Mut Und Überzeugungskraft
Am Tag nach der Heilung des Gelähmten kamen die Hohenpriester Hannas und Kaiphas mit den anderen Würdenträgern des Tempels zum Verhör zusammen, und die Angeklagten wurden vorgeführt. In demselben Raum und vor einigen dieser Männer hatte Petrus seinen Herrn schändlich verleugnet. Daran erinnerte er sich, als er zu seinem eigenen Verhör erschien. Ihm bot sich nun eine Gelegenheit, seine Feigheit wieder gutzumachen.GNA 48.3
Diejenigen Anwesenden, die sich daran erinnerten, welche Rolle Petrus bei dem Verhör seines Meisters gespielt hatte, bildeten sich ein, ihn jetzt durch Androhung von Gefangenschaft und Tod einschüchtern zu können. Der Petrus, der Christus in dessen Stunde größter Not verleugnet hatte, war ungestüm und selbstherrlich. Er unterschied sich weit von dem Petrus, der zum Verhör vor den Hohen Rat geführt wurde. Seit seinem Fall hatte er sich bekehrt. Er war nun nicht mehr stolz und prahlerisch, sondern bescheiden und selbstkritisch. Vom Heiligen Geist erfüllt war er mit Hilfe dieser Kraft entschlossen, den Makel seines Abfalls zu tilgen und den Namen dessen zu ehren, den er einst verleugnet hatte.GNA 49.1
Bisher hatten es die Priester vermieden, die Kreuzigung oder die Auferstehung Jesu zu erwähnen. Um ihr Ziel zu erreichen, mussten sie die Angeklagten nun aber fragen, wie die Heilung des Gelähmten zustande gekommen war: »Aus welcher Kraft oder in welchem Namen habt ihr das getan?« (Apostelgeschichte 4,7)GNA 49.2
Mit heiligem Freimut und in der Macht des Heiligen Geistes erklärte Petrus furchtlos: »Nun, ihr und das ganze Volk Israel sollt es wissen: Es geschah im Namen von Jesus Christus aus Nazareth, eben dem, den ihr gekreuzigt habt und den Gott vom Tod auferweckt hat! Durch die Kraft seines Namens steht der Mann hier gesund vor euch. Auf diesen Jesus bezieht sich das Wort in den Heiligen Schriften: ›Der Stein, den die Bauleute weggeworfen haben, weil sie ihn für unbrauchbar hielten, ist zum Eckstein gewordene Jesus Christus und sonst niemand kann die Rettung bringen. Auf der ganzen Welt hat Gott keinen anderen Namen bekannt gemacht, durch den wir gerettet werden könnten.« (Apostelgeschichte 4,10-12)GNA 49.3
Diese mutige Verteidigungsrede schockierte die jüdischen Leiter. Sie hatten angenommen, die Jünger würden von Furcht und Verlegenheit überwältigt, wenn sie vor den Hohen Rat gebracht würden. Stattdessen redeten diese Zeugen, wie Christus geredet hatte: mit einer Überzeugungskraft, die ihre Gegner zum Schweigen brachte. In der Stimme von Petrus lag keine Spur von Angst, als er über Christus sagte: »Das ist der Stein, von euch Bauleuten verworfen, der zum Eckstein geworden ist.« (Apostelgeschichte 4,11)GNA 49.4
Petrus bediente sich hier einer Redewendung, die den Priestern vertraut war. Schon die Propheten hatten von dem Stein gesprochen, der verworfen wurde, und Christus hatte einmal von sich selbst gesagt: »Habt ihr nie gelesen in der Schrift: ›Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, der ist zum Eckstein geworden. Vom Herrn ist das geschehen und ist ein Wunder vor unsern Augen?‹ Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volk gegeben werden, das seine Früchte bringt. Und wer auf diesen Stein fällt, der wird zerschellen; auf wen aber er fällt, den wird er zermalmen.« (Matthäus 21,42-44; vgl. Psalm 118,22.23)GNA 49.5
Als die Priester die furchtlosen Worte der Apostel hörten, »verwunderten sie sich, und sie erkannten, dass sie mit Jesus gewesen waren« (Apostelgeschichte 4,13 Elb.).GNA 50.1