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    Kapitel 32: Vorbereitung

    “Befleißige dich, Gott dich zu erzeigen als einen
    rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter.”

    Die erste Lehrerin des Kindes ist die Mutter. In den Jahren stärkster Empfänglichkeit und raschester Entwicklung liegt seine Erziehung großenteils in ihren Händen. Ihr bietet sich die erste Gelegenheit, den Charakter zum Guten oder zum Schlechten hin zu prägen. Sie sollte den Wert dieser Gelegenheit schätzen und mehr als jeder andere Lehrer dazu imstande sein, das Beste daraus zu machen. Es gibt jedoch niemand, an dessen Ertüchtigung man so wenig denkt wie an ihre. Zur Unterstützung der Mutter, deren erzieherischer Einfluß am stärksten und am weitestreichend ist, wendet man am wenigsten planmäßige Mühe auf.Ez54 253.1

    Die Mütter, denen die Sorge für das Kleinkind anvertraut ist, verstehen zu oft gar nichts von seinen körperlichen Bedürfnissen; sie wissen wenig von den Gesundheitsgesetzen oder von den Grundlinien körperlicher Entwicklung, sind auch um nichts besser gerüstet, für das geistige und geistliche Wachstum des Kindes zu sorgen. Sie mögen fähig sein, Geschäfte abzuwickeln oder in Gesellschaft zu glänzen; sie mögen in Literatur und Wissenschaft Beachtliches aufzuweisen haben, aber von der Erziehung eines Kindes haben sie wenig Ahnung. Es ist hauptsächlich auf diesen Mangel zurückzuführen, besonders auf die frühe Vernachlässigung der körperlichen Entwicklung, daß ein so großer Teil der Menschheit bereits im Kindesalter stirbt und daß es unter denen, welche die Lebensreife erreichen, so viele gibt, denen das Leben nichts als eine unerträgliche Last ist.Ez54 253.2

    Auf Vater und Mutter ruht eine Verantwortung für die frühe und auch für die spätere Erziehung des Kindes. Für beide Eltern erhebt sich gebieterisch die Forderung nach sorgfältiger und gründlicher Vorbereitung. Ehe Männer und Frauen das Wagnis einer Vater- bzw. Mutterschaft auf sich nehmen, sollten sie sich mit den Gesetzen der körperlichen Entwicklung vertraut machen: mit Physiologie und Hygiene, mit der Bedeutung vorgeburtlicher Einflüsse, mit den Vererbungsgesetzen, mit Gesundheitspflege und richtiger Bekleidung, mit Bewegungsübungen und der Behandlung von Krankheiten. Auch müßten sie die Grundregeln geistiger Entwicklung und sittlicher Schulung verstehen.Ez54 253.3

    Diese Erziehungsarbeit hält der ewige Gott für so wichtig, daß er Boten von seinem Throne zu einer werdenden Mutter sandte, um die Frage zu beantworten: “Welches soll des Knaben Weise und Werk sein?” (Richter 13,12) und einen Vater über die Erziehung des verheißenen Sohnes zu belehren.Ez54 254.1

    Niemals wird die Erziehung all das bewirken, was sie zustande bringen sollte, ehe nicht die Bedeutung der elterlichen Mitwirkung voll erkannt ist und die Eltern eine Ausbildung für ihre heilige Verantwortung erhalten haben.Ez54 254.2

    Allgemein wird die Notwendigkeit einer vorbereitenden Schulung für den Lehrer bejaht, aber nur wenige sind sich über die Art der wesentlichsten Vorbereitung im klaren. Wer sich der Verantwortung, die die Jugenderziehung mit sich bringt, bewußt ist, wird erkennen, daß der Unterricht in naturwissenschaftlichen und literarischen Fächern allein nicht genügen kann. Der Lehrer sollte über eine umfassendere Ausbildung verfügen, als sie durch bloßes Bücherstudium erworben wird. Er muß nicht nur geistige Stärke, sondern auch geistige Weite besitzen. Mit ganzer Seele sollte er bei der Sache sein, aber auch mit einem warmen, weiten Herzen.Ez54 254.3

    Gott allein, der den Verstand schuf und seine Gesetze bestimmte, kann seine Bedürfnisse voll und ganz verstehen und seine Entwicklung lenken. Die Erziehungsgrundsätze, die er niedergelegt hat, bieten die einzig sichere Führung. Es ist für jeden Lehrer wichtig, diese Grundsätze so gründlich zu kennen und sie zu bejahen, daß sie zu einer beherrschenden Macht in seinem Leben werden.Ez54 254.4

