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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Erste Auseinandersetzungen

    Von Böhmen breitete sich das Licht nach Deutschland aus, denn Unruhen an der Prager Universität verursachten, dass Hunderte deutscher Studenten die Stadt verließen. Viele von ihnen hatten von Hus ihre ersten Kenntnisse über die Bibel erhalten, und nach ihrer Rückkehr verbreiteten sie das Evangelium in ihrer Heimat.VSL 93.1

    Die Nachricht von den Geschehnissen in Prag erreichte Rom, und Hus wurde umgehend aufgefordert, vor dem Papst zu erscheinen. Dieser Aufforderung nachzukommen, hätte für ihn den sicheren Tod bedeutet. Der König und die Königin von Böhmen, die Universität, Mitglieder des Adels und Regierungsbeamte richteten vereint eine Bittschrift an den Pontifex, es Hus doch zu gestatten, in Prag zu bleiben und einem Bevollmächtigten aus Rom Rede und Antwort zu stehen (PGB, III, 6, 257 f). Statt dieser Bitte nachzukommen, trieb der Papst das Verfahren voran und erwirkte die Verurteilung von Hus. Dann verhängte er über die Stadt Prag den Kirchenbann.VSL 93.2

    Wenn in jener Zeit ein solches Urteil ausgesprochen wurde, rief dies große Bestürzung hervor. Die Rituale, die es begleiteten, waren so angelegt, dass sie ein Volk erzittern ließen, das den Papst ja als den Stellvertreter Gottes betrachtete, der die Schlüssel von Himmel und Hölle in den Händen hielt und die Macht besaß, weltliche sowie geistliche Urteile zu fällen. Man glaubte, dass die Tore des Himmels für jene Gebiete verschlossen waren, die mit dem Bann belegt wurden, und dass ihre Toten von den Orten der Glückseligkeit ausgeschlossen blieben, bis es dem Papst gefiel, den Bann aufzuheben. Als Zeichen dieser schrecklichen Katastrophe wurden alle Gottesdienste in Prag eingestellt und die Kirchen geschlossen. Hochzeiten wurden auf Friedhöfen abgehalten, die Toten, denen das Begräbnis auf geweihtem Grund untersagt wurde, verscharrte man ohne Feierlichkeit in Gräben oder auf Feldern. Solche Maßnahmen übten einen enormen Einfluss auf die Wahrnehmung der Menschen aus. Damit versuchte Rom ihre Gewissen zu kontrollieren.VSL 93.3

    In Prag herrschte Aufruhr. Von vielen wurde Hus als Urheber dieser Katastrophe angesehen, und sie verlangten, dass Hus der Rache Roms übergeben werde. Um den Sturm zu stillen, zog sich der Reformator für eine Zeit in sein Heimatdorf zurück (nach Ziegenburg [Kozi Hradek] in Südböhmen). An seine Freunde, die er in Prag zurückgelassen hatte, schrieb er: »Wisset also, dass ich, durch diese Ermahnung Christi und sein Beispiel geleitet, mich zurückgezogen habe, um nicht den Bösen Gelegenheit zur ewigen Verdammnis und den Guten zur Bedrückung und Betrübnis Ursache zu werden; und dann auch, damit nicht die gottlosen Priester die Predigt des göttlichen Wortes ganz verhindern sollten. Ich bin also nicht deshalb gewichen, damit durch mich die göttliche Wahrheit verleugnet würde, für welche ich mit Gottes Beistand zu sterben hoffe.« (BRAR, I, 94/95; vgl. NKG, VI, 2, § 47) Hus gab seine Tätigkeit nicht auf, sondern bereiste das umliegende Land und predigte zur lernbegierigen Menge. Die Maßnahmen, die der Papst zur Unterdrückung des Evangeliums ergriff, trugen dazu bei, dass das Evangelium weiter verbreitet wurde. »Denn wir vermögen nichts wider die Wahrheit, sondern nur etwas für die Wahrheit.” (2. Korinther 13,8)VSL 93.4

    »Hus muss in dieser Zeit seiner Laufbahn einen schmerzlichen Kampf durchgemacht haben. Obgleich die Kirche ihn durch ihren Blitzstrahl zu überwältigen suchte, hatte er sich nicht von ihrer Autorität losgesagt. Die römische Kirche war für ihn nach wie vor die Braut Christi und der Papst Gottes Stellvertreter und Statthalter. Hus wollte gegen den Missbrauch der Autorität und nicht gegen das Prinzip selbst kämpfen. Dadurch entstand ein fürchterlicher Kampf zwischen den Überzeugungen seiner Vernunft und den Forderungen seines Gewissens. Wenn die Autorität gerecht und unfehlbar war, wie er doch glaubte, wie kam es, dass er sich gezwungen fühlte, ihr ungehorsam zu sein? Gehorchen hieß für ihn sündigen; aber warum sollte der Gehorsam gegen eine unfehlbare Kirche solche Folgen haben? Das war ein Problem, das er nicht lösen konnte; das war der Zweifel, der ihn von Stunde zu Stunde quälte. Die naheliegendste Antwort fand er schließlich in der Überlegung, dass sich hier wiederholte, was sich bereits in den Tagen Christi abgespielt hatte; die Priester der Kirche waren korrupt geworden und missbrauchten ihre rechtmäßige Autorität zur Erlangung unrechtmäßiger Ziele. Dies veranlasste ihn dazu, als Leitlinie für sich selbst das Prinzip zu übernehmen, dass nur die bewusst verstandenen Weisungen der Heiligen Schrift unser Gewissen bestimmen sollten. Dies empfahl er in seinen Predigten den Zuhörern. Damit vertrat er den Grundsatz, dass es eine unfehlbare Wegweisung nur bei Gott gibt, der in der Bibel spricht, und nicht in der Kirche, die durch die Priesterschaft redet. (WHP, III, 2)VSL 94.1

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