Loading...
Larger font
Smaller font
Copy
Print
Contents
  • Results
  • Related
  • Featured
No results found for: "".
  • Weighted Relevancy
  • Content Sequence
  • Relevancy
  • Earliest First
  • Latest First
    Larger font
    Smaller font
    Copy
    Print
    Contents

    Kapitel 25: Das Mustergebet für die Christen

    Jesus hat das Vaterunser bei verschiedenen Gelegenheiten gelehrt: zuerst seinen Zuhörern bei der Bergpredigt und einige Monate später nur seinen zwölf Jüngern ...DG 187.1

    Jesus hatte jedoch nicht die Absicht, uns auf den Wortlaut des Vaterunsers festzulegen. Er stellte uns damit ein Mustergebet in so einfachen Worten vor, dass auch ein Kind es beten kann, und doch mit einer solchen Gedankentiefe, die selbst die größten Geister nie voll erfassen werden. Er lehrt uns, Gott unseren Dank darzubringen, ihm unsere Bedürfnisse zu nennen, unsere Sünden zu bekennen und unter Berufung auf seine Verheißung um seine Gnade und Kraft zu bitten.DG 187.2

    Unser Vater im Himmel!Matthäus 6,9a.DG 187.3

    Jesus lehrt uns, seinen Vater auch unseren Vater zu nennen, denn er ist uns Menschen gleich geworden. “Darum schämt sich Jesus auch nicht, sie seine Brüder und Schwestern zu nennen.” Hebräer 2,11 (Hfa). Seine Bereitwilligkeit, uns als Mitglieder der Familie Gottes willkommen zu heißen, ist so groß, dass er uns mit den ersten Worten, mit denen wir uns Gott nahen sollen, die Gewissheit unserer Beziehung zu ihm zum Ausdruck bringen lässt: “Unser Vater”. Damit wird die wunderbare Wahrheit ausgesprochen, die uns so ermutigen und trösten kann: Gott liebt seine Kinder genauso wie seinen Sohn! Das hat Jesus in seinem letzten Gebet für die Jünger vor seiner Kreuzigung zum Ausdruck gebracht, als er zum Vater sagte: Du “liebst sie, wie du mich liebst”. Johannes 17,23.DG 187.4

    Die Welt, die Satan für sich beansprucht und mit grausamer Gewalt beherrscht, hat der Sohn Gottes durch sein großes Opfer in seine Liebe eingehüllt und wieder mit dem Thron Gottes verbunden. Die Engel und all die vielen Geschöpfe der von Sünde unberührten Welten sangen dem Vater und dem Sohn Loblieder zu, als der Sieg errungen und Christus in den Himmel zurückgekehrt war. Offenbarung 5,8-13. Sie jubelten, weil nun der gefallenen Menschheit der Weg zur Erlösung offenstand und die Erde wieder vom Fluch der Sünde befreit werden konnte. Wie viel mehr sollten wir jubeln, denen doch diese wunderbare Liebe gilt!DG 188.1

    Wie können wir jemals an ihr zweifeln? Wie können wir uns da noch unsicher oder verwaist fühlen? Der Sohn Gottes nahm die menschliche Natur um der Übertreter der Gebote Gottes willen an und wurde uns gleich, damit wir ewiges Leben und die Gewissheit der Erlösung erlangen. Wir haben einen Mittler im Himmel zur Rechten Gottes, der uns vertritt (Römer 8,34), und jeder, der ihn als seinen Erretter und Herrn annimmt, ist kein Waisenkind mehr, das sein Leben allein meistern und die Last seiner Schuld selbst tragen muss.DG 188.2

    Die Apostel versicherten: “Seht doch, wie sehr uns der Vater geliebt hat! Seine Liebe ist so groß, dass er uns seine Kinder nennt. Und wir sind es wirklich: Gottes Kinder!” 1.Johannes 3,1 (GNB). “Als seine Kinder aber sind wir — gemeinsam mit Christus — auch seine Erben [und] werden einmal auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen.” Römer 8,17 (Hfa). “Wenn wir schon jetzt Kinder Gottes sind, was werden wir erst sein, wenn Christus kommt! Dann werden wir ihm ähnlich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er wirklich ist.” 1.Johannes 3,2 (Hfa).DG 188.3

    Der erste Schritt auf dem Weg zu Gott besteht darin, seine Liebe zu uns zu erkennen und ihr zu vertrauen (1.Johannes 4,16), denn durch ihre Anziehungskraft werden wir zu ihm geführt. Wenn wir das Ausmaß der göttlichen Liebe begreifen, bewirkt das die Bereitschaft zur Absage an unseren Egoismus.DG 188.4

