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    Allein mit Gott

    Johannes war abgeschlossen von der Welt und mit Gott allein. Immer mehr von dem göttlichen Charakter begriff er, wie er sich in den Werken der Schöpfung zeigte, und dadurch nahm auch seine Ehrfurcht vor Gott zu. Oft fragte er sich, warum die Menschen, die doch so völlig von Gott abhängig sind, nicht mit ihm in Frieden zu leben suchen, und zwar dadurch, daß sie ihm willig gehorchen. Gott ist unendlich in seiner Weisheit, und seine Macht kennt keine Grenzen. Er regiert den Himmel mit seinen unzähligen Welten und erhält die Erhabenheit und Schönheit der Dinge, die er erschaffen hat, in vollkommener Harmonie. Sünde ist die Übertretung des Gesetzes Gottes, und der Sünde Sold ist der Tod. Nie wäre es zu einem Mißklang weder im Himmel noch auf der Erde gekommen, wenn die Sünde keinen Einlaß gefunden hätte. Der Ungehorsam gegen Gottes Gesetz hat all das Elend gebracht, das unter seinen Geschöpfen herrscht. Warum wollen sich die Menschen nicht mit Gott versöhnen lassen?BH 47.3

    Es ist keine geringe Sache, gegen Gott zu sündigen und den widerspenstigen menschlichen Willen gegen den Willen des Schöpfers zu setzen. Es ist zum Besten des Menschen, auch in dieser Welt, Gottes Geboten zu gehorchen. Und es liegt gewiß im ewigen Interesse des Menschen, sich Gott zu unterwerfen und mit ihm in Frieden zu leben. Die Tiere auf dem Feld gehorchen den Gesetzen ihres Schöpfers durch den Instinkt, der sie leitet. Gott spricht zu dem großen Weltmeer: “Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter” (Hiob 38,11), und die Wasser gehorchen sogleich seinem Wort. Die Planeten, gehorsam den von Gott gegebenen Gesetzen, wandeln in vollkommener Ordnung ihre Bahn. Von allen Geschöpfen, die Gott auf Erden erschaffen hat, ist allein der Mensch aufrührerisch. Und doch besitzt gerade er Verstandeskräfte, um die Forderungen des göttlichen Gesetzes zu verstehen, und ein Gewissen, um die Schuld der Übertretung und den Frieden und die Freude des Gehorsams zu empfinden. Gott machte den Menschen zu einem freien sittlichen Wesen, das gehorchen oder widerstreben kann. Der Lohn des ewigen Lebens — der immerwährende Genuß der Herrlichkeit — ist denen verheißen, die den Willen Gottes tun, während die Androhung seines Zornes über allen schwebt, die sich seinem Gebot widersetzen.BH 48.1

    Als Johannes über die Herrlichkeit Gottes nachsann, wie sie sich in seinen Werken offenbart, wurde er überwältigt von der Größe und Majestät des Schöpfers. Sollten auch alle Bewohner dieser kleinen Erde den Gehorsam verweigern, so würde Gott dennoch Ehre widerfahren. Er könnte ja in einem Augenblick alle sterblichen Menschen von der Erde vertilgen und ein neues Geschlecht erschaffen, das sie wieder bevölkert und seinen Namen rühmt. Gott ist um seiner Ehre willen nicht von Menschen abhängig. Er könnte den Sternenheeren des Himmels und den Millionen Welten da droben gebieten, einen Lobgesang zu erheben und ihren Schöpfer zu preisen und zu verherrlichen. “Die Himmel werden, Herr, deine Wunder preisen und deine Treue in der Gemeinde der Heiligen. Denn wer in den Wolken könnte dem Herrn gleichen und dem Herrn gleich sein unter den Himmlischen? Gott ist gefürchtet in der Versammlung der Heiligen, groß und furchtbar über alle, die um ihn sind.” Psalm 89,6-8.BH 48.2

