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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Durchschaut Und Verworfen

    »Wir verwerfen diesen Beschluss”, sagten die Fürsten. »In Gewissensangelegenheiten hat die Mehrheit keine Macht.« Die Abgeordneten erklärten: »Das Dekret von 1526 hat den Frieden im Reich gestiftet; hebt man es auf, so heißt das, Deutschland in Hader und Zank zu stürzen. Der Reichstag hat keine weitere Befugnis als die Aufrechterhaltung der Glaubensfreiheit bis zu einem Konzil.” (DAGR, XIII, 5, 51 f.) Es ist die Pflicht des Staates, die Glaubensfreiheit zu schützen, aber in Glaubensangelegenheiten hört seine Autorität auf. Jede weltliche Regierung, die sich in die Einhaltung von religiösen Bestimmungen einmischt oder solche forciert, opfert den Grundsatz der Religionsfreiheit, für den die evangelischen Christen so tapfer kämpften.VSL 185.2

    Die Anhänger des Papsttums beschlossen, den nach ihrer Auslegung »frechen Trotz” zu unterbinden. Nun begannen sie, unter den Unterstützern der Reformation Spaltungen zu erzeugen und jeden einzuschüchtern, der sich nicht offen zu ihnen bekannte. Zuletzt wurden die Vertreter der freien Reichsstädte vor den Reichstag geladen und aufgefordert zu erklären, ob sie den Bedingungen dieses Antrags zustimmen würden. Vergeblich baten sie um Bedenkzeit. Als sie Stellung beziehen mussten, ergriff fast die Hälfte für die Reformatoren Partei. Damit weigerten sie sich, die Gewissensfreiheit und das Recht auf persönliche Urteilsbildung zu opfern. Sie waren sich dabei voll bewusst, dass ihnen dieser Standpunkt in Zukunft Kritik, Verurteilung und Verfolgung einbringen würde. Einer der Abgeordneten bemerkte: »Das ist die erste Probe ... bald kommt die zweite: das Wort Gottes widerrufen oder brennen.« (DAGR, XIII, 5, 51 f.)VSL 186.1

    König Ferdinand, der Stellvertreter des Kaisers auf dem Reichstag, erkannte, dass dieser Erlass zu ernsthaften Spaltungen führen würde, falls die Fürsten nicht dazu bewegt werden konnten, ihn anzunehmen und zu unterstützen. Weil er genau wusste, dass der Einsatz von Gewalt solche Männer nur noch entschlossener machte, versuchte er es mit der Überredungskunst. Er »bat die Fürsten um Annahme des Dekrets, für welchen Schritt der Kaiser ihnen großen Dank wissen würde” (DAGR, XIII, 5, 51 f.). Aber diese gewissenhaften Männer vertrauten der Autorität eines Herrschers, der größer ist als irdische Machthaber, und antworteten ruhig: »Wir gehorchen dem Kaiser in allem, was zur Erhaltung des Friedens und zur Ehre Gottes dienen kann.” (DAGR, XIII, 5, 51 f.)VSL 186.2

    Vor der ganzen Reichsversammlung erklärte der König dem Kurfürsten und seinen Freunden, dass das Edikt bald in Form eines kaiserlichen Erlasses abgefasst werden würde und dass ihnen jetzt nur noch die Möglichkeit bleibe, sich der Mehrheit zu unterwerfen. Nachdem er dies gesagt hatte, verließ er die Versammlung. Damit nahm er den Protestanten die Möglichkeit zur Beratung und zur Erwiderung. Vergeblich baten sie den König durch eine Gesandtschaft, zurückzukehren. Auf ihren Einspruch erwiderte er nur: »Die Artikel sind beschlossen; man muss sich unterwerfen.« (DAGR, XIII, 5, 51 f.)VSL 186.3