    Der unendliche Gott — so versicherte uns Jesus — schenkt uns das Vorrecht, ihn mit Vater ansprechen zu dürfen. Versuche zu verstehen, was das alles beinhaltet! Keine irdischen Eltern haben je so ein- dringlich ein Kind, das vom rechten Weg abgekommen ist, gebeten zurückzukehren, wie der Schöpfer die Übertreter seiner Gebote anfleht. Keine liebevolle menschliche Anteilnahme ist je einem verstockten Sünder mit so viel Güte und Verständnis nachgegangen. Gott ist überall gegenwärtig und hört jedes Wort und jedes Gebet. Er spürt das Leid und die Enttäuschungen eines jeden und schätzt, wie wir unsere Eltern und Geschwister, Freunde und Nachbarn behandeln. Er sorgt für unsere Bedürfnisse und schenkt uns ständig seine Liebe, Barmherzigkeit und Kraft.DG 188.5

    Wenn du Gott deinen Vater nennst, bekennst du dich als sein Kind, das sich gern seiner weisen Führung anvertraut und ihm in allen Stücken gehorsam sein will, weil du von seiner unwandelbaren Liebe überzeugt bist. Du wirst seine Absichten für dein Leben anerkennen. Als Kind Gottes werden seine Ehre, sein Charakter, seine Familie — die Gemeinde Christi — und sein Werk deine höchsten Interessen sein. Du wirst jeden noch so geringen Dienst gern verrichten, wenn er zur Ehre Gottes oder zum Wohlergehen deiner Mitmenschen beiträgt.DG 189.1

    Wenn wir Gott im Gebet unseren Vater nennen, erkennen wir damit alle seine Kinder als unsere Geschwister im Glauben an. Mit Freude werden wir uns vor Anderen zu ihm und zu allen Mitgliedern seiner weltweiten Familie bekennen. Und jeder von uns ist ein Teil der Menschheit. Deshalb sollen wir in unseren Gebeten auch an unseren Nächsten denken. Wer nur für sich selbst um Segen bittet, betet nicht im rechten Sinn.DG 189.2

    “Unser Vater, der du bist in den Himmeln.” Matthäus 6,9 (EB). Gott, zu dem Jesus uns als Vater aufschauen lässt, “ist in den Himmeln; alles, was ihm wohlgefällt, tut er”. Psalm 115,3 (EB). Unter seiner Fürsorge können wir gelassen sein und sagen: “Wenn ich Angst bekomme, setze ich mein Vertrauen auf dich.” Psalm 54,6 (GNB).DG 189.3

    Dein Name werde geheiligtMatthäus 6,9b.DG 189.4

    Den Namen Gottes zu heiligen erfordert, von ihm stets mit Ehrfurcht zu sprechen, denn “heilig und hehr ist sein Name”. Psalm 111,9. Niemals dürfen wir die Titel und Anreden Gottes leichtfertig gebrauchen. Im Gebet begeben wir uns in den Audienzsaal des Höchsten, und wir sollen ehrfurchtsvoll vor ihn treten. Die Engel verhüllen ihr Angesicht in seiner Gegenwart; die Cherubim und die glänzenden Seraphim nähern sich seinem Thron in feierlicher Ehrerbietung. Wie viel mehr sollten wir sterblichen, sündigen Wesen dann in ehrfürchtiger Weise vor unseren Schöpfer kommen!DG 189.5

    Den Namen des Herrn zu heiligen bedeutet aber noch viel mehr. Wie die Juden damals können Christen heute Gott nach außen hin Verehrung entgegenbringen und trotzdem fortwährend seinen Namen entheiligen, denn der lautet: “barmherzig und gnädig und geduldig und von großer Gnade und Treue”. 2.Mose 34,6. Eine Familie trägt in der Regel den Namen des Vaters. Als Israel in schwerer Bedrängnis war, betete der Prophet Jeremia: “Wir tragen deinen Namen. HERR, verlass uns nicht!” Jeremia 14,9 (Hfa).DG 190.1

    Diesen Namen heiligen die Engel im Himmel und die Bewohner der sündlosen Welten. Wenn wir beten: “Dein Name werde geheiligt”, bitten wir darum, dass er auch in dieser Welt und durch uns selbst geheiligt werde. Gott hat dich vor Menschen und Engeln als sein Kind anerkannt; bitte ihn daher darum, dass du dem “hohen Namen ... der bei der Taufe über euch ausgerufen wurde” (Jakobus 2,7, GNB), keine Schande bereitest. Gott sendet dich als seinen Repräsentanten in diese Welt. In allem, was du tust, sollst du auch sein Wesen offenbaren.DG 190.2

