Loading...
Larger font
Smaller font
Copy
Print
Contents
Vom Schatten zum Licht - Contents
  • Results
  • Related
  • Featured
No results found for: "".
  • Weighted Relevancy
  • Content Sequence
  • Relevancy
  • Earliest First
  • Latest First
    Larger font
    Smaller font
    Copy
    Print
    Contents

    Standhaft Wie Christus

    Bei seinem Widerruf hatte Hieronymus dem Urteil der Justiz über Hus zugestimmt. Jetzt bereute er das und bezeugte die Unschuld und Heiligkeit des Märtyrers. »Ich kannte ihn von seiner Kindheit an”, sagte er, »er war ein großartiger Mann, gerecht und heilig; er wurde trotz seiner Unschuld verurteilt. . Ich bin ebenfalls bereit zu sterben. Ich schrecke nicht vor der Folter zurück, die mir von meinen Feinden und falschen Zeugen bereitet wird. Sie müssen eines Tages vor dem großen Gott, den niemand täuschen kann, für ihre Verleumdungen Rechenschaft ablegen.« (BRAR, II, 151)VSL 104.3

    Er klagte sich wegen seiner Verleugnung der Wahrheit an und fuhr fort: »Darüber hinaus nagt und plagt mich keine Sünde, die ich von Jugend an getan habe, so hart, als die an diesem todbringenden Ort begangene, da ich dem unbilligen Urteil, so über Wycliff und den heiligen Märtyrer Hus, meinen getreuen Lehrer, verhängt wurde, beistimmte und aus Zaghaftigkeit und Todesfurcht sie verfluchte. Deshalb ich an derselben Stelle dagegen durch Hilfe, Trost und Beistand Gottes und des Heiligen Geistes frei öffentlich mit Herz und Mund und Stimme bekenne, dass ich meinen Feinden zu Gefallen sehr viel Übles getan habe. Ich bitte Gott, mir solches aus Gnaden zu verzeihen und aller meiner Missetaten, worunter diese die größte ist, nicht zu gedenken.” (TH, 162; vgl. VHCC, 183)VSL 105.1

    Dann zeigte er auf die Richter und sagte standhaft: »Ihr habt Wycliff und Hus verdammt, nicht etwa, weil sie an den Lehren der Kirche gerüttelt, sondern weil sie die Schandtaten der Geistlichkeit, ihren Aufwand, Stolz und all die Laster gebrandmarkt hatten. Ihre Behauptungen sind unwiderlegbar, auch ich halte daran fest gleichwie sie.«VSL 105.2

    Dann wurde er unterbrochen, und wütend vor Zorn schrien die Prälaten: »Was bedarf es weiterer Beweise? Wir sehen mit unseren eigenen Augen den halsstarrigsten Ketzer!«VSL 105.3

    Von ihrem Rasen unberührt, rief Hieronymus aus: »Was! Meint ihr, ich fürchte mich zu sterben? Ihr habt mich ein ganzes Jahr in einem fürchterlichen Verlies gehalten, schrecklicher als der Tod selbst. Ihr habt mich grausamer behandelt als einen Türken, Juden oder Heiden, und mein Fleisch ist mir buchstäblich auf meinen Knochen bei lebendigem Leibe verfault, und dennoch beklage ich mich nicht, denn Klagen ziemen sich nicht für einen Mann von Herz und Mut; doch ich kann nur mein Erstaunen über eine solche Barbarei an einem Christen ausdrücken.” (BRAR, III, 168/169)VSL 105.4

    Abermals brach ein Sturm los, und Hieronymus wurde auf schnellstem Weg wieder ins Gefängnis gesteckt. Doch unter den Zuschauern waren etliche, auf die seine Worte einen tiefen Eindruck machten und die sein Leben retten wollten. Die höchsten kirchlichen Würdenträger besuchten ihn im Gefängnis und baten ihn innigst, sich dem Konzil zu unterwerfen. Es wurden ihm die großartigsten Belohnungen versprochen, falls er seinen Widerstand gegen Rom aufgeben würde. Aber Hieronymus blieb standhaft wie sein Meister, als diesem die ganze Herrlichkeit dieser Welt angeboten wurde.VSL 105.5

    »Kann ich aus der Heiligen Schrift überführt werden”, sagte er, »will ich von Herzen um Vergebung bitten; wo nicht, will ich nicht weichen, auch nicht einen Schritt.« Darauf sagte einer von denen, die ihn versuchen wollten: »Muss alles aus der Schrift beurteilt werden? Wer kann sie verstehen? Muss man nicht die Kirchenväter zu ihrer Auslegung heranziehen?”VSL 106.1

    Hieronymus erwiderte: »Was höre ich da? Soll das Wort falsch sein oder beurteilt werden? Soll es nicht allein gehört werden? Sollen die Menschen mehr gelten als das heilige Wort Gottes? ... Warum hat Paulus seine Bischöfe nicht ermahnt, auf die Ältesten zu hören, sondern gesagt, die Heilige Schrift kann dich unterweisen?”, antwortete Hieronymus. »Nein, das nehme ich nicht an, es koste mein Leben. Gott kann es wiedergeben.”VSL 106.2

    »Du Ketzer«, war die Antwort, »es reut mich, dass ich so viel deinetwegen getan habe. Ich sehe wohl, dass der Teufel dich regiert.« (TH, 162-164)VSL 106.3

    Bald darauf fällte man das Todesurteil über ihn. Er wurde an denselben Ort geführt, an dem Hus sein Leben gelassen hatte. Singend ging er seinen Weg, sein Antlitz strahlte Frieden und Freude aus. Sein Blick war auf Christus gerichtet, und der Tod hatte für ihn seine Schrecken verloren. Als der Scharfrichter hinter seinem Rücken den Scheiterhaufen anzünden wollte, rief der Märtyrer: »Kommt mutig nach vorn und zündet ihn vor meinen Augen an. Wenn ich mich gefürchtet hätte, wäre ich nicht hier.«VSL 106.4

    Als die Flammen um ihn herum aufstiegen, sprach er ein letztes Gebet: »Herr, allmächtiger Vater, erbarme dich mein und vergib mir meine Sünden; denn du weißt, dass ich deine Wahrheit allezeit geliebt habe.” (BRAR, III, 185/186) Seine Stimme versagte, doch seine Lippen bewegten sich weiter im Gebet. Als das Feuer sein Werk getan hatte, wurde die Asche des Märtyrers samt der Erde, auf der sie lag, aufgenommen und gleich der von Hus in den Rhein gestreut (TH, 168).VSL 106.5

    So kamen Gottes Lichtträger um. Aber das Licht der Wahrheit, das sie verbreiteten, das Licht ihres heldenhaften Beispiels, konnte nicht ausgelöscht werden. Ebenso gut hätten Menschen versuchen können, die Sonne in ihrem Lauf zu hindern oder die Morgendämmerung aufzuhalten, die soeben begonnen hatte, die Erde zu erleuchten.VSL 106.6

    Larger font
    Smaller font
    Copy
    Print
    Contents