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Aus der Schatzkammer der Zeugnisse — Band 1 - Contents
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    Der Wunsch nach Fürbitte

    Mein Mann und ich wohnten einmal einer Versammlung bei, in der um unsere Anteilnahme an dem Ergehen eines Bruders geworben wurde, der sehr schwer an Schwindsucht erkrankt war. Er machte einen bleichen und abgezehrten Eindruck und erbat die Gebete des Volkes Gottes. Er sagte, daß seine Familie krank sei und er ein Kind verloren habe. Mit innerer Bewegung sprach er von seinem Verlust. Er bemerkte, daß er seit einiger Zeit darauf gewartet hätte, Geschw. White zu sehen. Felsenfest hätte er daran geglaubt, daß er geheilt werden könnte, wenn sie für ihn beteten. Nach Beendigung der Versammlung lenkten die Brüder unsere Aufmerksamkeit auf diesen Fall. Sie sagten uns, daß die Gemeinde der Familie beistünde und daß die Frau des Bruders krank sei und sein Kind gestorben wäre. Die Brüder hatten sich in seinem Haus im Gebet für die angefochtene Familie vereint. Wir waren todmüde, hatten in der Versammlung gesprochen und wollten von der an uns herangetragenen Bitte entbunden sein.Sch1 237.2

    Ich war entschlossen, für niemanden zu beten, es sei denn, der Geist des Herrn geböte es mir. Im Geist wurde mir gezeigt, daß selbst unter den angeblichen Sabbathaltern vielerlei Ungerechtigkeit überhandnahm. Deshalb wollte ich nicht für solche Menschen beten, deren Leben ich nicht kannte. Ich äußerte meinen Standpunkt. Die Brüder versicherten mir aber, daß, soweit ihnen bekannt, der Kranke unsere Gebetshilfe verdiene. Ich wechselte ein paar Worte mit dem Betreffenden, der unsere Gebete zu seiner Heilung begehrte. Für ihn zu beten, fühlte ich mich jedoch keineswegs frei. Er weinte und sagte, daß er auf unser Kommen gewartet hätte und mit Gewißheit fühle, daß er wieder gesund würde, wenn wir für ihn beteten. Wir erklärten ihm, daß wir mit seinem Leben nicht vertraut wären und es lieber sähen, wenn die für ihn einträten, denen er bekannt sei. Er bestürmte uns so eindringlich, daß wir entschieden, seinen Fall zu bedenken und ihn am Abend dem Herrn vorzulegen. Wenn keine Bedenken bestünden, wollten wir seiner Bitte nachkommen.Sch1 238.1

    In jener Nacht beugten wir uns im Gebet und brachten sein Anliegen vor den Herrn. Wir baten Gott, uns seinen Willen in dieser Angelegenheit zu offenbaren. Gott sollte in jedem Falle verherrlicht werden. Das war alles, was wir wünschten. Ob es wohl dem Willen des Herrn entsprach, wenn wir für diesen Leidgeprüften beteten? Wir überließen die Last dem Herrn und zogen uns zur Ruhe zurück. In einem Traum wurde mir die Krankengeschichte dieses Mannes deutlich klar. Seine Lebensweise von Kindheit an trat zutage. Es wurde uns auch gezeigt, daß der Herr uns nicht erhören würde, wenn wir für diesen Kranken beten sollten. Das Herz dieses Menschen war nicht rein und tugendsam. — Am nächsten Morgen kam der Kranke zu uns, damit wir uns seiner annähmen. Wir sagten ihm, daß wir zu unserem Bedauern genötigt wären, seine Bitte abzuschlagen. Ich erzählte meinen Traum, dessen Richtigkeit er bestätigte. In seiner Jugend hatte er Selbstbefriedigung getrieben und dieses Tun sogar als Verheirateter fortgesetzt; er sagte, daß er versuchen wollte diese Angewohnheit abzulegen.Sch1 238.2

    Dieser Mann hatte eine festeingewurzelte Gewohnheit zu überwinden. Er befand sich in den besten Jahren. Seine sittlichen Grundsätze aber waren so kraftlos, daß sie sich gegen seine unnatürliche Leidenschaft nicht durchsetzen konnten. Die niederen Triebe hatten die Vorherrschaft gewonnen. — Ich fragte ihn, wie er zur Lebensreform stände. Er antwortete, daß er nicht danach leben könne. Seine Frau würfe Weizenschrotmehl hinaus, wenn es jemand ins Haus brächte. Dieser Familie wurde von der Gemeinde geholfen, auch betete man für sie. Das Kind war gestorben, die Frau lag krank, und der Ehemann und Vater erwartete unsere Fürbitte vor einem reinen und heiligen Gott. Dieser wäre ja in der Lage, Wunder zu wirken und ihn zu heilen. Das sittliche Feingefühl dieses Mannes war betäubt.Sch1 239.1

    Wenn junge Menschen abscheuliche Gewohnheiten annehmen, während sie noch bildungsfähig sind, werden sie niemals die Kraft erlangen, um einen nach Körper, Seele und Geist einwandfreien Charakter zu entfalten. Hier war ein Mensch, der sich täglich erniedrigte. Dennoch unterstand er sich, in die Gegenwart Gottes vorzudringen und um neue Kraft zu bitten, obwohl er seine Kräfte schmählich verschwendete. Hätte Gott ihm seine Bitte erfüllt, würde er die empfangene Kraft seiner Wollust geopfert haben. Wie groß ist doch die Langmut Gottes! Wer könnte vor seinem Angesicht bestehen, wenn er mit den Menschen nach deren bösen Wegen handelte? Was würde geschehen sein, wenn wir weniger achtsam gewesen wären und den Fall dieses Mannes vor den Herrn gebracht hätten, während er sich gröblichen Sünden hingab? Ob der Herr uns wohl gehört und auch geantwortet hätte? “Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gefällt; wer böse ist, bleibt nicht vor dir. Die Ruhmredigen bestehen nicht vor deinen Augen du bist feind allen Übeltätern.” Psalm 5,5.6. “Wo ich Unrechtes vorhätte in meinem Herzen, so würde der Herr nicht hören.” Psalm 66,18.Sch1 239.2

    Dies ist kein Einzelfall. Selbst die eheliche Verbindung genügte nicht, um diesen Mann vor den schlechten Gewohnheiten seiner Jugend zu bewahren. Ich wünschte, man könnte mich überzeugen, daß solche Fälle wie der eben geschilderte selten sind. Leider weiß ich, daß sie häufig vorkommen. Kinder, deren Eltern im Banne sündiger Leidenschaften stehen, gehen einem schweren Schicksal entgegen. Muß nicht von ihnen erwartet werden, daß ihre Waagschalen noch tiefer sinken als die ihrer Eltern? Was erhoffen wir von der heranwachsenden Generation? Tausende leben ohne jegliche Grundsätze. Gerade diese Menschen sind es, die ihre erbärmlichen, verderbten Leidenschaften auf ihre Sprößlinge übertragen. Was für ein Vermächtnis! Tausende frönen ihrem zügellosen Leben, verderben ihre Lebensgefährten und verewigen ihre erniedrigenden Leidenschaften, indem sie diese auf ihre Kinder übertragen. Sie allein sind dafür verantwortlich, wenn ihren Kindern der Stempel ihres eigenen Charakters aufgeprägt wird.Sch1 239.3

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