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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Unkluger Übereifer Und Seine Folgen

    Die französischen Reformatoren hätten es gerne gesehen, wenn ihr Land mit Deutschland und der Schweiz Schritt gehalten hätte. Sie entschieden sich daher, einen mutigen Schlag gegen den römischen Aberglauben auszuführen, der das ganze Land aufrütteln sollte. Dazu wurden in einer Nacht in ganz Frankreich Plakate gegen die Messe angeschlagen. Statt die Reformation zu fördern, stürzte dieser übereifrige und unkluge Schritt nicht nur seine Urheber, sondern auch die Freunde des reformierten Glaubens in ganz Frankreich ins Unglück. Nun hatten die Katholiken, was sie schon lange wünschten: einen Vorwand zur völligen Ausrottung der Ketzer als Aufwiegler, die die Sicherheit des Thrones und den Frieden im Land gefährdeten.VSL 206.3

    Es wurde nie bekannt, ob ein unbesonnener Freund oder ein gerissener Feind ein solches Plakat an der Tür zu den königlichen Privatgemächern angebracht hatte. Der König war empört. In dieser Schrift wurde der Irrglaube, der Jahrhunderte lang verehrt worden war, schonungslos angeprangert. Die beispiellose Verwegenheit, solch unschöne und Aufsehen erregende Äußerungen in die Gegenwart des Monarchen zu bringen, erregte seinen Zorn. Zitternd und sprachlos vor Entsetzen blieb er einen Augenblick stehen. Dann fasste er seine Wut in die schrecklichen Worte: »Man ergreife ohne Unterschied alle, die des Luthertums verdächtigt sind. ... Ich will sie alle ausrotten.« (DAGR, IV, 10) Die Würfel waren gefallen. Der König hatte sich entschieden, sich ganz auf die Seite Roms zu stellen.VSL 207.1

    Sofort wurden Maßnahmen getroffen, jeden Lutheraner in Paris zu verhaften. Ein armer Handwerker, ein Anhänger des reformierten Glaubens, der es gewohnt war, die Gläubigen zu den Geheimversammlungen zu führen, wurde festgenommen. Unter der Drohung, sofort auf dem Scheiterhaufen verbrannt zu werden, wurde ihm befohlen, die päpstlichen Abgesandten zum Haus eines jeden Protestanten in Paris zu führen. Vor dieser gemeinen Erpressung schreckte er zurück, doch aus Angst vor den Flammen stimmte er zu und willigte ein, der Verräter seiner Brüder zu werden. Hinter einer Hostie und mit einem Gefolge von Priestern, Weihrauchträgern, Mönchen und Soldaten schritt Jean Morin, der königliche Inquisitor, mit dem Verräter langsam und schweigend durch die Straßen der Stadt. Angeblich war diese Demonstration eine Versöhnung für die Beleidigung, die »dem heiligen Sakrament” durch die Protestanten zugefügt worden war. Doch hinter diesem Prunk verbarg sich ein tödlicher Zweck. Wenn der Zug gegenüber dem Haus eines Lutheraners ankam, machte der Verräter ein Zeichen, aber es wurde kein Wort gesprochen. Der Zug hielt an, das Haus wurde betreten, die Familie herausgeschleppt, in Ketten gelegt, und die schreckliche Gruppe ging weiter auf der Suche nach neuen Opfern. »Er schonte weder große noch kleine Häuser noch die Gebäude der Universität. . Vor Morin zitterte die ganze Stadt. ... Es war eine Zeit der Schreckensherrschaft.” (DAGR, IV, 10)VSL 207.2

    Die Opfer mussten unter grausamen Schmerzen sterben, denn auf besonderen Befehl wurde ihr Feuer abgeschwächt, um ihre Todesqualen zu verlängern. Aber sie starben als Sieger. Sie blieben standhaft und unerschütterlich, ihr Friede ungetrübt. Ihre Verfolger waren dieser unbeugsamen Festigkeit gegenüber machtlos und fühlten sich geschlagen. »Scheiterhaufen wurden in allen Stadtteilen von Paris errichtet, und das Verbrennen erfolgte an verschiedenen aufeinander folgenden Tagen in der Absicht, durch Ausdehnung der Hinrichtungen Furcht vor der Ketzerei zu verbreiten. Das wurde für das Evangelium allerdings vorteilhaft. Ganz Paris konnte sehen, was für Menschen die neuen Lehren hervorbrachten! Keine Kanzel konnte so beredt sein wie der Scheiterhaufen des Märtyrers. Die stille Freude, die auf den Angesichtern jener Menschen ruhte, wenn sie dem Richtplatz zuschritten, ihr Heldenmut inmitten der peinigenden Flammen, ihre sanftmütige Vergebung der Beleidigungen wandelten nicht selten den Zorn in Mitleid und den Hass in Liebe um und zeugten mit unwiderstehlicher Beredsamkeit für das Evangelium.” (WHP, XIII, 20)VSL 208.1

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