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Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 2 - Contents
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    Mitfühlendes Bemühen für Irrende

    Aber unter uns besteht ein Mangel an tiefer, ernster und herzlicher Teilnahme und Liebe für versuchte und irrende Menschen. Viele haben eine große Kälte und sündhafte Nachlässigkeit an den Tag gelegt; Jesus hat es als Vorübergehen auf der andern Straßenseite bezeichnet, wenn jemand sich von denen, die der Hilfe am meisten bedürfen, möglichst fernhält. Die neubekehrte Seele hat oft schwer gegen eingewurzelte Gewohnheiten oder bestimmte Versuchungen zu kämpfen. Wenn sie einer herrschenden Leidenschaft oder Neigung erliegt, macht sie sich einer Unbesonnenheit oder eines tatsächlichen Unrechts schuldig. Gerade dann sind Tatkraft, Takt und Weisheit seitens ihrer Brüder nötig, um sie wieder geistlich gesunden zu lassen. Auf solche Fälle beziehen sich die Unterweisungen des Wortes Gottes: “Liebe Brüder, so ein Mensch etwa von einem Fehler übereilt würde, so helfet ihm wieder zurecht mit sanftmütigem Geist ihr, die ihr geistlich seid und siehe auf dich selbst, daß du nicht auch versucht werdest.” Galater 6,1. “Wir aber, die wir stark sind, sollen der Schwachen Gebrechlichkeit tragen und nicht Gefallen an uns selber haben.” Römer 15,1.Sch2 222.2

    Aber wie wenig legen Christi angebliche Nachfolger das liebevolle Mitgefühl des Heilandes an den Tag! Fehlt jemand, so nehmen sich andere nur zu oft die Freiheit, den Vorfall so schlimm wie möglich darzustellen. Leute, die vielleicht ebenso großer Sünden auf anderem Gebiet schuldig sind, behandeln ihren Bruder mit grausamer Strenge. Verirrungen, die durch Unwissenheit, Gedankenlosigkeit oder Schwachheit entstanden sind, werden zu absichtlichen und mutwilligen Sünden aufgebauscht. Irrt jemand vom rechten Wege ab, dann schlagen manche die Hände zusammen und sprechen: “Ich habe es ja gesagt! Ich wußte es ja, daß man sich auf sie nicht verlassen konnte!” Sie verhalten sich also wie Satan. Sie frohlocken innerlich, weil sich ihr böser Argwohn als berechtigt erwiesen hat.Sch2 222.3

    Wir müssen damit rechnen, bei jungen und unerfahrenen Gliedern der Gemeinde große Unvollkommenheiten zu finden und sie darin zu tragen. Christus hat uns geboten, ihnen mit demütigem Geist zurechtzuhelfen; er wird uns zur Verantwortung ziehen, wenn wir einen Weg einschlagen, der sie in Entmutigung, Verzweiflung und ins Verderben treibt. Wenn wir nicht täglich die kostbare Pflanze der Liebe pflegen, stehen wir in Gefahr, engherzig, gefühllos und tadelsüchtig zu werden, in Frömmelei zu verfallen und uns selbst für gerecht zu halten, während wir weit davon entfernt sind, Gott zu gefallen. Gar manche sind unhöflich, schroff und barsch. Sie gleichen stacheligen Kastanienschalen und stechen, sobald man sie berührt. Solche Menschen richten unübersehbaren Schaden an, indem sie den liebenden Heiland verzerrt darstellen.Sch2 223.1

    Wir müssen zu einem höheren christlichen Verhalten kommen, sonst sind wir unwürdig, den Namen Christi zu tragen. Wir sollten den Geist pflegen, in dem Christus sich mühte, Irrende zu retten. Sie sind ihm ebenso lieb wie wir. Sie können ebenso Siegeszeichen seiner Gnade und Erben seines Reiches werden. Aber sie sind den Fallstricken eines verschlagenen Feindes, Gefahren und Besudelungen ausgesetzt und gehen ohne die bewahrende Gnade Christi dem sicheren Verderben entgegen. Könnten wir das im rechten Lichte sehen, wie sehr würde dann unser Eifer belebt werden! Mit wieviel mehr Ernst und Aufopferung würden wir uns dann bemühen, all jenen nahezukommen, die unsres Beistandes, unsrer Gebete, unsres Mitgefühls und unsrer Liebe bedürfen!Sch2 223.2

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