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    Allein vor der Welt

    Bei Griechen und Römern wurde üblicherweise jedem Angeklagten das Recht eingeräumt, einen Verteidiger zu berufen, der ihn vor Gericht vertrat. Durch geschickte Beweisführung und Redegewandtheit, aber auch mit Flehen, Bitten und Tränen konnte ein solcher Verteidiger oft ein Urteil zugunsten des Angeklagten herausholen. Falls dies nicht gelang, erreichte er oft wenigstens eine Strafmilderung. Als Paulus vor Nero geladen wurde, wagte es aber niemand, ihm als Berater beizustehen oder seine Verteidigung zu übernehmen. Es war auch kein Freund zur Stelle, der den Wortlaut der Anklage oder die Argumente hätte aufzeichnen können, die der Apostel zu seiner eigenen Verteidigung vorbrachte. Unter den Christen in Rom fand sich kein einziger, der Paulus in dieser schweren Stunde beistehen wollte.GNA 294.2

    Den einzig zuverlässigen Bericht über den Prozess hinterließ uns Paulus selbst in seinem zweiten Brief an Timotheus: “Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten, so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.” (2.Timotheus 4,16.17).GNA 294.3

    Paulus vor Nero — was für ein starker Gegensatz! Der hochmütige Herrscher, vor dem der Gottesmann Rechenschaft über seinen Glauben ablegen musste, hatte den Höhepunkt seiner weltlichen Macht, seines Ansehens und seines Reichtums erreicht. Gleichzeitig war er aber auf der tiefsten Stufe in Bezug auf Verbrechen und Abscheulichkeit angelangt. An Macht und Größe war ihm keiner gleich. Niemand stellte seine Autorität in Frage, niemand widersetzte sich seinem Willen. Könige legten ihm ihre Kronen zu Füßen, mächtige Heere setzten sich auf seinen Befehl in Bewegung, und die Flaggen seiner Flotten verkündeten seine Siege. Sein Standbild war in den Gerichtssälen aufgestellt. Sowohl die Erlasse der Senatoren als auch die Urteile der Richter waren nichts anderes als das Echo seines Willens. Millionen befolgten gehorsamst seine Befehle. Der Name Nero versetzte die Welt in Angst und Schrecken. Sein Missfallen zu erregen, bedeutete den Verlust von Eigentum, Freiheit oder Leben. Sein finsterer Blick flößte mehr Furcht ein als die Pest.GNA 295.1

    Ohne Geld, ohne Freunde, auch ohne Ratgeber stand der alt gewordene Gefangene vor Nero. Die Gesichtszüge des Kaisers verrieten die beschämende Geschichte der brennenden Leidenschaften, die in ihm tobten. Das Gesicht des Angeklagten dagegen erzählte von einem Herzen voller Frieden mit Gott. Das Leben des Paulus war von Armut, Selbstverleugnung und Leiden geprägt gewesen. Seine Feinde hatten ihn mit ihren ständigen Vorwürfen, Beschimpfungen und Verleumdungen einschüchtern wollen. Trotzdem hatte er die Kreuzesfahne stets furchtlos hochgehalten. Er war wie sein Herr ein heimatloser Wanderer gewesen, und wie Jesus hatte er zum Segen der Menschheit gelebt. Wie konnte ein launenhafter, jähzorniger und zügelloser Tyrann wie Nero Wesen und Beweggründe dieses Gottesmannes verstehen, geschweige denn würdigen?GNA 295.2

    Der riesige Saal war von einer neugierigen und aufgewiegelten Menge gefüllt, die sich möglichst weit nach vorne schob und drängte, um ja alles zu sehen und zu hören, was da vor sich gehen sollte. Da war Hoch und Niedrig, Reich und Arm; da waren Gebildete wie Ungebildete, die Stolzen wie die Einfachen. Allen miteinander fehlte es an der wahren Erkenntnis über den Weg zum Leben und zur Erlösung.GNA 295.3

    Die Juden erhoben ihre alten Vorwürfe und beschuldigten Paulus des Aufruhrs und der Verbreitung von Irrlehren. Juden und Römer warfen ihm gleichermaßen vor, die Stadt in Brand gesteckt zu haben. Als man diese Anschuldigungen gegen ihn vorbrachte, bewahrte Paulus eine gelassene Ruhe. Richter und Anwesende schauten mit höchstem Erstaunen auf ihn. Sie hatten schon so mancher Gerichtsverhandlung beigewohnt und schon so manchen Verbrecher beobachtet. Nie zuvor hatten sie aber einen Menschen gesehen, der eine derart heilige Ruhe ausstrahlte wie dieser Angeklagte. Die scharfen Augen der Richter konnten normalerweise in den Gesichtszügen der Angeklagten Hinweise auf ein Schuldeingeständnis erkennen. Bei Paulus fanden sie aber nichts dergleichen. Als man ihm gestattete, selbst zu den Anklagepunkten Stellung zu nehmen, hörten ihm alle gespannt zu.GNA 295.4

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