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    Kapitel 6: “Der mich verrät, ist nahe!”

    Die schreckliche Stunde in Gethsemane ist vorüber. Unser göttlicher Heiland hat den Kelch genommen, um ihn bis zum letzten Tropfen zu leeren. Um des Menschen willen hat er in der Stunde der Versuchung überwunden. In seinem fahlen, blutigen Angesicht prägen sich tiefer Ernst und eiserne Ruhe aus. Und zum dritten Male kommt er zu seinen Jüngern und findet sie vom Schlaf übermannt. Kummervoll und teilnahmsvoll schaut er sie an und sagt: “Ach, wollt ihr nun schlafen und ruhen? Es ist genug; die Stunde ist gekommen. Siehe, des Menschen Sohn wird überantwortet in der Sünder Hände.” Markus 14,41. Und während er diese Worte spricht, hört er die Schritte der Schar, die ausgezogen war, ihn zu suchen. Judas an der Spitze, dicht hinter ihm der Hohepriester. Da weckt der Heiland seine Jünger: “Stehet auf, laßt uns gehen! Siehe, der mich verrät, ist nahe!” Markus 14,42. Ruhe und Hoheit zeigt sein Gesicht. Ohne Spuren der eben überstandenen Seelenqual geht er seinem Verräter entgegen.LC 14.2

    Jesus geht seinen Jüngern voran und fragt: “Wen suchet ihr?” Johannes 18,4.5. Sie antworten: “Jesum von Nazareth.” Johannes 18,4.5. Jesus erwidert: “Ich bin’s!” Johannes 18,4.5. Bei diesen Worten schreckt die Schar der Häscher zurück. Priester, Älteste, die harten Soldaten, selbst Judas, fallen kraftlos zu Boden. Christus hätte ihnen entrinnen können, hätte er nur gewollt. Doch er steht hoheitsvoll inmitten der Rohen, Gefühllosen. Die Strahlen des Mondes versilbern sein fahles Angesicht. Einen Augenblick liegen um ihn her die hingesunkenen, hilflosen Menschen, während seine Jünger vor Staunen nicht reden können. Dann springen die rauhen römischen Soldaten auf die Füße und umzingeln mit den Priestern und Judas den Herrn, beschämt wegen ihrer Schwäche und besorgt, er möchte ihnen noch entrinnen.LC 15.1

    Da stellt der Erlöser der Welt noch einmal die Frage: “Wen suchet ihr?” Johannes 18,7.8. Und wiederum antworten sie: “Jesum von Nazareth.” Johannes 18,7.7. Jesus erwidert: “Ich habe es euch gesagt, daß ich es sei. Suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen!” In dieser Stunde der Erniedrigung sorgte Christus nicht für sich, sondern für seine geliebten Jünger. Er wünschte ihnen alle weiteren Prüfungen ihrer Standhaftigkeit zu ersparen.LC 15.2

    Judas, der Verräter unsres Heilandes, vergißt seine Rolle nicht; er tritt dicht an Jesus heran, faßt ihn wie seinen besten Freund bei der Hand und gibt ihm den Verräterkuß. Jesus spricht zu ihm: “Mein Freund, warum bist du gekommen?” Matthäus 26,50. Seine Stimme zitterte vor Wehmut, als er dem Verblendeten sagte: “Verrätst du des Menschen Sohn mit einem Kuß?” Lukas 22,48. Diese leidvolle Mahnung hätte das Gewissen des Judas wecken und sein verstocktes Herz rühren müssen. Doch Ehre, Treue, selbst menschliches Mitgefühl scheinen ihm abhanden gekommen zu sein. Frech und keck steht er da, ohne Neigung zur Umkehr. Er hat sich der Macht Satans hingegeben, um seine Schandtat auszuüben, und will gar nicht widerstehen. — Jesus wich vor dem Verräterkuß nicht zurück. Damit gibt er uns ein Beispiel tragender Geduld, einer Liebe und eines Mitgefühls ohnegleichen.LC 15.3

    Obgleich die Mörderschar über das Geschehene und Erfahrene überrascht und erschreckt ist, erlangt sie Sicherheit und Verwegenheit zurück, als sie Judas kühn den Herrn anrühren sieht, den sie soeben in seiner Herrlichkeit geschaut hatten. Sie legen ihre frevlen Hände an Jesus und wollen die Arme fesseln, die immer nur Liebes und Gutes getan haben.LC 15.4

    Als die Jünger die rohe Mörderschar hilflos auf den Boden gestreckt liegen sahen, nahmen sie gewiß an, ihr Meister würde sich nicht gefangennehmen lassen. Dieselbe Macht, die die gemieteten Häscher niederstreckte, hätte sie niederhalten können, und Jesus hätte sich ihnen unangetastet entziehen können. Sobald sie aber sehen, daß die Hände dessen, den sie lieben, mit Stricken umwunden werden, sind sie enttäuscht und entrüstet. In heftigem Zorn zieht Petrus das Schwert und schlägt dem Knechte des Hohenpriesters ein Ohr ab.LC 16.1

    Als Jesus sah, was Petrus getan hatte, machte er sich die Hände frei, die ihm die römischen Soldaten schon hielten und sagte: “Lasset sie doch so machen!” (Lukas 22,51), rührte das Ohr des Verwundeten an und heilte es im Augenblick. Damit gibt er selbst seinen Feinden, die ihm das Leben nehmen müssen, einen unmißverständlichen Beweis seiner Gotteskraft. Und zu Petrus spricht Jesus: “Stecke dein Schwert an seinen Ort! denn der das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen. Oder meinst du, daß ich nicht könnte meinen Vater bitten, daß er mir zuschickte mehr denn zwölf Legionen Engel? Wie würde aber die Schrift erfüllet? Es muß also gehen.” Matthäus 26,52-54. “Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat?” Johannes 18,11. Zum Hohenpriester aber und zu den Obersten des Tempels, die sich den Häschern angeschlossen hatten, sagt er: “Ihr seid ausgegangen wie zu einem Mörder mit Schwertern und mit Stangen, mich zu fangen. Ich bin täglich bei euch im Tempel gewesen und habe gelehrt, und ihr habt mich nicht begriffen; aber auf daß die Schrift erfüllet werde.” Markus 14,48.49.LC 16.2

    Als nun die Jünger erkannten, daß Jesus sich nicht von seinen Feinden befreite, sondern sich gefangennehmen ließ, wandten sie sich von ihm und flohen, ließen ihren Meister allein. Christus hatte vorausgesehen, was sie tun würden, ehe es geschah: “Siehe, es kommt die Stunde und ist schon gekommen, daß ihr zerstreut werdet, ein jeglicher in das Seine, und mich allein lasset. Aber ich bin nicht allein; denn der Vater ist bei mir.” Johannes 16,32.LC 16.3

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