Inmitten des weit verbreiteten Abfalls flehten die gläubigen Anbeter Gottes unaufhörlich um Israels Befreiung. Er schien sie nicht zu hören; mit jedem Jahr lastete die Gewaltherrschaft der Unterdrücker schwerer auf dem Land. Dennoch hatte Gottes Vorsehung Hilfe bereit. Gerade in den ersten Jahren der Bedrängnis durch die Philister wurde ein Kind geboren, durch das Gott diese mächtigen Feinde demütigen wollte. En 102.3
Am Rande des Hügellandes, von dem man die Philisterebene gut überschauen konnte, lag die kleine Stadt Zora. Hier wohnte die Familie Manoahs aus dem Stamme Dan, eine der wenigen Familien, die bei dem allgemein herrschenden Abfall Jahwe treu geblieben waren. Eines Tages erschien Manoahs kinderloser Frau der “Engel des Herrn” mit der Botschaft, sie würde einen Sohn bekommen, durch den mit Gottes Hilfe Israels Befreiung anfangen sollte. Im Hinblick darauf unterwies sie der Engel über die künftige Lebensweise und auch über die Behandlung des Kindes ... En 102.4
Die Frau ging zu ihrem Mann und beschrieb ihm den Engel und wiederholte dessen Botschaft. Voller Sorge, sie könnten bei der wichtigen Aufgabe etwas falsch machen, betete Manoah: “Ach Herr, laß den Mann Gottes wieder zu uns kommen, den du gesandt hast, damit er uns lehre, was wir mit dem Knaben tun sollen, der geboren werden soll.” Richter 13,8. En 103.1
Als der Engel daraufhin nochmals erschien, erkundigte sich Manoah genau: “Wie sollen wir’s mit dem Knaben halten und tun?” Und der Engel wiederholte: “Vor allem, was ich der Frau gesagt habe, soll sie sich hüten: sie soll nicht essen, was vom Weinstock kommt, und soll keinen Wein oder starkes Getränkt trinken und nichts Unreines essen; alles, was ich ihr geboten habe, soll sie halten.” Richter 13,12-14. Patriarchen und Propheten 542.543. En 103.2
Manoah und seine Frau wußten nicht, daß der, der mit ihnen sprach, Jesus Christus war. Sie erkannten ihn zwar als Boten Gottes, waren sich aber nicht im klaren, ob es sich um einen Propheten oder um einen Engel handelte. Da sie gerne gastfreundlich sein wollten, nötigten sie ihn zu bleiben, damit sie ein Zicklein für ihn zubereiten könnten, aber da sie nicht wußten wer er war, wußten sie auch nicht so recht, ob sie ihm ein Opfer darbringen sollten oder nur ein übliches Gastmahl. En 103.3
“Aber der Engel des Herrn antwortete Manoah: ‘Wenn du mich auch hier hältst, so esse ich doch von deiner Speise nicht. Willst du aber dem Herrn ein Brandopfer bringen, so kannst du es opfern.’ Manoah aber wußte nicht, daß es der Engel des Herrn war.” En 103.4
Nach diesen Worten fragte Manoah den Engel des Herrn: “Wie heißt du? Denn wir wollen dich ehren, wenn nun eintrifft, was du gesagt hast.” En 103.5
Die Antwort lautete: “Warum fragst du nach meinem Namen, der doch geheimnisvoll ist?” Als Manoah das göttliche Wesen seines Gastes erkannte, “nahm er ein Ziegenböcklein und Speisopfer und brachte es auf einem Feld dem Herrn dar, der geheimnisvolle Dinge tut”. En 103.6
Feuer kam aus dem Felsen und verzehrte das Opfer, “und als die Flammen aufloderten vom Altar gen Himmel, fuhr der Engel des Herrn auf in der Flamme des Altars. Als das Manoah und seine Frau sahen, fielen sie zur Erde auf ihr Angesicht.” Jetzt gab es keine Frage mehr bezüglich der Herkunft des Besuchers. Sie wußten, daß sie den Heiligen Gottes gesehen hatten; den, der, seine Herrlichkeit in einer Wolkensäule verschleiernd, Israels Anführer und Helfer in der Wüste gewesen war. En 103.7
Ehrfürchtiges Erstaunen und Angst erfüllten Manoahs Herz und er konnte nur ausrufen: “Wir werden sicher sterben, weil wir das Angesicht Gottes gesehen haben!” Aber seine Partnerin in dieser ernsten Stunde hatte einen größeren Glauben als er. Sie erinnerte ihn daran, daß der Herr ihr Opfer angenommen habe und daß er ihnen einen Sohn versprochen hatte, der mit der Befreiung Israels beginne sollte. Das war nicht ein Zeichen des Zorns, sondern der Annahme. Richter 13,16-22. The Signs of the Times, 15. September 1881. En 104.1
Gottes Ankündigung an Manoah erfüllte sich, als ihm zur vorbestimmten Zeit ein Sohn geboren wurde, der den Namen Simson erhielt. Aufgrund des Befehls des Engels wurde diesem Kind niemals das Haupthaar geschnitten, und er wurde von Geburt als Nasiräer an Gott geweiht. The Signs of the Times, 6. Oktober 1881. En 104.2