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Macht Und Ohnmacht - Contents
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    Jeremias Tempelreden

    In dieser Krise waren nur öffentliche und weitreichende Maßnahmen wirksam. Der Herr beauftragte Jeremia, sich in den Tempelvorhof zu stellen und zu allen Leuten zu sprechen, die dort ein- und ausgingen. Die ihm anvertrauten Botschaften durfte er nicht um ein einziges Wort verkürzen, damit die Sünder in Jerusalem die bestmögliche Gelegenheit bekämen, aufmerksam zuzuhören und sich von ihren bösen Wegen abzuwenden.MUO 277.1

    Der Prophet gehorchte. Er stellte sich in den Eingang zum Haus des Herrn und erhob seine warnende Stimme. Unter der Eingebung des Allmächtigen flehte er sie an: »Hört zu, ihr Leute von Juda! Hört alle her, die ihr durch diese Tore in den Tempel geht, um den Herrn anzubeten! So spricht der Gott Israels, der Herrscher der Welt: Ändert euer Leben und Tun! Dann dürft ihr hier wohnen bleiben. Glaubt nicht, dass es euch etwas hilft, wenn ihr ständig wiederholt: Dies ist der Tempel des Herrn, dies ist der Tempel des Herrn, hier wohnt der Herr! Damit betrügt ihr euch selbst! Nein, ihr müsst euer Leben und Tun gründlich ändern! Geht gerecht miteinander um; nutzt nicht Fremde, Waisen und Witwen aus; vergießt nicht das Blut unschuldiger Menschen! Lauft nicht den fremden Göttern nach, die euch ins Unglück bringen! Nur dann könnt ihr hier wohnen bleiben, in dem Land, das ich euren Vorfahren als Erbbesitz gegeben habe.« (Jeremia 7,2-7 GNB)MUO 277.2

    Hier zeigt sich deutlich, wie ungern der Herr Menschen straft. Er hält seine Gerichte zurück, um die Unbußfertigen eindringlich warnen zu können. Er, »der Barmherzigkeit, Recht und Gerechtigkeit übt auf Erden« (Jeremia 9,23), fühlt sich zu seinen irrenden Kindern hingezogen. Auf jede nur mögliche Weise möchte er sie auf den Weg zum ewigen Leben führen. Er hatte die Israeliten aus der Sklaverei befreit, damit sie ihm dienten, dem einzig wahren und lebendigen Gott. Obwohl sie lange im Götzendienst irregegangen waren und seine Warnungen missachtet hatten, erklärte er sich sogar jetzt noch bereit, die Züchtigung hinauszuschieben und ihnen eine weitere Gelegenheit zur Reue zu geben. Er machte ihnen klar, dass das drohende Verderben nur durch eine gründliche Herzenserneuerung abzuwenden sei. Sich auf den Tempel und dessen Gottesdienste zu verlassen, sei vergeblich. Riten und Zeremonien könnten keine Sünde sühnen. Auch wenn sie sich darauf beriefen, das auserwählte Volk zu sein, könne sie doch nur eine Veränderung des Herzens und der Lebensgewohnheiten vor den unausweichlichen Folgen fortgesetzter Übertretung bewahren.MUO 277.3

    So lautete die Botschaft Jeremias »in den Städten Judas und auf den Straßen von Jerusalem ... Hört die Worte dieses Bundes« - die klaren Gebote Gottes, wie sie in den heiligen Schriften überliefert sind - »und handelt danach«! (Jeremia 11,6 Elb.) Diese Botschaft verkündigte er, als er zu Beginn der Herrschaft von Jojakim im Vorhof des Tempels stand.MUO 278.1

    In kurzen Zügen erinnerte er an die Erfahrungen seit dem Auszug aus Ägypten. Beim Bundesschluss hatte Gott gesagt: »Gehorcht mir, dann werde ich euer Gott sein, und ihr werdet mein Volk sein. Tut, was ich euch sage, damit es euch gut geht!« Aber dieser Bund wurde immer wieder schamlos gebrochen. Obwohl ein auserwähltes Volk, haben die Israeliten »stattdessen getan, was ihnen in den Sinn kam und was ihr böses Herz ihnen eingab zu tun. Sie drehten mir den Rücken zu« (Jeremia 7,23.24 NLB).MUO 278.2

    »Warum verlässt dann dieses Volk immer wieder den richtigen Weg?«, fragte der Herr (Jeremia 8,5a Hfa). Weil - so Jeremia - das Volk widerspenstig gewesen war und Gottes Zurechtweisung abgelehnt hatte (vgl. Jeremia 5,3). »Treue und Wahrheit habt ihr verloren, ihr sprecht nicht einmal mehr darüber!« (Jeremia 7,28b Hfa), klagte er. »Alle Zugvögel kennen ihre Ordnung und gehen und kommen zu der Zeit, die ich ihnen bestimmt habe: der Storch, die Taube, die Schwalbe, die Drossel. Nur mein Volk hält sich nicht an die Ordnungen, die ich ihm gegeben habe.« (Jeremia 8,7 GNB) »>Sollte ich so ein Verhalten nicht bestrafen?‹, spricht der Herr. ›Sollte ich mich an einem solchen Volk nicht rächen?‹« (Jeremia 9,8 NLB)MUO 278.3

