Als Abraham nahezu hundert Jahre alt war, wiederholte Gott die Verheißung eines Sohnes mit der Versicherung, daß der künftige Erbe das Kind Saras sein würde ... Isaaks Geburt brachte nach lebenslangem Warten die Erfüllung ihrer sehnlichsten Hoffnungen und erfüllte die Zelte Abrahams und Saras mit Freude ... En 69.5
Sara sah in Ismaels Aufsässigkeit eine dauernde Quelle der Zwietracht, und so drang sie in Abraham, Hagar und Ismael aus dem Lager zu entfernen. Das brachte den Patriarchen in arge Bedrängnis. Wie konnte er Ismael, den noch immer geliebten Sohn verstoßen? In seiner Not flehte er um göttliche Führung. Da befahl ihm Gott durch einen Engel, Saras Wunsch nachzugeben ... Ihm wurde aber die tröstliche Zusage gegeben, daß Ismael auch fern vom Heim des Vaters nicht von Gott verlassen sein würde. Er sollte am Leben bleiben und der Vater eines großen Volkes werden. Abraham gehorchte den Worten des Engels, aber nicht ohne bitteres Weh. Patriarchen und Propheten 125.126. En 69.6
Gott hatte Abraham zum Vater der Gläubigen berufen. Sein Leben sollte für spätere Geschlechter beispielgebend sein. Aber noch war sein Glaube unvollkommen ... Damit er die höchste Reife erlange, legte ihm Gott eine Prüfung auf, die härter war, als sie je ein Mensch zu erdulden hatte. In einem Nachtgesicht gab er ihm die Weisung, ins Land Morija zu gehen und dort auf einem Berge, den er ihm zeigen würde, seinen Sohn als Brandopfer darzubringen ... En 70.1
Der Auftrag mußte das Herz des Vaters mit Seelenqual erfüllen: “Nimm Isaak, deinen einzigen Sohn, den du liebhast ... und opfere ihn zum Brandopfer.” 1.Mose 22,2. Isaak war der Sonnenschein des Hauses, der Trost seines Alters und vor allem der Erbe des verheißenen Segens ... En 70.2
Satan war bereit, ihm einzuflüstern, daß er sich getäuscht haben müsse, denn das Gesetz Gottes lautete: “Du sollst nicht töten.” 2.Mose 20,13. Gott könne doch nicht fordern, was er einst verboten hatte. Abraham trat aus seinem Zelt und schaute auf zu der stillen Pracht des wolkenlosen Himmels. Er rief sich die Zusage in die Erinnerung zurück, die er vor beinahe fünfzig Jahren erhalten hatte, daß seine Nachkommen zahllos sein würden wie die Sterne. Wie könnte Isaak getötet werden, wenn diese Verheißung doch durch ihn in Erfüllung gehen sollte? ... En 70.3
Abraham war versucht zu glauben, daß er einer Täuschung erlegen sei ... Er erinnerte sich der gottgesandten Engel, die ihm Sodoms Zerstörung ankündigten. Sie brachten ihm auch die Verheißung dieses Sohnes Isaak. Es zog ihn dorthin, wo er sie einige Male getroffen hatte, in der Hoffnung, ihnen wieder zu begegnen und andere Weisungen zu erhalten. Aber niemand kam ihm zu Hilfe. Patriarchen und Propheten 126-128. En 70.4
Den ganzen Tag über hoffte er, einen Engel zu treffen, der ihn segnen und trösten oder vielleicht den Befehl Gottes widerrufen würde, aber kein Botschafter der Barmherzigkeit erschien ... Als der zweite lange Tag zu Ende ging, begann eine weitere lange Nacht, die er in demütigem Gebet verbrachte, und dann begann der dritte Tag. The Signs of the Times, 1. April 1875. En 71.1
An dem bezeichneten Platz bauten sie den Altar und legten das Holz darauf. Dann eröffnete Abraham seinem Sohn mit zitternder Stimme die göttliche Botschaft. Erschrocken und bestürzt hörte Isaak von seinem Schicksal, aber er leistete keinen Widerstand ... Er teilte Abrahams Glauben und war bereit, Gott sein Leben zum Opfer zu bringen ... En 71.2
Und nun kam der Abschied, die letzten Worte, die letzten Tränen, die letzte Umarmung. Der Vater hob das Messer, um seinen Sohn zu töten. Da wurde sein Arm plötzlich festgehalten. Ein Engel vom Himmel rief dem Erzvater zu: “Abraham! Abraham!” Schnell antwortete er: “Hier bin ich.” Abermals hörte er die Stimme: “Lege deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts; denn nun weiß ich, daß du Gott fürchtest und hast deines einzigen Sohnes nicht verschont um meinetwillen.” 1.Mose 22,11.12 ... En 71.3
Gott gab seinen Sohn in einen Tod der Schmach und Schande. Die Engel, die Zeugen der Erniedrigung und Seelenangst des Sohnes Gottes wurden, durften nicht eingreifen wie bei Isaak. Keine Stimme durfte rufen: “Es ist genug.” Der König der Herrlichkeit gab sein Leben, um die gefallenen Menschen zu retten ... En 71.4
Die Himmelsbewohner waren Zeugen, als Gott Abrahams Glauben und Isaaks Ergebung prüfte ... Der ganze Himmel schaute mit Staunen und Bewunderung auf Abrahams unwandelbaren Gehorsam und zollte seiner Treue Anerkennung. Satans Anklagen erwiesen sich als falsch ... En 71.5
Selbst die Engel vermochten das Geheimnis der Erlösung nur schwer zu erfassen. Sie konnten kaum verstehen, daß der Herr des Himmels, der Sohn Gottes, für schuldige Menschen sterben müsse. Als Gott Abraham die Opferung seines Sohnes befahl, erregte dies die Anteilnahme aller himmlischen Wesen. Mit tiefem Ernst beobachteten sie jeden Schritt hin zur Erfüllung jener Forderung. Abraham antwortete auf Isaaks Frage: “Wo ist aber das Schaf zum Brandopfer?” “Gott wird sich ersehen ein Schaf zum Brandopfer.” 1.Mose 22,7.8. En 71.6
Als Gott in dem Augenblick des Vaters Hand festhielt, als er seinen Sohn schlachten wollte und danach der Widder an Isaaks Stelle geopfert wurde, da lüftete sich das Geheimnis der Erlösung. Nun verstanden die Engel Gottes wunderbare Vorsorge für die Menschen besser als früher. Patriarchen und Propheten 130.132.133. En 72.1