    Diese Bitte des Vaterunsers erfordert also, Gottes Wesenszüge zu besitzen. Wir können weder seinen Namen heiligen noch ihn in der Welt repräsentieren, wenn wir in unserem Leben und Wesen anders sind als er. Ihm ähnlich werden können wir aber nur, wenn wir die Gnade und Gerechtigkeit Christi annehmen.DG 190.3

    Dein Reich kommeMatthäus 6,10a.DG 190.4

    Gott ist nicht nur unser Vater, der uns als seine Kinder liebt und für uns sorgt, sondern auch der Herrscher über das Weltall. Die Belange seines Reiches sind auch unsere Belange und wir sollen an dessen Aufbau mitarbeiten.DG 190.5

    Die Jünger Christi hofften auf die sofortige Errichtung des Reiches der Herrlichkeit, aber mit der Bitte “Dein Reich komme” gab Jesus ihnen zu verstehen, dass sie damit nicht rechnen konnten. Sie sollten für dessen Aufrichtung als ein zukünftiges Ereignis beten. Doch diese Bitte enthielt eine Zusicherung. Auch wenn die Jünger das Kommen des ewigen Reiches nicht mehr in ihrer Zeit erleben würden, war die Aufforderung Christi, darum zu bitten, ein Beleg dafür, dass es zu der von Gott vorgesehenen Zeit bestimmt aufgerichtet werden wird.DG 190.6

    Schon heute allerdings wird das Reich der Gnade weiter aufgebaut, wenn sich jeden Tag Menschen, die durch Auflehnung oder Ungehorsam Gott entfremdet waren, der Herrschaft seiner Liebe unterstellen. Das Reich seiner Herrlichkeit wird aber erst nach der Wiederkunft Christi auf diese Erde errichtet werden. Dem Propheten Daniel versicherte ein Engel: “Schließlich wird Gott, der Allerhöchste, seinem Volk die Herrschaft über die anderen Königreiche der Erde anvertrauen und ihm große Macht verleihen. Gottes Reich aber bleibt für immer bestehen.” Daniel 7,27 (Hfa). Die Erlösten werden das Reich erben, das ihnen “bereitet ist von Anbeginn der Welt”. Matthäus 25,34. Dann wird der Sohn Gottes seine Herrschaft antreten und auf ewig regieren. Offenbarung 11,15.DG 191.1

    Die himmlischen Tore werden sich wieder öffnen, und Jesus wird als “König aller Könige und Herr aller Herren” (Offenbarung 19,16) wiederkommen, begleitet von “vieltausendmal tausend” Engeln. Offenbarung 5,11b; vgl. Matthäus 16,27. “Der HERR [Christus] wird König sein über die ganze Erde; an jenem Tag wird der Herr einzig sein und sein Name einzig.” Sacharja 14,9 (EB). “Hier wird Gott mitten unter den Menschen sein! Er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein. Ja, von nun an wird Gott selbst in ihrer Mitte leben.” Offenbarung 21,3 (Hfa).DG 191.2

    Aber vor seiner Wiederkunft — so hat Jesus angekündigt — “wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich [Gottes] in der ganzen Welt zum Zeugnis für alle Völker”. Matthäus 24,14. Das Reich der Herrlichkeit wird erst dann aufgerichtet werden, wenn die frohe Botschaft seiner Erlösung in die ganze Welt getragen worden ist und jeder sie vernommen hat. Indem wir mit Christus zusammenarbeiten, damit Menschen für ihn gewonnen werden, können wir dazu beitragen, dass seine Wiederkunft beschleunigt wird. 2.Petrus 3,11.12 (EB). Nur wenn wir uns wie Jesaja ganz seinem Dienst weihen und sagen: “Hier bin ich, sende mich!” (Jesaja 6,8c), sowie daran mitwirken, Menschen “ihre Augen zu öffnen, dass sie sich bekehren von der Finsternis zum Licht und von der Macht des Satans zu Gott, damit sie Vergebung der Sünden empfangen” (Apostelgeschichte 26,18), können wir aufrichtig beten: “Dein Reich komme”.DG 191.3

    Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden!Matthäus 6,10b (EB).DG 192.1

    Der Wille Gottes ist in seinen Geboten formuliert. Die Prinzipien, die darin ihren Ausdruck gefunden haben, gelten auch im Himmel. Die Engel können keine höhere Stufe der Erkenntnis erreichen als die, Gottes Willen zu kennen, und der höchste Dienst, den sie leisten können, besteht darin, ihn zu befolgen.DG 192.2

