. Wenn wir den rechten Missionsgeist hätten, müßten wir von der Liebe Christi durchdrungen sein. Laßt uns auf den Anfänger und Vollender unsres Glaubens sehen, seinen Charakter studieren, seinen Geist der Sanftmut und Demut pflegen und in seinen Fußtapfen wandeln! Sch2 110.4
Viele denken, der Missionsgeist, die Befähigung zur Missionsarbeit sei eine besondere Gabe, die Predigern und einigen wenigen Gemeindegliedern verliehen sei, und daß alle anderen bloß Zuschauer wären. Es hat nie einen größeren Irrtum gegeben. Jeder wahre Christ besitzt Missionsgeist, denn Christ sein heißt Christus ähnlich sein. Niemand lebt sich selber, und “wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein”. Römer 8,9. Jeder, der von der Kraft der zukünftigen Welt geschmeckt hat — er sei jung oder alt —, wird von dem Geist bewegt, der Christus trieb. Die erste Regung des erneuerten Herzens ist, auch andere zum Heiland zu bringen. Wer diesen Wunsch nicht hegt, beweist, daß er seine erste Liebe verloren hat. Er prüfe darum sein Herz im Lichte des Wortes Gottes genau und trachte ernstlich nach einer neuen Taufe durch den Geist Christi. Er sollte um tieferes Verständnis der wunderbaren Liebe bitten, die Jesus für uns bekundete, als er das Reich der Herrlichkeit verließ und in eine gefallene Welt kam, die Verlorenen zu retten. Sch2 111.1