Es ist beinahe unmöglich, Männer und Frauen, die einmal der verderblichen Macht Satans verfallen sind, aus der entsetzlichen Schlinge zu befreien. Sie können kaum wieder reine Gedanken und klare Vorstellungen von Gottes Forderungen bekommen. Die Sünde wurde für ihren verwirrten Sinn durch das Beispiel des Predigers gerechtfertigt, und niemals wieder erscheint sie ihnen so verabscheuungswürdig, wie Gott sie sieht. Wenn erst einmal das Bewußtsein für die sittlichen Forderungen in den Menschen schwächer wird, dann ist auch deren Urteil verkehrt, die Sünde erscheint ihnen als Rechtschaffenheit, die Gerechtigkeit aber als Sünde. Durch die Verbindung mit solchen, deren Neigungen und Gewohnheiten nicht rein und edel sind, werden auch noch andere so wie sie. Fast unbewußt nehmen sie deren Geschmack und Grundsätze an. Sch2 27.3
Wenn jemand die Gesellschaft eines Menschen mit unreinen Gedanken und ausschweifenden Gewohnheiten der eines reinen und sittsamen Menschen vorzieht, dann ist das ein sicheres Zeichen dafür, daß Geschmack und Neigungen beider übereinstimmen und daß er nunmehr auf einen niedrigen Stand der Sittlichkeit gesunken ist. Jene getäuschten, verblendeten Seelen bezeichnen das allerdings als hohe, heilige Geistesverwandtschaft, als geistliche Eintracht. Aber für den Apostel Paulus sind sie Helfershelfer der “geistlichen Mächte der Bosheit” (Epheser 6,12, EB), gegen die wir rüstig Krieg beginnen müssen. Sch2 28.1
Wenn der Betrüger sein Tagewerk beginnt, findet er häufig Unterschiede in Geschmack und Gewohnheiten vor, aber indem er vorgibt, sehr fromm zu sein, gewinnt er das Vertrauen, und wenn er das erreicht hat, übt er seine schlaue, trügerische Macht zur Durchführung seiner Pläne ganz nach Belieben aus. Durch die Verbindung mit dieser Gefahrenquelle werden Frauen daran gewöhnt, die Luft der Unkeuschheit zu atmen, und werden fast unmerklich von demselben Geist durchdrungen. Sie haben ihre persönliche Eigenart verloren und werden das Schattenbild ihres Verführers. Sch2 28.2
Menschen, die behaupten, neue Erkenntnis zu haben und Reformatoren zu sein, üben großen Einfluß auf eine bestimmte Klasse von Menschen aus, auf solche nämlich, die vom Abfall der Gegenwart überzeugt und mit dem geistlichen Zustand der Gemeinden unzufrieden sind. Aus treuem, aufrichtigem Herzen möchten sie eine Änderung zum Besseren, einen Aufstieg zu einem höheren geistlichen Stand sehen. Wenn die treuen Diener Christi diesen Menschen die Wahrheit rein und unverfälscht darböten, würden sie sie annehmen und sich durch ihre Befolgung reinigen. Aber Satan, der immer wachsam ist, spürt diese suchenden Seelen sofort auf. Jemand, der als Reformator viel Wesens von sich macht, kommt zu ihnen, wie einst Satan zu Christus als Engel des Lichts kam, und lockt sie immer weiter vom Pfade des Rechts weg. Sch2 28.3
Das Unglück und die Erniedrigung, die der Ausschweifung folgen, können nicht ermessen werden. Die Erde ist durch ihre Bewohner verunreinigt worden. Das Maß ihrer Ungerechtigkeit ist beinahe voll. Die schwerste Vergeltung aber wird die treffen die Ungerechtigkeit unter dem Mantel der Frömmigkeit üben. Wahre Reue hat der Heiland der Welt niemals verschmäht, wie groß die Schuld auch war. Aber Pharisäern und Heuchlern schleudert er eine flammende Anklage entgegen. Daher besteht größere Hoffnung für offenkundige Sünder als für jene. Sch2 29.1