    Aber im Himmel wird der Dienst nicht im Geist der Gesetzlichkeit verrichtet. Als Satan sich gegen Gott auflehnte, wurde den Engeln zum ersten Mal bewusst, dass es überhaupt ein Gesetz gab. Vorher hatten sie sich darüber keine Gedanken gemacht, denn sie dienen Gott nicht wie Knechte, sondern wie Söhne. Zwischen ihnen und ihrem Schöpfer besteht völlige Übereinstimmung. Ihm zu gehorchen ist keine Plackerei; die Liebe zu ihm macht ihren Dienst zur Freude. Ähnlich wird jeder, in dem Christus durch den Glauben wohnt (Epheser 3,17), sagen: “Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein Gesetz hab ich in meinem Herzen.” Psalm 40,9.DG 192.3

    Wenn wir beten: “Dein Wille geschehe wie im Himmel so auch auf Erden”, drücken wir damit den Wunsch aus, dass die Herrschaft des Bösen in dieser Welt beendet, die Sünde für immer ausgerottet und das ewige Reich der Gerechtigkeit errichtet werden. Dann wird Gottes Wille auch auf der Erde wieder vollständig erfüllt werden.DG 192.4

    Unser tägliches Brot gib uns heuteMatthäus 6,11.DG 192.5

    In der ersten Hälfte des Vaterunsers bitten wir darum, dass Gottes Name geheiligt werde, sein Reich komme und sein Wille geschehe. Wenn wir auf diese Weise seine Sache zu unserem Hauptanliegen gemacht haben, dürfen wir unseren Vater im Himmel voll Vertrauen um alles bitten, was wir selbst brauchen.DG 192.6

    Wenn du deinem Egoismus abgesagt und dich Christus übergeben hast, gehörst du zur Familie Gottes, und alles im Hause des Vaters gehört auch dir. Alle seine Schätze sind dir zugänglich, sowohl für diese als auch für die zukünftige Welt. Der Dienst der Engel, die Gaben seines Geistes, die Hilfe der Mitarbeiter Christi auf Erden — alles steht dir zur Verfügung. “Euch gehört doch alles”, schrieb Paulus. 1.Korinther 3,21 (GNB). Die Welt mit allem, was darin ist, gehört uns, soweit es uns zum Guten dient. Selbst die Feindschaft boshafter Menschen wird sich als Segen erweisen, denn sie erzieht uns für das Leben in der Ewigkeit.DG 193.1

    Und doch sind wir wie Kinder, die ihre Erbschaft noch nicht angetreten haben. Gott vertraut uns den wertvollen Besitz noch nicht an, damit Satan uns nicht ebenso hinterlistig betrügen kann wie das erste Menschenpaar im Paradies. Christus verwaltet unser Erbe, damit es vor dem Feind sicher ist. Wie ein Kind sollen wir täglich mit allem versorgt werden, was wir gerade brauchen, und deshalb jeden Morgen beten: “Unser tägliches Brot gib uns heute.”DG 193.2

    Sei nicht bestürzt, wenn es nicht für den nächsten Tag reicht. David schrieb: “In meinem langen Leben traf ich niemanden, der Gott liebte und dennoch von ihm verlassen wurde. Auch seine Kinder müssten nie um Brot betteln.” Psalm 37,25 (Hfa). Gott, der die Raben zu Elia an den Bach Krit sandte, um ihn mit Essen zu versorgen (1.Könige 17,5.6), wird nicht eines seiner treuen, selbstlosen Kinder vergessen. Von jedem, der “in Gerechtigkeit wandelt”, gilt: “Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss.” Jesaja 33,15.16. “In Zeiten der Not werden sie nicht umkommen. Sogar dann, wenn Hunger herrscht, macht der Herr sie satt.” Psalm 37,19 (Hfa). Paulus schrieb: “Gott hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle dem Tod ausgeliefert. Sollte er uns da noch etwas vorenthalten?” Römer 8,32 (Hfa).DG 193.3

    Jesus stand seiner verwitweten Mutter zur Seite und trug in Nazareth zu ihrem Lebensunterhalt bei. Er hat ein Herz für jede Mutter, die darum kämpfen muss, ihre Kinder satt zu bekommen. So wie ihm damals die Menschen leid taten, die “erschöpft und verschmachtet waren wie Schafe, die keinen Hirten haben” (Matthäus 9,36, EB), hat er auch heute Mitgefühl mit leidenden Armen. Sie möchte er segnen. Im Vaterunser lehrte Jesus seine Jünger und damit auch uns, an alle zu denken, denen es nicht so gut geht wie uns.DG 193.4