    Erfahrung in praktischen Dingen ist unerläßlich. Ordnung, Gründlichkeit, Pünktlichkeit, Selbstbeherrschung, Frohsinn, Ausgeglichenheit, Selbstaufopferung, Redlichkeit und Höflichkeit sind wesentliche Eigenschaften.Ez54 255.1

    Da die Jugend von so vielen minderwertigen Charaktereigenschaften und viel Heuchelei umgeben ist, tut es um so mehr not, daß Haltung, Worte und Benehmen des Lehrers ein edles und wahrhaftes Menschentum verkörpern. Kinder durchschauen schnell jede Künstelei oder irgendwelche andere Schwächen und Mängel. Der Lehrer kann sich die Achtung seiner Schüler auf keine andere Weise erringen, als daß er in seinem eigenen Wesen die Grundsätze offenbart, die er ihnen einzuprägen sucht. Nur soweit er das in seinem täglichen Umgang mit ihnen verwirklicht, vermag er einen dauernden Einfluß zum Guten auf sie auszuüben.Ez54 255.2

    Fast alle übrigen Eigenschaften, die den Erfolg des Lehrers bestimmen, hängen großenteils von seiner körperlichen Energie ab. Je besser seine Gesundheit ist, desto Besseres wird er leisten.Ez54 255.3

    Seine verantwortungsvollen Aufgaben sind so aufreibend, daß er bewußt etwas unternehmen muß, um Kraft und Frische zu bewahren. Hirn und Herz werden ihm oft matt, und dann neigt er fast unwiderstehlich zu Niedergeschlagenheit, Gleichgültigkeit oder Reizbarkeit. Es ist seine Pflicht, solchen Stimmungen nicht nur nicht nachzugeben, sondern bereits die Ursachen abzustellen. Er soll sich ein reines, sanftes, vertrauenerweckendes und mitfühlendes Gemüt bewahren. Um immer ruhig, fest und heiter zu bleiben, muß er sich die Spannkraft von Gehirn und Nerven erhalten.Ez54 255.4

    Da in seiner Arbeit Qualität viel wichtiger ist als Quantität, sollte er sich vor Überarbeitung hüten und in seinem eigenen Pflichtenkreis nicht zuviel in Angriff nehmen. Er darf auch nicht berufsfremde Verantwortlichkeiten auf sich laden, die ihn zu seiner eigentlichen Aufgabe untüchtig machen. Ferner hüte er sich davor, an solchen Vergnügungen und gesellschaftlichen Veranstaltungen teilzunehmen, die eher eine Erschöpfung als eine Erholung bedeuten.Ez54 255.5

    Bewegung im Freien, besonders bei nützlicher Arbeit, ist eines der besten Mittel zur Erholung von Körper und Geist. Durch das Beispiel des Lehrers werden seine Schüler zu körperlicher Arbeit angeregt und werden sie wertschätzen lernen.Ez54 256.1

    Der Lehrer sollte in jeder Hinsicht die Gesundheitsregeln gewissenhaft beachten, und zwar nicht nur im Hinblick auf seine eigene Leistungsfähigkeit, sondern auch wegen der Wirkung auf seine Schüler. In allen Dingen sei er mäßig und gebe ein Beispiel in der Ernährung sowie in der Kleidung, Arbeit und Erholung.Ez54 256.2

    Mit körperlicher Gesundheit und charakterlicher Rechtschaffenheit sollten sich hohe wissenschaftliche Fähigkeiten verbinden. Je mehr wirkliches Wissen der Lehrer besitzt, desto besser wird sein Werk ausfallen. Das Schulzimmer ist kein Ort für oberflächliche Arbeit. Ein Lehrer, der sich mit einem Halbwissen zufrieden gibt, wird es nie zu etwas Tüchtigem bringen.Ez54 256.3

    Doch die Brauchbarkeit des Lehrers hängt nicht so sehr von der tatsächlichen Menge seiner Kenntnisse ab als von dem Ziel, nach dem er strebt. Der wahre Erzieher ist ein Feind schwerfälligen, trägen Denkens oder eines ungenauen Gedächtnisses; er trachtet beständig nach höheren Leistungen und nach besseren Methoden. Sein Leben ist ein unaufhörliches Wachstum. Im Wirken eines solchen Lehrers liegt eine frische und belebende Kraft, die seine Schüler aufmuntert und begeistert.Ez54 256.4