    Die kaiserliche Partei war überzeugt, dass sich die christlichen Fürsten auf die Heilige Schrift berufen würden und dieser höhere Beachtung schenkten als menschlichen Lehren und Ansprüchen. Auch war für sie klar, dass, wo immer dieses Prinzip übernommen würde, letztendlich der Sturz des Papsttums bevorstand. Aber wie so viele nach ihnen schauten sie nur auf das Sichtbare und redeten sich ein, dass die Sache des Papstes und des Kaisers stark, die der Reformatoren jedoch schwach sei. Hätten sich die Reformatoren allein auf menschliche Hilfe verlassen können, wären sie tatsächlich so machtlos gewesen, wie die Anhänger des Papsttums es annahmen. Aber obwohl sie zahlenmäßig unterlegen waren und von Rom abwichen, besaßen sie doch innere Stärke. Sie beriefen sich »vom Beschluss des Reichstages auf Gottes Wort, von Kaiser Karl auf Jesus Christus, den König aller Könige, den Herrn aller Herren« (DAGR, XIII, 5, 51 f.).VSL 187.1

    Weil Ferdinand ihre Gewissensüberzeugung missachtet hatte, beschlossen die Fürsten, auf seine Abwesenheit keine Rücksicht mehr zu nehmen. Unverzüglich richteten sie ihren Protest an die Ratsversammlung. Eine feierliche Erklärung wurde aufgesetzt und dem Reichstag vorgelegt:VSL 187.2

    »Wir protestieren durch diese Erklärung vor Gott, unserem einigen Schöpfer, Erhalter, Erlöser und Seligmacher, der uns einst richten wird, und erklären vor allen Menschen und Kreaturen, dass wir für uns und die Unsrigen in keiner Weise dem vorgelegten Dekret beipflichten oder beitreten und allen Punkten, welche Gott, seinem heiligen Worte, unserem guten Gewissen, unserer Seligkeit zuwiderlaufen.VSL 187.3

    Wie sollten wir das Edikt billigen können und dadurch erklären, dass, wenn der allmächtige Gott einen Menschen zu seiner Erkenntnis beruft, dieser Mensch nicht die Freiheit hat, diese Erkenntnis anzunehmen! ... Da nur die Lehre, welche Gottes Wort gemäß ist, gewiss genannt werden kann, da der Herr eine andere zu lehren verbietet, da jeder Text der Heiligen Schrift durch deutlichere Stellen derselben ausgelegt werden soll, da dieses heilige Buch in allem, was dem Christen Not tut, leicht verständlich ist und das Dunkel zu zerstreuen vermag: so sind wir mit Gottes Gnade entschlossen, allein die Predigt des göttlichen Wortes, wie es in den biblischen Büchern des Alten und Neuen Testaments enthalten ist, lauter und rein, und nichts, was dawider ist, aufrechtzuerhalten. Dieses Wort ist die einzige Wahrheit, die alleinige Richtschnur aller Lehre und alles Lebens und kann nicht fehlen noch trügen. Wer auf diesen Grund baut, besteht gegen alle Mächte der Hölle; alle Menschentorheit, die sich dawiderlegt, verfällt vor Gottes Angesicht. ...VSL 187.4

    Deshalb verwerfen wir das Joch, das man uns auflegt. ... Wir hoffen, Ihre Kaiserliche Majestät werde als ein christlicher Fürst, der Gott vor allen Dingen liebt, in unserer Sache verfahren, und erklären uns bereit, ihm, wie euch, gnädige Herren, alle Liebe und allen Gehorsam zu erzeigen, welches unsere gerechte und gesetzliche Pflicht ist.« (DAGR, XIII, 6)VSL 188.1

    Dies machte einen großen Eindruck auf den Reichstag. Ein solcher Mut der Protestanten erschreckte und erstaunte die Mehrheit. Sie sahen stürmische Zeiten auf sich zukommen. Zwietracht, Streit und Blutvergießen schienen unvermeidlich. Die Reformatorischen waren jedoch von der Gerechtigkeit ihrer Sache überzeugt, verließen sich auf den Arm des Allmächtigen und blieben fest und mutig.VSL 188.2

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