    Mit den Worten “Unser tägliches Brot gib uns heute” bitten wir ebenso für Andere wie für uns selbst. Und wir erkennen damit an, dass die Gaben, die Gott uns schenkt, nicht für uns allein bestimmt sind. Er vertraut sie uns an, damit wir die Hungrigen speisen. Jesus sagte einmal zu einem Reichen: “Wenn du ein Essen gibst, am Mittag oder am Abend, dann lade nicht deine Freunde ein, deine Brüder und Verwandten oder die reichen Nachbarn ... [sondern] lade Arme, Verkrüppelte, Gelähmte und Blinde ein! Dann darfst du dich freuen, weil sie es dir nicht vergelten können; denn Gott selbst wird es dir vergelten, wenn er die vom Tod erweckt, die getan haben, was ihm gefällt.” Lukas 14,12-14 (GNB).DG 194.1

    Paulus versicherte der Gemeinde in Korinth: Gott “hat die Macht, euch so reich zu beschenken, dass ihr nicht nur jederzeit genug habt für euch selbst, sondern auch noch anderen reichlich Gutes tun könnt... Wer spärlich sät, wird nur wenig ernten. Aber wer mit vollen Händen sät, auf den wartet eine reiche Ernte.” 2.Korinther 9,8.6 (GNB).DG 194.2

    Die Bitte um das tägliche Brot bezieht sich nicht nur auf die Nahrung, die unser Körper braucht, sondern auch auf das geistliche Brot, das die Seele für das ewige Leben ernährt. Jesus fordert uns auf: “Bemüht euch nicht um vergängliche Nahrung, sondern um wirkliche Nahrung, die für das ewige Leben vorhält... Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, wird ewig leben.” Johannes 6,27.51 (GNB). Unser Erlöser ist das “Brot des Lebens”. Vers 35. Wenn wir uns seine Liebe vor Augen halten und ihr unser Herz öffnen, dann ernähren wir uns sozusagen von dem “Brot, das vom Himmel gekommen ist”.DG 194.3

    Wir nehmen Christus durch sein Wort in uns auf (Vers 63), und der Heilige Geist wirkt an uns, damit wir dieses Wort verstehen können, und prägt Gottes Wahrheit in unsere Herzen ein. Johannes 16,13b. Täglich, wenn wir die Bibel lesen, sollen wir darum bitten, dass Gott uns seinen Geist sendet, um uns die Wahrheit zu offenbaren, die wir als geistliche Stärkung für den Tag benötigen.DG 194.4

    Mit der Lehre im Vaterunser, täglich um alles zu bitten, was wir brauchen — den zeitlichen und geistlichen Segen —, verfolgt Gott einen guten Zweck: Er möchte, dass wir begreifen, wie sehr wir von seiner ständigen Fürsorge abhängig sind. Es ist sein Bestreben, uns in eine enge Gemeinschaft mit Christus zu bringen. Durch das Gebet und das Studium der großartigen Wahrheiten der Bibel wird der Hunger unserer Seele gestillt und wir werden an der Quelle des Lebens erfrischt.DG 194.5

    Und vergib uns unsere Schulden, wie auch wir unseren Schuldnern vergeben habenMatthäus 6,12 (EB).DG 195.1

    Jesus lehrt uns mit dieser Bitte, dass Gott uns nur dann unsere Schuld vor ihm vergibt, wenn wir auch anderen Menschen ihre Schuld an uns vergeben. Seine Liebe zieht uns zu ihm, und wenn sie unser Herz berührt, weckt sie in uns Liebe zu unseren Mitmenschen. 1.Johannes 4,19.20.DG 195.2

    Als Jesus das Vaterunser gelehrt hatte, fügte er hinzu: “Denn wenn ihr den Menschen ihre Vergehungen vergebt, so wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben; wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euer Vater eure Vergehungen auch nicht vergeben.” Matthäus 6,14.15. Wer selbst nicht bereit ist zu vergeben, schließt sich dadurch von der Gnade Gottes aus.DG 195.3

    Wir dürfen nicht meinen, das Recht zu haben, einem Andern, der uns Unrecht getan hat, die Vergebung so lange vorzuenthalten, bis er sich bei uns entschuldigt hat. Zweifellos ist er aufgefordert, seinen Fehler demütig einzugestehen und zu bereuen; aber wir sollen eine barmherzige Einstellung gegenüber unseren Schuldnern hegen, ob sie nun ihr falsches Verhalten bekennen oder nicht. Auch wenn wir sehr verletzt worden sind, sollten wir keinen Groll hegen oder uns selbst bemitleiden. So, wie wir hoffen, dass Gott uns unsere Schuld vergibt, sollen wir auch den Menschen verzeihen, die uns Unrecht getan haben.DG 195.4