    Der Lehrer muß sich für sein Werk als tauglich erweisen. Er muß die Weisheit und den Takt besitzen, die der Umgang mit Menschenseelen erfordert. Seine wissenschaftlichen Kenntnisse mögen noch so groß sein, seine Fähigkeiten auf anderen Gebieten noch so hervorragend: wenn er die Achtung und das Vertrauen seiner Schüler nicht gewinnt, ist all sein Mühen umsonst.Ez54 256.5

    Es werden Lehrer gebraucht, die schnell jede Möglichkeit zum Gutestun erkennen und nutzen, Lehrer, die wahre Würde mit Begeisterung verbinden, die fähig sind zum Lehren und Leiten, die zum Denken anregen, die Tatkraft wecken und Mut und echtes Leben vermitteln können.Ez54 256.6

    Die Bildungsmöglichkeiten eines Lehrers mögen beschränkt gewesen sein, so daß er vielleicht nicht die hohen wissensmäßigen Voraussetzungen mitbringt, wie sie wünschenswert sind. Wenn er jedoch einen wirklichen Einblick in die menschliche Natur hat, wenn ihn eine echte Liebe zu seiner Arbeit, ein Gefühl für ihre Größe und die Entschlossenheit, immer Besseres zu leisten, erfüllen, wenn er gewillt ist, ernst und ausdauernd zu arbeiten, dann wird er verstehen, was seinen Schülern not tut. Er wird sie durch sein Einfühlungsvermögen und durch seinen beweglichen Geist zum Mitgehen begeistern, während er sie vorwärts und aufwärts zu führen sucht.Ez54 257.1

    Die vom Lehrer betreuten Kinder und Jugendlichen unterscheiden sich stark in ihren Neigungen und Gewohnheiten und in ihrer Erziehung. Manche von ihnen haben kein bestimmtes Ziel oder keine festen Grundsätze. Man muß sie dahin bringen, daß sie sich ihrer Verantwortung und ihrer Möglichkeiten bewußt werden. Nur wenige Kinder sind von Haus aus richtig erzogen. Manche sind verwöhnte Lieblinge gewesen, deren ganze Erziehung oberflächlich verlief. Da sie ihrer Neigung folgen durften und Lasten und Verantwortungen aus dem Wege gehen konnten, fehlt es ihnen an Festigkeit, Ausdauer und Selbstverleugnung. Diese Kinder betrachten oft alle Zucht als unnötige Einengung. Andere wurden getadelt und entmutigt. Willkürliche Einschränkungen und Härte haben Widerspenstigkeit und Trotz in ihnen entwickelt. Sollen diese verbogenen Charaktere wieder umgeformt werden, so muß die Arbeit in den meisten Fällen durch den Lehrer geschehen. Um sie erfolgreich durchzuführen, muß er jenes Mitgefühl und jene Einsicht besitzen, die ihn befähigen, die offenbaren Fehler und Irrtümer in seinen Schülern auf ihren Ursprung zurückzuführen. Auch muß er Takt und Geschicklichkeit, Geduld und Festigkeit aufweisen, um jedem die notwendige Hilfe zu leisten: Die Unentschlossenen und Bequemen ermuntert und fördert er in einer Art, die sie zu Anstrengungen anspornt. In den Entmutigten weckt er durch ein verständnisvolles Wort der Anerkennung Vertrauen und macht schlummernde Kräfte frei.Ez54 257.2

    Lehrer versäumen es oft, genügend geselligen Umgang mit ihren Schülern zu pflegen. Sie legen zu wenig Teilnahme und Zartgefühl an den Tag und zuviel von der Würde eines strengen Richters. Der Lehrer muß zwar fest und entschieden sein, keinesfalls aber darf er überfordern und Zwang ausüben. Sich hart, streng und kühl seinen Schülern zeigen oder sie gleichgültig behandeln heißt: sich die letzten Zugänge versperren, durch die man sie zum Guten beeinflussen könnte.Ez54 258.1

