“Wie ein Mensch denkt in seinem Herzen, so ist er!” Das ist eine Regel, die sich im Leben der Israeliten immer wieder bewahrheitete. Bevor Israel in das verheißene Land einzog, wurden Kundschafter ausgeschickt, um sich ein Bild von der Beschaffenheit des Landes und den strategischen Gegebenheiten machen zu können. Als die Späher zurückkehrten, rühmten sie zwar die Schönheit und Fruchtbarkeit des Landes, aber diese positiven Aspekte wurden überlagert von endlosen Befürchtungen. Sie schürten die Angst, indem sie das Hauptaugenmerk auf die uneinnehmbaren Städte, die kampfgestählten Krieger und eisernen Streitwagen lenkten. Das Fazit lautete: “Gegen diese Völker können wir auf keinen Fall antreten. Sie sind viel stärker als wir.”14.Mose 13,31. Gott wurde in die Überlegungen gar nicht erst einbezogen. ERZ 157.1
Zwei der Zwölf, die das Land gesehen hatten, waren anderer Meinung, weil sie mit Gott rechneten. Kaleb versuchte, dem Volk Mut zu machen: “Wir sind stark genug, das Land zu erobern. Wir müssen nur losziehen und es in Besitz nehmen!”24.Mose 13,30. Er und Josua waren davon überzeugt, daß Gottes Schutz mehr zählt als scheinbar uneinnehmbare Städte und militärische Überlegenheit. Und was sie geglaubt hatten, bewahrheitete sich für sie. ERZ 157.2
Während die anderen zehn Späher in der Wüste den Tod fanden, durften Josua und Kaleb ins verheißene Land einziehen. Und bezeichnend für das Gottvertrauen dieser beiden Männer: Als später das Land aufgeteilt wurde, erbat sich Kaleb gerade die Gegend, in der die sogenannten Anakiter lebten, das heißt die “Riesen”, vor denen sich die anderen so gefürchtet hatten. Im Vertrauen auf Gottes Zusagen nahm er gerade die Weinberge und Ölhaine in Besitz, die er damals als Späher erkundet hatte. Die Rebellen und Feiglinge fielen der Wüste zum Opfer, während die Männer des Glaubens die Trauben von Eschkol aßen. ERZ 157.3
Die Bibel weist immer wieder darauf hin, wie gefährlich schon der erste Schritt ist, mit dem man sich vom richtigen Weg entfernt. Und zwar nicht nur für den, der vom Weg abweicht, sondern auch für diejenigen, die mit ihm in Berührung kommen. Wenn einmal die niederen Triebe im Menschen geweckt sind, kann man dem Hang zum Bösen kaum widerstehen. Das Laster findet am ehesten dort Eingang, wo in einem Leben, das sonst tugendhaft, ehrbar und edel erscheint, heimlich Sünde genährt wird. Wie oft sind gerade solche Leute anderen, die gegen eine Versuchung ankämpfen oder Rat suchen, zum Fallstrick geworden. ERZ 157.4
Bei Menschen, die einerseits Wahrheit und Ehrbarkeit hochhalten, andererseits aber bewußt göttliche Ordnungen übertreten, verkehren sich die guten Eigenschaften nicht selten zu Ködern der Sünde. Auf diese Weise können Klugheit, Begabung, sympathisches Auftreten und sogar gute Taten zu Schlingen Satans werden, durch die er andere Menschen ins Verderben reißt. ERZ 158.1
Vielleicht bietet die Bibel deshalb eine ganze Reihe von Beispielen, die zeigen, welch fatale Folgen eine einzige sündige Tat haben kann. Etwa der Griff zur verbotenen Frucht, die Tod und Leid in unsere Welt brachte. Oder die verruchte Tat des Judas Iskariot, der Jesus für dreißig Silberstücke verriet. Diese und andere Beispiele sollten uns davon abhalten, von Gottes Weg abzuweichen — und sei es nur ein einziger Schritt. ERZ 158.2
Besonders tragisch ist es, wenn gläubige Menschen aus Mangel an Vertrauen schwach werden. Elia beispielsweise konnte eine ihm von Gott übertragene Aufgabe nicht zu Ende führen, weil sein Glaube wankte. Die Last, die er für Israel auf sich genommen hatte, war riesengroß, aber er war gewillt, sie zu tragen. Unablässig warnte er die Israeliten vor dem Götzendienst und rief zur Umkehr auf. Er hatte den langen Atem, während einer dreieinhalbjährigen Dürre und Hungersnot, darauf zu warten, daß Israel sich bekehrte. ERZ 158.3
Auf dem Berg Karmel stand er ganz allein auf Gottes Seite und bezwang doch in der Kraft des Glaubens die Götzenanbeter. Als es nach langer Trockenheit endlich wieder regnete, war das zugleich ein Zeichen dafür, daß Gott sein Volk wieder segnen würde. Da aber floh Elia in seiner Müdigkeit und Schwachheit vor den Drohungen der Isebel und betete verzweifelt in der Wüste, Gott möge ihn sterben lassen. Sein Glaube hatte versagt. Er konnte die Aufgabe, die er begonnen hatte, nicht zu Ende führen. Gott gebot ihm, einen anderen zu salben, der an seiner Stelle das Prophetenamt übernehmen sollte. ERZ 158.4
Trotz allem überging Gott den hingebungsvollen Einsatz seines Dieners nicht einfach, weil er an einer Stelle versagt hatte. Elia sollte nicht entmutigt und einsam in der Wüste sterben. Ihm blieb auch das Grab erspart, denn Engel holten ihn von der Erde ab und geleiteten ihn in die Herrlichkeit Gottes, ohne daß er den Tod gesehen hätte. ERZ 159.1
Diese Lebensberichte zeigen, daß Sünde nur Schande und Verlust nach sich zieht, daß aber Gottes Gnade bis in die tiefsten Tiefen reicht und den bußfertigen Sünder emporzieht, damit er der Kindschaft Gottes teilhaftig werde. ERZ 159.2