    Die Zeit für eine eingehende Herzensprüfung war gekommen. Während der Herrschaft von Josia hatte das Volk noch einmal Hoffnung geschöpft. Aber nun konnte der König nicht mehr als Fürsprecher für sie eintreten, denn er war in einer Schlacht gefallen. Die Sünden der Nation waren derart, dass es für eine vermittelnde Fürsprache fast zu spät war. »Wenn auch Mose und Samuel vor mir stünden«, erklärte der Herr, »so habe ich doch kein Herz für dies Volk. Treibe sie weg von mir und lass sie weggehen! Und wenn sie zu dir sagen: ›Wo sollen wir hin?‹, dann antworte ihnen: So spricht der Herr: ›Wen der Tod trifft, den treffe er; wen das Schwert trifft, den treffe es; wen der Hunger trifft, den treffe er; wen die Gefangenschaft trifft, den treffe sie!‹« (Jeremia 15,1.2)MUO 278.4

    Sollte das Gnadenangebot Gottes nochmals abgelehnt werden, würde das unbußfertige Südreich von den gleichen Strafgerichten heimgesucht werden wie das Nordreich ein Jahrhundert zuvor. Nun lautete die Botschaft des Herrn: »Wenn ihr euch nicht nach dem richtet, was ich euch sage, wenn ihr nicht nach meinen Geboten lebt, die ich euch gegeben habe, und wenn ihr meinen Knechten, den Propheten, keine Beachtung schenkt, die ich doch unablässig, immer wieder, zu euch sende, obwohl ihr doch nicht auf sie hört, dann will ich diesen Tempel genauso zerstören, wie ich das Heiligtum in Silo zerstört habe. Und der Name eurer Stadt soll von allen Völkern dieser Erde als Fluchwort gebraucht werden.« (Jeremia 26,4-6 NLB)MUO 278.5

    Alle, die im Tempelhof diese Predigt von Jeremia hörten, verstanden recht gut diesen Hinweis auf Silo. Damals hatten die Philister Israel besiegt und die Bundeslade weggeführt. Der Priester Eli hatte über die Schandtaten seiner Söhne im heiligen Amt wie auch über die im ganzen Land herrschenden Sünden leichtfertig hinweggesehen. Sein Versäumnis, diese Missstände zu beseitigen, stürzte Israel in ein furchtbares Unheil. Seine Söhne fielen in der Schlacht, Eli selbst starb auch, die Bundeslade wurde Beute der Feinde Israels, und 30.000 Menschen wurden erschlagen (vgl. 1. Samuel 4). All das geschah, weil man es der Sünde gestattete, sich ungerügt und unkontrolliert auszubreiten. Die Israeliten hatten sich eingebildet, dass die bloße Anwesenheit der heiligen Bundeslade - ungeachtet der sündhaften Gepflogenheiten - den Sieg über die Philister sichern werde. Genauso waren die Einwohner Judas zur Zeit von Jeremia der Meinung, dass die strikte Einhaltung der von Gott verordneten Dienste im Tempel genügte, um sie vor einer gerechten Bestrafung für ihr böses Treiben zu bewahren.MUO 279.1

    Das ist ein warnendes Beispiel für alle Verantwortungsträger in der Gemeinde Gottes heute! Es gilt, gewissenhaft gegen Übertretungen vorzugehen, die der Sache der Wahrheit schaden! Wer ein Verwalter des Gesetzes Gottes zu sein beansprucht, darf sich nicht einbilden, er könne sich durch eine äußerliche Wertschätzung der Gebote vor den Folgen göttlicher Gerechtigkeit schützen. Keiner sollte es ablehnen, um seiner Sünde willen getadelt zu werden, und niemand sollte die Diener Gottes des Übereifers beschuldigen, wenn sie sich bemühen, die Gemeinde vom bösen Tun zu reinigen. Gott, der die Sünde hasst, verpflichtet seine gesetzestreuen Diener zu einer klaren Absage jeglicher Bosheit. Zeigen sich Männer und Frauen uneinsichtig und verweigern den Gehorsam, sind die Folgen heute ebenso ernst wie damals für das alte Israel. Der Herr hat eine Grenze gesetzt, über die seine Strafgerichte nicht hinausgezögert werden können. Die Verwüstung Jerusalems in den Tagen von Jeremia ist eine ernste Warnung an das geistliche Israel unserer Tage, denn die Ratschläge und Ermahnungen Gottes durch seine erwählten Werkzeuge können nicht ungestraft missachtet werden.MUO 279.2

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