    Die Vergebung Gottes bedeutet aber mehr, als viele Christen meinen. Als Gott verheißen hat, dass er “reich an Vergebung” ist, fügte er hinzu, um zu zeigen, dass die Bedeutung dieses Versprechens unser Begriffsvermögen übersteigt: “Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wege sind nicht meine Wege ... Denn so viel der Himmel höher ist als die Erde, so sind meine Wege höher als eure Wege und meine Gedanken als eure Gedanken.” Jesaja 55,7-9 (EB). Gottes Vergebung ist kein bloßer Rechtsakt, durch den er uns die verdiente Strafe erlässt. Sie schließt nicht nur Vergebung unserer Schuld, sondern auch Befreiung von der Sünde ein. Sie ist ein Ausströmen erlösender Liebe, die unser Herz verändert.DG 195.5

    David hatte die rechte Auffassung von der Vergebung, als er nach seinen großen Vergehen — Ehebruch und Mord — betete: “Gott, schaffe mich neu: Gib mir ein Herz, das dir völlig gehört, und einen Geist, der beständig zu dir hält.” Psalm 51,12 (GNB). Er erklärte über Gott: “So hoch die Himmel über der Erde sind, so übermächtig ist seine Gnade über denen, die ihn fürchten. So fern der Osten ist vom Westen, hat er von uns entfernt unsere Vergehen.” Psalm 103,11.12 (EB).DG 196.1

    In Christus opferte sich Gott selbst für unsere Sünden. Jesus durchlitt den grausamen Tod am Kreuz — den “zweiten Tod”, den alle unbußfertigen Sünder einmal erleiden müssen (Offenbarung 20,13-15) — und nahm als “der Gerechte für die Ungerechten” unsere Schuld auf sich (1.Petrus 3,18), um uns die unbeschreibliche Größe seiner Liebe zu offenbaren und uns zu sich zu ziehen.DG 196.2

    Lass Christus, das göttliche Leben, in dir wohnen und durch dich die himmlische Liebe sichtbar machen, sodass den Verzweifelten Hoffnung vermittelt wird und denen, die in Sünden verstrickt sind, innerer Frieden durch die Vergebung ihrer Sünden. Wenn wir zu Gott kommen, empfängt er uns unter der Bedingung, dass wir seine Güte und Gnade, die er uns schenkt, gern an Andere weitergeben. Paulus forderte daher die Christen auf: “Seid aber zueinander gütig, mitleidig, und vergebt einander, so wie auch Gott in Christus euch vergeben hat!” Epheser 4,32 (EB).DG 196.3

    Um die verzeihende Liebe Gottes erfahren und weitergeben zu können, ist es entscheidend wichtig, dass wir diese Liebe in ihrer Tiefe erkennen und uns auf sie verlassen. Satan versucht durch jede nur mögliche Täuschung zu verhindern, dass wir diese Liebe recht erkennen. Er will uns weismachen, unsere Fehler und Übertretungen seien zu schwerwiegend, als dass Gott unsere Bitten erhören und uns erlösen und segnen würde. Tatsächlich haben wir nichts, was uns bei ihm empfehlen könnte, und werden mit unseren Charakterschwächen einfach nicht fertig. Wenn wir zu Gott kommen wollen, flüstert Satan uns ein: “Es ist doch sinnlos zu beten! Hast du nicht wieder eine Übertretung begangen? Hast du nicht gegen Gott gesündigt und dein Gewissen verletzt?” Aber wir können ihm antworten: “Das Blut Jesu, seines Sohnes, reinigt uns von jeder Sünde.” 1.Johannes 1,7b (EB).DG 196.4

    Gerade wenn wir schuldig geworden sind und meinen, nicht beten zu können, haben wir es nötig. So beschämt und gedemütigt wir uns auch fühlen mögen — wir müssen beten und Gott vertrauen. Paulus versicherte: “Es ist ein wahres Wort und verdient volles Vertrauen: Jesus Christus ist in die Welt gekommen, um die Sünder zu retten. Unter ihnen bin ich selbst der Schlimmste.” 1.Timotheus 1,15 (GNB). Vergebung und die Versöhnung mit Gott erfahren wir nicht als Belohnung für unsere guten Werke, nicht als Verdienst für irgendetwas, sondern als ein Geschenk Gottes, das mit der Gerechtigkeit Christi bezahlt wurde.DG 197.1

