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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Ein Zufluchtsort

    Das Verlangen nach Gewissensfreiheit trieb die Pilger dazu, die Risiken der langen Seereise und die Gefahren und Nöte der Wildnis auf sich zu nehmen und dann unter Gottes Segen an der Küste Amerikas den Grundstein zu einer mächtigen Nation zu legen. Die Pilger waren wohl ehrliche und gottesfürchtige Leute, aber das große Prinzip der religiösen Freiheit49Siehe Glossar »Religionsfreiheit«, S. 677. erkannten sie noch nicht. Die Freiheit, für die sie so große Opfer gebracht hatten, gewährten sie anderen nicht genauso. »Sehr wenige selbst der hervorragendsten Denker und Sittenlehrer des 17. Jahrhunderts hatten einen richtigen Begriff von jenem herrlichen, dem Neuen Testament entstammenden Grundsatz, der Gott als den einzigen Richter des menschlichen Glaubens anerkennt.« (MLTL, V, 297) Die Auffassung, dass Gott der Kirche das Recht gegeben habe, das menschliche Gewissen zu kontrollieren und festzulegen, was Ketzerei ist und sie zu bestrafen, ist einer der am tiefsten verwurzelten Irrtümer des Papsttums. Die Reformatoren verwarfen zwar das römische Glaubensbekenntnis, aber sie waren nicht völlig frei von seinem Geist der Unduldsamkeit. Die undurchdringliche Finsternis, die durch die lange Zeit der päpstlichen Herrschaft die ganze Christenheit eingehüllt hatte, war noch nicht völlig von ihr gewichen. Ein führender Prediger aus der Kolonie in der Bucht von Massachusetts sagte einmal: »Duldung machte die Welt antichristlich, und die Kirche fühlte sich nie schuldig bei der Bestrafung der Ketzer.” (MLTL. V, 335) In der Kolonie wurde festgelegt, dass nur Kirchenmitglieder in der zivilen Leitung stimmberechtigt waren. Man gründete eine Art Staatskirche, und alle Leute mussten für den Unterhalt der Geistlichkeit aufkommen. Die Verwaltung wurde beauftragt, Ketzerei zu bekämpfen. Damit lag die zivile Gewalt in der Hand der Kirche. Es dauerte nicht lange, bis dieser Zustand das Unvermeidliche zur Folge hatte - Verfolgungen.VSL 269.2

    Elf Jahre nach der Gründung der ersten Kolonie kam Roger Williams in die Neue Welt. Wie die ersten Pilgerväter erfreute er sich der religiösen Freiheit, doch im Gegensatz zu ihnen erkannte er, was nur wenige seiner Zeit einsahen, dass nämlich diese Freiheit ein unverzichtbares Recht aller Menschen ist, wie auch immer ihr Glaubensbekenntnis aussieht. Er war ein aufrichtiger Wahrheitssucher und glaubte wie Robinson nicht, dass die Gläubigen schon das ganze Licht aus Gottes Wort empfangen hatten. Williams »war der erste Mensch im modernen Christentum, der die zivile Staatsordnung auf die Lehre der Gewissensfreiheit aufbaute, wobei alle Auffassungen vor dem Gesetz gleich waren” (BHUS, I, 15, § 16). Er erklärte, es sei die Aufgabe der Verwaltung, Verbrechen zu bekämpfen, aber nie das Gewissen zu beherrschen. »Das Volk oder die Behörden«, sagte er, »mögen entscheiden, was der Mensch dem Menschen schuldig ist, wenn sie aber versuchen, die Pflichten des Menschen gegenüber Gott vorzuschreiben, sind sie dazu nicht berechtigt. So gibt es keine Sicherheit, denn es ist klar, wenn der Verwaltungsbeamte die Macht dazu hat, er heute diese und morgen jene Meinung oder jenes Bekenntnis vorschreiben mag, wie es in England von den verschiedenen Königen und Königinnen und von etlichen Päpsten und Konzilien in der römischen Kirche getan wurde, sodass der Glaube zu einem einzigen Chaos würde” (MLTL, V, 340).VSL 270.1

    Unter Androhung von Geldoder Gefängnisstrafe wurde von jedermann verlangt, die Gottesdienste der Staatskirche zu besuchen. »Williams verwarf dieses Gesetz, denn die schlimmste Satzung im englischen Gesetzbuch war, den Besuch der Kirche zu verlangen. Leute zu zwingen, sich mit Andersgläubigen zusammenzutun, betrachtete er als eine offene Verletzung ihrer natürlichen Rechte; Unreligiöse und Unwillige zum öffentlichen Gottesdienst zu schleppen, hieß Heuchelei zu verlangen. ... ›Niemand sollte zur Anbetung oder Unterstützung eines Gottesdienstes gezwungen werden‹, fügte er hinzu. ›Was‹, riefen seine Gegner aus, die über seine Grundsätze erstaunt waren, ›ist nicht der Arbeiter seines Lohnes wert?‹ ›Ja‹, erwiderte er, ›von denen, die ihn einstellen.‹« (BHUS, I, 15, § 2)VSL 270.2

    Roger Williams war als treuer Prediger geachtet und geliebt, ein Mann von seltener Begabung, unbeugsamer Rechtschaffenheit und echter Güte. Doch seine standhafte Weigerung, der zivilen Verwaltung die Aufsicht über die Kirche zu überlassen und sein Verlangen nach religiöser Freiheit konnten nicht geduldet werden. Die Anwendung dieser neuen Lehre, wurde behauptet, würde »die Grundlage der Regierung des Landes untergraben” (BHUS, I, 15, § 10). Er wurde zum Verlassen der Kolonien verurteilt und flüchtete schließlich, um einer Gefangennahme zu entgehen, mitten im Winter und bei Sturm in die unberührten Wälder.VSL 270.3

    »Vierzehn Wochen lang”, so schrieb er, »musste ich mich allein in einer bitteren Jahreszeit herumschlagen und wusste nicht, was Brot oder Bett heißt.« Doch »die Raben speisten mich in der Wüste” (MLTL, V, 349 f.), und ein hohler Baum diente ihm oft als Obdach. So setzte er seine mühevolle Flucht durch Schnee und weglose Wälder fort, bis er bei einem Indianerstamm Zuflucht fand, dessen Vertrauen und Zuneigung er gewann, als er versuchte, ihnen die Wahrheiten des Evangeliums zu zeigen.VSL 271.1

    Nach wechselvollen Monaten der Wanderschaft erreichte er schließlich die Küste der Narragansett-Bucht, wo er das Fundament für den ersten modernen Staat legte, der das Recht auf vollständige Religionsfreiheit anerkannte. Das grundlegende Prinzip der Kolonie von Roger Williams war, »dass jeder das Recht hat, Gott nach seinem eigenen Gewissen zu verehren« (MLTL, V, 354). Sein kleiner Staat Rhode Island wurde zum Zufluchtsort für die Verfolgten. Er wuchs und gedieh, und seine Grundprinzipien zur bürgerlichen und religiösen Freiheit sollten schließlich Eckpfeiler in der amerikanischen Republik werden.VSL 271.2

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