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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Schauprozesse

    Nach seiner Ankunft in Konstanz wurde Hus völlige Freiheit gewährt. Zu dem Geleitschutz des Kaisers kam noch eine persönliche Zusicherung des Schutzes durch den Papst. Doch entgegen wiederholter feierlicher Zusicherungen wurde er bald danach auf Befehl des Papstes und der Kardinäle verhaftet und in einen dumpfen Kerker geworfen. Später wurde er in eine befestigte Burg (Burg Gottlieben) am südlichen Ufer des Rheins gebracht und dort gefangen gehalten. Der Papst hatte aus seiner Niedertracht keinen Nutzen gezogen, denn bald danach wurde er in demselben Gefängnis eingekerkert (BRAR, 269). Vor dem Konzil wurde er zuvor der gemeinsten Verbrechen schuldig gesprochen; neben Mord, Simonie und Ehebruch für »Sünden, die unpassend sind, genannt zu werden.” So erklärte es das Konzil selbst, und schließlich wurde ihm die Tiara abgenommen und er selbst ins Gefängnis geworfen (HK, VII, 139-141). Die Gegenpäpste setzte man ebenfalls ab und ein neuer Papst wurde gewählt.VSL 98.3

    Obwohl sich der Papst größerer Verbrechen schuldig gemacht hatte, als Hus den Priestern je zur Last legte und wofür er eine Reform verlangte, machte sich dasselbe Konzil, das den Papst abgesetzt hatte, nun daran, den Reformator zu vernichten. Die Gefangennahme von Hus rief in Böhmen große Entrüstung hervor. Mächtige Adlige richteten scharfe Proteste wegen dieses Frevels an das Konzil (HGHB, 179 ff). Der Kaiser, der der Verletzung des freien Geleits nur zögernd zustimmte, widersetzte sich dem Vorgehen gegen Hus. Doch die Feinde des Reformators waren bösartig und entschieden. Sie nutzten die Vorurteile des Kaisers, seine Befürchtungen und seinen Eifer für die Kirche. Sie brachten umfangreiche Argumente vor, um zu beweisen, dass niemand »Ketzern Vertrauen schenken sollte, noch Leuten, die unter dem Verdacht der Ketzerei stünden, selbst wenn sie mit einem Sicherheitsgeleit von Kaisern und Königen versehen seien” (PGB, VI, 327 ff.). Damit setzten sie sich durch.VSL 99.1

    Durch Krankheit und Einkerkerung geschwächt - die schlechte und feuchte Luft in seinem Kerker brachte ihm ein Fieber, das ihn fast das Leben kostete - wurde Hus endlich vor das Konzil geführt. In Ketten gefesselt stand er vor dem Kaiser, der ihm sein Ehrenwort28Siehe Glossar »Sigismunds Geleitbrief«, S. 678. gegeben hatte, für seinen Schutz zu sorgen. Während seines langen Verhörs vertrat er standhaft die Wahrheit, und in Gegenwart der Würdenträger von Staat und Kirche protestierte er ernst und gewissenhaft gegen den Sittenverfall der Hierarchie. Als er gefragt wurde, ob er lieber abschwören oder den Tod auf sich nehmen wolle, wählte er das Schicksal des Märtyrers.VSL 99.2

    Die Gnade Gottes hielt ihn aufrecht. In den Wochen des Leidens vor seiner endgültigen Verurteilung erfüllte der Friede des Himmels seine Seele. »Ich schreibe diesen Brief«, teilte er einem Freund mit, »in meinem Kerker und mit meinen Händen in Ketten, und morgen erwarte ich mein Todesurteil. ... Wenn wir uns mit der Hilfe Jesu Christi wieder treffen in dem köstlichen Frieden des zukünftigen Lebens, wirst du lernen, wie gnädig Gott mir gegenüber war, wie wirksam er mich inmitten meiner Versuchungen und Not getragen hat.« (LHC, I, 516; vgl. RWG, XIII, 131/132; OAG, dort: PSA, II, 377/ 378; BRAR, II, 67)VSL 99.3

    In der Dunkelheit seines Kerkers sah er den Sieg des wahren Glaubens voraus. In seinen Träumen kehrte er zu seiner Kapelle in Prag zurück, wo er das Evangelium gepredigt hatte, und sah dort den Papst und die Bischöfe, wie sie die Bilder von Christus übertünchten, die er an die Wände hatte malen lassen. Dieses Traumbild betrübte ihn; aber »am nächsten Tag sah er viele Maler, die damit beschäftigt waren, die Figuren in größerer Anzahl und leuchtenderen Farben zu restaurieren. Sobald ihre Aufgabe fertig war, riefen sie, von einer unzählbaren Menge umgeben: ›Nun lasst die Päpste und Bischöfe kommen, sie werden sie nie mehr übermalen!‹” Der Reformator berichtete von seinem Traum: »Ich weiß mit Sicherheit, dass das Bild Christi niemals vernichtet werden wird. Sie wollten es zerstören, aber es wird frisch in alle Herzen gemalt werden von besseren Predigern, als ich es bin.« (DAGR, I, 6; vgl. NKG, VI, 2, 2, § 73)VSL 99.4

    Zum letzten Mal wurde Hus vor das Konzil geführt. Es war eine große und glanzvolle Versammlung. Der Kaiser, die Reichsfürsten, königliche Abgeordnete, Kardinäle, Bischöfe, Priester und eine riesige Volksmenge waren gekommen, um dem Ereignis des Tages beizuwohnen. Leute aus allen Teilen der Christenheit hatten sich als Zeugen dieses ersten großen Opfers in dem anhaltenden Kampf versammelt, durch den die Glaubensfreiheit gesichert werden sollte.VSL 100.1

    Als er zu einer letzten Aussage aufgefordert wurde, lehnte Hus es ab, seine Lehren zu widerrufen. Er richtete einen durchdringenden Blick auf den Monarchen, der sein Wort so schamlos gebrochen hatte, und erklärte: »Ich bin aus eigenem freiem Entschluss vor dem Konzil erschienen, unter dem öffentlichen Schutz und dem Ehrenwort des hier anwesenden Kaisers.« (RAR, II, 84; vgl. PGB, 364) Tiefe Röte überzog Sigismunds Gesicht, als sich die Augen der ganzen Versammlung auf ihn richteten.VSL 100.2

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