    Johannes erinnerte sich an die wunderbaren Ereignisse im Leben Christi, deren Zeuge er gewesen war. In seiner Vorstellung erlebte er noch einmal jene köstlichen Gelegenheiten, deren er gewürdigt worden war, und verspürte dabei tiefen Trost. Plötzlich wurde er aus seiner Betrachtung gerissen; eine klare, deutliche Stimme sprach zu ihm. Er wandte sich um, um zu sehen, woher diese Stimme kam; und siehe, da erblickte er seinen Herrn, den er geliebt hatte, mit dem er gewandelt war, mit dem er gesprochen hatte und von dessen Leiden am Kreuz er Zeuge gewesen war. Aber wie hatte sich das Aussehen des Erlösers verändert! Er war nicht länger “der Allerverachtetste und Unwerteste” (Jesaja 53,3) und trug auch keine Zeichen der Erniedrigung mehr an sich. Seine Augen waren wie Feuerflammen, und seine Füße glichen dem Golderz, als wären sie im Schmelzofen glühend gemacht. Seine Stimme klang wie das Rauschen vieler Wasser. Sein Angesicht leuchtete, als wenn die Sonne in ihrer Kraft scheint. In seiner Hand hielt er sieben Sterne als Sinnbilder für die Vorsteher der Gemeinden. Aus seinem Mund ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, ein Symbol für die Macht seines Wortes.BH 49.1

    Johannes, der seinen Herrn so geliebt und trotz Einkerkerung, Schlägen und Todesdrohungen an der Wahrheit festgehalten hatte, konnte die großartige Herrlichkeit der Gegenwart Christi nicht ertragen und fiel wie ein Toter zur Erde. Da legte Jesus seine Hand auf die hingestreckte Gestalt seines Dieners und sagte: “Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit.” Offenbarung 1,17.18. Johannes wurde gestärkt, damit er in der Gegenwart seines verklärten Herrn zu leben vermöchte. Dann wurden ihm in einer hohen Schau die Absichten Gottes für die zukünftigen Jahrhunderte offenbart. Ihm wurde die Herrlichkeit der himmlischen Heimat kundgetan. Er durfte den Thron Gottes und die in Weiß gekleidete Schar der Erlösten schauen. Und er hörte die Musik der Engel und den Siegesgesang derer, die durch das Blut des Lammes und durch das Wort ihres Zeugnisses überwunden hatten.BH 49.2

    Dem geliebten Jünger wurden erhabene Vorrechte gewährt, wie sie selten sterblichen Menschen zuteil geworden sind. Doch er war in seinem Charakter Christus so ähnlich geworden, daß kein Stolz in seinem Herzen aufkam. Seine Demut war nicht ein bloßes Bekenntnis, sondern eine Gnadengabe, die ihn natürlich kleidete wie ein Gewand. Er war immer bestrebt, seine eigenen gerechten Taten zu verbergen, um alles zu vermeiden, was die Aufmerksamkeit auf seine Person lenken könnte. In seinem Evangelium erwähnt Johannes den Jünger, den Jesus liebhatte, verheimlicht aber die Tatsache, daß er selbst es war, dem diese Ehre widerfuhr. Sein Lebenswandel war frei von Selbstsucht. In seinem täglichen Leben lehrte und übte er Nächstenliebe im vollsten Sinne des Wortes. Er hatte eine hohe Auffassung von der Liebe, wie sie zwischen natürlichen und christlichen Brüdern bestehen sollte. Er stellte diese Liebe dar und betonte sie eindringlich als ein wesentliches Merkmal der Nachfolger Jesu. Ohne sie sind alle Ansprüche auf den Christennamen vergeblich.BH 49.3

    Johannes ist der Lehrer einer Heiligkeit, die sich im praktischen Leben bewährt. Er gibt untrügliche Richtlinien für das Verhalten des Christen. Sie müssen reinen Herzens und rechtschaffenen Benehmens sein und sollten sich in keinem Fall mit einem bloßen Lippenbekenntnis zufriedengeben. Er erklärt unmißverständlich, daß Christsein bedeutet: Christus ähnlich sein.BH 50.1

    Das Leben des Johannes war von dem ernsten Bemühen getragen, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu sein. Der Apostel folgte seinem Heiland so innig und hatte ein solches Verständnis für die Reinheit und erhabene Heiligkeit Christi, daß ihm sein eigener Charakter im Gegensatz dazu höchst unvollkommen erschien. Als ihm daher Jesus in seiner verklärten Gestalt erschien, genügte nur ein Blick, daß er wie ein Toter zu Boden sank. Derart werden immer die Empfindungen derer sein, die ihren Herrn und Meister am besten kennen. Je mehr sie über das Leben und den Charakter Jesu nachdenken, desto tiefer werden sie die eigene Sündhaftigkeit fühlen und desto weniger werden sie geneigt sein, Heiligkeit des Herzens zu beanspruchen oder sich ihrer Heiligung zu rühmen.BH 50.2

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