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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Das Augsburger Bekenntnis

    Die Reformation sollte vor den Mächtigen dieser Erde noch größere Bedeutung erhalten. Den evangelischen Fürsten war eine Anhörung durch König Ferdinand verwehrt worden, aber man gab ihnen Gelegenheit, ihre Sache vor dem Kaiser und den versammelten Würdenträgern von Staat und Kirche vorzutragen. Um die Meinungsverschiedenheiten zu beseitigen, die das Reich in Unruhe versetzten, berief Karl V. im Jahr nach dem Protest von Speyer einen Reichstag nach Augsburg (1530) ein, bei dem er persönlich den Vorsitz führen wollte. Dorthin wurden auch die protestantischen Führer vorgeladen.VSL 190.1

    Der Reformation drohte große Gefahr, aber ihre Verfechter vertrauten ihren Fall dem Schutz Gottes an und gelobten, am Evangelium festzuhalten. Der Kurfürst von Sachsen wurde von seinen Ratgebern gedrängt, nicht auf dem Reichstag zu erscheinen, denn der Kaiser erwarte die Anwesenheit der Fürsten nur, um sie in eine Falle zu locken. Es sei »ein Wagnis, sich mit einem so mächtigen Feinde in dieselben Mauern einzuschließen« (DAGR, XIV, 2, 110). Doch andere erklärten eindrucksvoll, »die Fürsten sollten Mut haben, und Gottes Sache werde gerettet« (DAGR, XIV, 2, 110). Luther sagte: »Gott ist treu und wird uns nicht lassen.” (DAGR, XIV, 2, 110)VSL 190.2

    Der Kurfürst und sein Gefolge machten sich auf den Weg nach Augsburg. Alle wussten um die Gefahren, die ihm drohten, und viele gingen mit düsterer Miene und bedrücktem Herzen dorthin. Luther begleitete sie bis Coburg. Um ihren nachlassenden Glauben zu stärken, sang er ihnen einen Choral vor, den er auf dieser Reise geschrieben hatte: »Ein feste Burg ist unser Gott.” Manch düstere Vorahnung wurde vertrieben, und manches Herz wurde unter diesen begeisternden Klängen erleichtert.VSL 190.3

    Die reformierten Fürsten beschlossen, vor dem Reichstag eine Erklärung abzugeben, die in systematischer Form mit Beweisen aus der Heiligen Schrift abgefasst war. Mit der Vorbereitung dieser Erklärung wurden Luther, Melanchthon und ihre Gefährten beauftragt. Dieses »Augsburger Bekenntnis« wurde von den Protestanten als eine Darlegung ihres Glaubens angenommen, und sie versammelten sich, um ihre Namen unter das Dokument zu setzen. Es war eine ernste Zeit der Prüfung. Die Reformierten achteten sorgfältig darauf, dass ihr Anliegen nicht mit politischen Angelegenheiten vermengt wurde. Die Reformation sollte durch nichts als nur durch das Wort Gottes beeinflusst werden. Als die christlichen Fürsten das Dokument unterzeichnen wollten, trat Melanchthon dazwischen und sprach: »Die Theologen, die Diener Gottes, müssen das vorlegen, und das Gewicht der Großen der Erde muss man für andere Dinge aufsparen.« - »Gott gebe”, antwortete Johann von Sachsen, »dass ihr mich nicht ausschließet, ich will tun, was recht ist, unbekümmert um meine Krone; ich will den Herrn bekennen. Das Kreuz Jesu Christi ist mehr wert als mein Kurhut und mein Hermelin.” (DAGR, XIV, 6, 147 f.) Als er dies gesagt hatte, setzte er seinen Namen darunter. Ein anderer Fürst sagte, als er die Feder ergriff: »Wo es die Ehre meines Herrn Jesu Christi gilt, bin ich bereit, Gut und Leben aufzugeben. ... Ehe ich eine andere Lehre als die, welche in der Konfession enthalten ist, annehme, will ich lieber Land und Leute aufgeben und mit dem Stabe in der Hand aus meiner Väter Heimat auswandern.” (DAGR, XIV, 6, 157 f.) Das war der Glaube und der Mut dieser Gottesmänner!VSL 190.4

    Es kam die festgesetzte Zeit, dass sie vor dem Kaiser erscheinen mussten. Karl V. saß auf seinem Thron, umgeben von den Kurfürsten und Fürsten des Reiches, und erteilte den protestantischen Reformatoren eine Audienz. Ihr Glaubensbekenntnis wurde vorgelesen. Jener ehrwürdigen Versammlung wurden die Wahrheiten des Evangeliums klar und deutlich dargelegt und die Irrtümer der Papstkirche aufgezeigt. Mit Recht ist dieser Tag als der größte der Reformation und als einer der größten in der Geschichte des Christentums und der Menschheit bezeichnet worden. (DAGR, XIV, 7, 156 f.)VSL 191.1

    Es waren nur wenige Jahre vergangen, seitdem der Mönch von Wittenberg allein vor dem Reichstag zu Worms gestanden hatte. Nun standen an seiner Stelle die edelsten und mächtigsten Fürsten vor dem Kaiser. Luther war es verboten worden, in Augsburg zu erscheinen, doch durch seine Worte und Gebete war er anwesend. »Ich bin über alle Maßen froh”, schrieb er, »dass ich bis zu der Stunde gelebt habe, in welcher Christus durch solche Bekenner vor solcher Versammlung in einem herrlichen Bekenntnis verkündigt worden ist.« (DAGR, XIV, 7, 156 f.) Auf diese Weise erfüllte sich, was die Schrift sagt: »Ich rede von deinen Zeugnissen vor Königen!« (Psalm 119,46)VSL 191.2

    In den Tagen des Apostels Paulus wurde das Evangelium, für das er eingekerkert war, vor Fürsten und Edle der Kaiserstadt getragen. Auch hier wurde das, was der Kaiser verboten hatte von der Kanzel zu predigen, im Palast verkündigt. Was viele sogar für die Dienerschaft als unpassend angesehen hatten, hörten nun verwundert die Herrscher und Herren des Reichs. Könige und Männer von Rang waren die Zuhörer, gekrönte Fürsten die Prediger, und die Predigt war die königliche Wahrheit Gottes. Ein Zeitgenosse (Johannes Mathesius, 1504-1565, Schüler und Biograf Luthers) sagte, dass es seit der apostolischen Zeit »kein größer und höher Werk gegeben” habe.VSL 191.3

    »Was die Lutheraner vorgelesen haben, ist wahr, es ist die reine Wahrheit, wir können es nicht leugnen«, erklärte ein katholischer Bischof. »Könnt ihr das von Kurfürsten abgefasste Bekenntnis mit guten Gründen widerlegen?”, wollte ein anderer von Dr. Eck wissen. »Nicht mit den Schriften der Apostel und Propheten”, antwortete dieser, »aber wohl mit denen der Väter und Konzilien.« - »Also sind die Lutheraner in der Schrift und wir daneben«, entgegnete der Fragende. (DAGR, XIV, 8, 167)VSL 192.1

    Einige deutsche Fürsten konnten für den reformierten Glauben gewonnen werden. Sogar der Kaiser räumte ein, dass die protestantischen Artikel die reine Wahrheit seien. Das Augsburger Bekenntnis wurde in viele Sprachen übersetzt, in ganz Europa verbreitet und von Millionen Menschen aus späteren Generationen als Ausdruck ihres Glaubens angenommen.VSL 192.2

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