    Unter keinen Umständen sollte der Lehrer irgend jemanden vorziehen. Wenn er den liebenswerten, anziehenden Schüler begünstigt und sich gegen die, die am meisten der Ermutigung und der Hilfe bedürfen, kritisch, ungeduldig oder unfreundlich verhält, verrät er damit eine völlig falsche Auffassung von der Arbeit des Erziehers. Gerade im Umgang mit den Unvollkommenen, Schwererziehbaren wird der Charakter erprobt und erweist es sich, ob der Lehrer wirklich für sein Amt taugt.Ez54 258.2

    Groß ist die Verantwortung derer, die es auf sich nehmen, eine Menschenseele zu leiten. Wahre Väter und Mütter sehen darin eine Vertrauensaufgabe, die für sie nie ganz erlischt. Das Kind fühlt vom ersten bis zum letzten Tag die Macht des Bandes, mit dem es an das Herz der Eltern geknüpft ist. Die Handlungen, die Worte, der bloße Blick der Eltern prägen es unaufhörlich zum Guten oder zum Bösen hin. Der Lehrer teilt diese Verantwortung; er muß sich daher ständig dieser heiligen Berufung bewußt sein und das Ziel seiner Arbeit im Auge behalten. Er soll nicht nur seine täglichen Pflichten erfüllen, seine Vorgesetzten befriedigen und den Ruf der Schule wahren; er muß vielmehr an das höchste Wohl seiner Schüler als Einzelmenschen denken und die Pflichten, die das Leben ihnen auferlegen wird, den Dienst, den es erfordert, und die dazu nötige Vorbereitung in Betracht ziehen. Die vom Lehrer tagtäglich verrichtete Arbeit übt auf seine Schüler und durch sie wiederum auf andere einen Einfluß aus, der sich bis zum Ende der Zeiten unaufhörlich verstärkt und ausweitet. Er muß an jenem großen Tag, da jedes Wort und jede Tat von Gott überprüft werden, für die Ergebnisse seines Lebenswerkes geradestehen.Ez54 258.3

    Der Lehrer, der sich darüber im klaren ist, wird nicht das Gefühl haben, daß seine Arbeit getan ist, wenn er seine täglichen Unterrichtsstunden “geleistet” hat und die Schüler dann eine Zeitlang seiner unmittelbaren Fürsorge entrückt sind. Er wird diese Kinder und Jugendlichen auf dem Herzen tragen. Wie er sie auf die edelste Stufe menschlicher Entwicklung führen kann, wird sein stetes Forschen und Bemühen sein.Ez54 259.1

    Wer die günstigen Gelegenheiten und Vorzüge seines Wirkens kennt, läßt sich durch nichts in seinem ernsten Ringen um Vervollkommnung hindern. Er spart keine Mühe, um den höchsten Grad der Vollendung zu erreichen. Er strebt danach, alles das zu sein, wozu er seine Schüler erziehen möchte.Ez54 259.2

    Je tiefer das Verantwortungsgefühl des Lehrers ist, und je ernster seine Bemühungen um Vervollkommnung sind, desto klarer wird er die Mängel empfinden, die seine Brauchbarkeit beeinträchtigen, und desto heftiger wird er sie bedauern. Wenn er die Größe seines Werkes, seine Schwierigkeiten und Möglichkeiten ins Auge faßt, wird er innerlich oft seufzen: “Wer ist hierzu tüchtig?” Mein Freund, wenn du dir in deinem Lehramt deines Bedürfnisses nach Kraft und Führung bewußt wirst eines Bedürfnisses, das aus keiner menschlichen Quelle gestillt werden kann, dann bitte ich dich: Denke an die Verheißungen Gottes, der da “heißt Wunderbar, Rat”. Er spricht: “Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.” Offenbarung 3,8. “Rufe mich an, so will ich dir antworten.” “Ich will dich unterweisen und dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich will dich mit meinen Augen leiten.” Jeremia 33,3; Psalm 32,8. “Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.” Matthäus 28,20.Ez54 259.3

    Als höchste Vorbereitung für dein Werk verweise ich dich auf die Worte, auf das Leben und die Arbeitsweise des Fürsten unter den Erziehern. Ich bitte dich, blicke auf ihn. Hier ist dein wahres Vorbild. Betrachte es, versenke dich darein, bis der Geist des göttlichen Lehrers von deinem Herzen und Leben Besitz ergreift. “Nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit ... und wir werden verklärt in dasselbe Bild.” 2.Korinther 3,18. Das ist das Geheimnis deiner Macht: Spiegle Christi Wesen wider!Ez54 259.4

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