    Wir sollten aber nicht versuchen, unsere Schuld herunterzuspielen, indem wir die Sünde bagatellisieren oder entschuldigen. In Gottes Augen wiegt sie schwer, und so sollten wir sie auch sehen. Christi Opfer am Kreuz allein zeigt die enorme Tragweite der Sünde. Wenn wir die Last unserer Schuld selbst tragen müssten, würde sie uns erdrücken. Doch der sündlose Gottessohn ist an unsere Stelle getreten und hat unverdientermaßen unsere Vergehen auf sich genommen. “Wenn wir aber unsere Sünden bekennen, dann erfüllt Gott seine Zusage treu und gerecht: Er wird unsere Sünden vergeben und uns von allem Bösen reinigen.” 1.Johannes 1,9 (Hfa). Welch eine wunderbare Wahrheit: Gott bleibt gegenüber seinem Gesetz gerecht und rechtfertigt doch alle, die an Jesus glauben. Römer 3,26. Der Prophet Micha fragte: “Wer ist ein Gott wie du, der Schuld vergibt und Vergehen verzeiht ... Nicht für immer behält er seinen Zorn, denn er hat Gefallen an Gnade.” Micha 7,18 (EB).DG 197.2

    Und führe uns nicht in Versuchung, sondern errette uns von dem BösenMatthäus 6,13.DG 197.3

    Versuchung bedeutet Verlockung zur Sünde. Sie geht nie von Gott aus, sondern von Satan oder der Bosheit unseres eigenen Herzens. Jakobus erklärte: “Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand. Sondern ein jeder, der versucht wird, wird von seinen eigenen Begierden gereizt und gelockt.” Jakobus 1,13.14.DG 197.4

    Satan will uns in Versuchung führen, damit vor Menschen und Engeln die schlechten Seiten unseres Charakters sichtbar werden und er uns dann als sein Eigentum beanspruchen kann. In einer symbolischen Vision sah Sacharja, wie Satan neben dem Sohn Gottes stand und den Hohenpriester Jeschua als Vertreter des Volkes anklagte, weil der schmutzige Kleider trug (Sacharja 3,1.3) — ein Symbol seiner Sünden. Satan wollte den Dienst des Erlösers stören, der Jeschua reine Kleider geben wollte. Dies stellt treffend dar, wie der Teufel sich gegenüber jedem verhält, den Christus zu sich zu ziehen versucht. Zuerst veranlasst er uns zum Sündigen und beschuldigt uns dann in der himmlischen Welt, der Liebe Gottes nicht würdig zu sein. “Doch der Herr sagte zu ihm: ‘Schweig, Satan! Ich verbiete dir, deine Anklage vorzubringen; denn ... ich habe doch diesen Jeschua wie ein brennendes Holzscheit aus dem Feuer gerettet!’” Und zu Jeschua sagte er: “Ich nehme die Schuld von dir und lasse dich in Festgewänder kleiden.” Sacharja 3,2.4 (GNB).DG 198.1

    In seiner großen Liebe möchte Gott die wertvolle Frucht seines Geistes in uns wachsen lassen. Galater 5,22.23. Er lässt zu, dass wir auf Hindernisse stoßen und uns Bedrängnis und Verfolgung begegnen — aber nicht als Fluch, sondern als größter Segen für unser Leben. Jede Versuchung, der wir widerstehen, jede Prüfung, die wir tapfer bestehen, bedeutet eine neue Erfahrung, die uns charakterlich reifen lässt. Wer in der Kraft Gottes einer Versuchung widersteht, zeigt der Welt und dem Universum, was Christus in uns zu leisten vermag.DG 198.2

    Wir sollten uns also durch Anfechtungen — so bitter sie auch sein mögen — nicht entmutigen lassen, aber Gott darum bitten, uns vor Situationen zu bewahren, in denen wir durch unsere sündhaften Begierden einer Versuchung nachgeben könnten. Indem wir das Vaterunser mit der rechten Einstellung beten, vertrauen wir uns seiner Führung an und bitten ihn, uns den rechten Weg zu leiten. Wir können dieses Gebet nicht aufrichtig sprechen und uns gleichzeitig entscheiden, unseren eigenen Weg zu gehen. Wir sollen darauf warten, dass Gottes Hand uns führt, oder auf seine Stimme hören, die sagt: “Dies ist der Weg; den geht!” Jesaja 30,21.DG 198.3

