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Vom Schatten zum Licht - Contents
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    Einladung Und Reise Nach Konstanz

    Um die Missstände und Wirren zu beseitigen, die ganz Europa verunsicherten, fand ein allgemeines Konzil in Konstanz27Siehe Glossar »Konzil zu Konstanz«, S. 666. statt. Dieses Konzil wurde auf Wunsch Kaiser Sigismunds durch einen der drei einander bekämpfenden Päpste, Papst Johannes XXIII., einberufen. Der Wunsch nach diesem Konzil war Papst Johannes, dessen Charakter und Praktiken eine Untersuchung schlecht vertrugen, alles andere als willkommen, auch nicht den Prälaten mit ihrer ebenso lockeren Moral, wie sie bei den Kirchenmännern jener Zeit vorherrschte. Er wagte es aber nicht, dem Willen Sigismunds zu widersprechen.VSL 96.2

    Das Hauptanliegen dieses Konzils war die Beseitigung der Kirchenspaltung und die Ausrottung der Ketzerei. Aus diesem Grund wurden auch die anderen beiden Gegenpäpste sowie der führende Vertreter der neuen Ansichten, Jan Hus, aufgefordert zu erscheinen. Die Ersteren erschienen aus Gründen der eigenen Sicherheit nicht persönlich, sondern ließen sich durch ihre Gesandten vertreten. Papst Johannes, der das Konzil einberufen hatte, kam mit vielen bösen Ahnungen und dem Verdacht dorthin, dass es das heimliche Ziel des Kaisers wäre, ihn abzusetzen. Außerdem befürchtete er, für seine Unsittlichkeiten, mit denen er den Heiligen Stuhl beschmutzte, sowie für die Verbrechen, durch die er an die Macht gekommen war, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Doch er hielt mit großem Gepränge Einzug in die Stadt Konstanz. Er war von kirchlichen Würdenträgern höchsten Ranges umgeben, und ihm folgte ein Zug von Höflingen. Der gesamte Klerus, die Würdenträger der Stadt und eine riesige Volksmenge strömten ihm entgegen, um ihn willkommen zu heißen. Vier hohe Beamte hielten einen goldenen Baldachin über ihn. Vor ihm wurde die Hostie getragen, und die reichen Gewänder der Kardinäle und des Adels ergaben ein eindrucksvolles Bild.VSL 96.3

    Unterdessen näherte sich ein anderer Reisender der Stadt Konstanz. Hus war sich der Gefahren bewusst, die ihm drohten. Er verabschiedete sich von seinen Freunden, als ob er sie nie wiedersehen würde, und machte sich mit dem Gefühl auf den Weg, dass dieser ihn auf den Scheiterhaufen bringen würde. Trotz des freien Geleits, das ihm vom böhmischen König und ebenso von Kaiser Sigismund während der Reise zugesichert worden war, bereitete er sich auf einen möglichen Tod vor.VSL 97.1

    An seine Freunde in Prag schrieb er: »Meine Brüder ... ich gehe von hier mit einem freien Geleit vom König, um meinen zahllosen und moralischen Feinden zu begegnen. ... Ich verlasse mich völlig auf den allmächtigen Gott, meinen Heiland; ich vertraue darauf, dass er auf unsere innigen Gebete hören wird und mir seine Klugheit und Weisheit in meinen Mund legt, damit ich ihnen widerstehen kann, und dass er mir seinen Heiligen Geist verleiht, mich in der Wahrheit zu stärken, damit ich mit Mut den Versuchungen, dem Kerker und wenn notwendig, einem grausamen Tod entgegen gehen kann. Jesus Christus litt um seiner Auserwählten willen, und sollten wir daher überrascht sein, dass er uns ein Beispiel gab, für ihn und unser Heil alles zu erdulden? Er ist Gott und wir seine Geschöpfe; er ist der Herr und wir sind seine Diener; er ist der Herr der Welt und wir sind verachtenswerte Sterbliche und doch litt er! Warum sollten wir nicht auch leiden, besonders wenn Leid zu unserer Reinigung dient? Daher, meine Geliebten, wenn mein Tod zu seiner Herrlichkeit beitragen sollte, betet darum, dass er schnell kommen möge, und dass der Herr mich befähigt, all meiner Not mit Standhaftigkeit zu begegnen. Doch wenn es besser sein sollte, dass ich zu euch zurückkehre, so wollen wir Gott darum bitten, dass ich ohne Befleckung wieder zu euch komme; das heißt, dass ich nicht einen Tüttel der Wahrheit des Evangeliums unterdrücke, damit ich meinen Brüdern ein ausgezeichnetes Beispiel liefere, dem sie nachfolgen können. Vielleicht werdet ihr mein Antlitz in Prag nie wieder sehen; wenn es aber der Wille des allmächtigen Gottes ist, mich euch wiederzugeben, lasst uns mit festerem Herzen in der Erkenntnis und Liebe zu seinem Gesetz vorangehen.” (BRAR, I, 150; vgl. NKG, 6, 2, 2, § 49)VSL 97.2

    In einem anderen Brief an einen Priester, der ein Jünger des Evangeliums geworden war, sprach Hus in tiefer Demut über seine Irrtümer und klagte sich selbst an, dass er »Freude daran hatte, reiche Gewänder zu tragen und Stunden mit leichtfertigen Dingen zu vergeuden.« Er fügte die rührenden Ermahnungen hinzu: »Möge die Herrlichkeit Gottes und das Heil von Seelen dein Gemüt in Anspruch nehmen und nicht der Besitz von Pfründen und Vermögen. Hüte dich davor, dein Haus mehr zu schmücken als deine Seele, und verwende deine größte Sorgfalt auf das geistliche Gebäude. Sei liebevoll und demütig zu den Armen und verschwende deine Habe nicht durch Festgelage. Solltest du dein Leben nicht bessern und dich vom Überflüssigen fernhalten, so fürchte ich, wirst du hart gezüchtigt werden, wie ich selbst. ... Du kennst meine Lehre, denn du hast meine Unterweisungen von deiner Kindheit an empfangen, deshalb ist es unnütz für mich, dir weiter zu schreiben. Aber ich beschwöre dich bei der Gnade unseres Herrn, mich nicht in irgendeiner der Eitelkeiten nachzuahmen, in welche du mich fallen sahest.” Auf dem Umschlag des Briefes fügte er hinzu: »Ich beschwöre dich, mein Freund, diese Siegel nicht zu brechen, bis du die Gewissheit erlangt hast, dass ich tot bin.« (BRAR, I, 163/164)VSL 98.1

    Auf seiner Reise bemerkte Hus überall Anzeichen der Verbreitung seiner Lehren und das Wohlwollen, mit der sie aufgenommen wurden. Die Menschen kamen zusammen, um ihn zu sehen, und in einigen Städten begleiteten ihn Beamte durch die Straßen.VSL 98.2

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