    Wir begeben uns bereits in Gefahr, wenn wir nur darüber nachdenken, welche Vorteile es für uns hätte, wenn wir den Einflüsterungen Satans nachgeben würden. Sünde bedeutet für jeden, der sich ihr hingibt, Schande und Unglück. Sie blendet und täuscht uns, auch wenn sie sich verlockend präsentiert. Wenn wir uns auf Satans Gebiet wagen, können wir uns nicht mehr sicher sein, das Gott uns vor seiner Macht schützt. Deshalb sollten wir — soweit wir können — alle Türen schließen, durch die der Versucher Zugang in unsere Gedankenwelt bekommt.DG 199.1

    Die Bitte “Führe uns nicht in Versuchung” ist zugleich eine Verheißung. Wenn wir uns Gott anvertrauen, können wir uns sicher sein, dass er “nicht zulassen wird, dass ihr über euer Vermögen versucht werdet, sondern mit der Versuchung auch den Ausgang schaffen wird, sodass ihr sie ertragen könnt”, wie Paulus versicherte. 1.Korinther 10,13 (EB).DG 199.2

    Der einzige sichere Schutz vor dem Bösen besteht darin, dass Christus durch unser Vertrauen auf seine Liebe und Gerechtigkeit, die er uns schenkt, in uns lebt. Wegen unserer Selbstsucht hat eine Versuchung Macht über uns; wenn wir aber die Größe der Liebe Gottes erkennen, wird uns auch das abstoßende, grässliche Wesen des Egoismus bewusst. Wir haben dann das Bedürfnis, von ihm frei zu werden. Wenn der Heilige Geist uns Jesus vor Augen stellt, wird unser hartes Herz erweicht und überwältigt; dann verliert die Versuchung ihre Macht, und der Geist formt unseren Charakter um.DG 199.3

    Christus wird niemals einen Menschen im Stich lassen, für den er gestorben ist. Auch wenn derjenige sich von ihm abwendet und einer Versuchung erliegt, so wendet er sich doch von keinem ab, für den er mit seinem Leben das Lösegeld bezahlt hat.DG 199.4

    Würden unsere geistlichen Augen geöffnet, könnten wir erkennen, wie Engel den Menschen zu Hilfe eilen, die angefochten werden und am Rande des Abgrundes stehen oder so niedergedrückt und voller Trauer sind, dass sie vor Mutlosigkeit am liebsten sterben möchten. Diese Engel drängen die Scharen des Bösen zurück, die jene Menschen umgeben, und führen sie wieder auf sicheren Boden. Der Kampf, der zwischen diesen beiden Heeren tobt, ist ebenso real wie die Schlachten, die in Kriegen zwischen Staaten geschlagen werden. Vom Ausgang des Kampfes auf geistlicher Ebene hängt allerdings unser ewiges Schicksal ab.DG 199.5

    Auch für uns gilt Christi Aussage gegenüber Petrus: “Gott hat dem Satan erlaubt, euch auf die Probe zu stellen und die Spreu vom Weizen zu scheiden. Aber ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube an mich nicht aufhört.” Lukas 22,31.32 (GNB). Gott sei Dank stehen wir nicht allein! Er, der “die Menschen so sehr geliebt [hat], dass er seinen einzigen Sohn hergab”, damit niemand verlorengeht (Johannes 3,16, GNB), lässt uns im Kampf mit Satan nicht im Stich. Jesus sagte zu seinen Jüngern: “Ich habe euch die [Voll-]Macht gegeben ... die Gewalt des Feindes zu brechen. Nichts wird euch schaden.” Lukas 10,19 (Hfa).DG 200.1

    Lebe in enger Beziehung mit deinem auferstandenen Herrn, und er wird dich fest an seiner Hand halten und dich nie wieder loslassen. Erkenne Gottes Liebe zu uns und vertraue ihr, dann bist du sicher und geborgen. Diese Liebe schirmt uns zuverlässig ab gegen alle Verführungskünste und Angriffe Satans, denn “Gott, der Herr, ist wie eine starke Festung: Wer auf ihn vertraut, ist in Sicherheit.” Sprüche 18,10 (Hfa).DG 200.2

    Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in EwigkeitMatthäus 6,13.DG 200.3

    Der letzte Satz des Vaterunsers bezieht sich wie der erste auf unseren Vater im Himmel, der über allen Mächten und Autoritäten steht...DG 200.4

    Der über den Himmel herrscht, ist unser Erretter. Er bemisst jede Prüfung und wacht über das läuternde Feuer, in dem jeder Einzelne sich bewähren muss. Wenn die Macht der irdischen Herrscher gebrochen ist und die Pfeile des Zornes Gottes seine Feinde ins Herz treffen, dann darf sich sein treues Volk in seiner Hand geborgen fühlen. Das bessere Leben 104-122.DG 200.5

    Larger font
    Smaller font
    Copy
    Print
    Contents